Der folgende Beitrag ist der Epilog aus “Wenn ich groß bin, werde ich Gott”. Falls er Ihnen gefällt, können Sie das Buch direkt bei mir bestellen. Und sollte er Ihnen nicht gefallen, kaufen Sie es ruhig trotzdem. Ich bin da nicht wählerisch.
Kurz nach deiner Geburt hielt ich dich im Krankenhaus im Arm und versprach dir: „Ich werde alles versuchen, um dir ein guter Vater zu sein, dich zu beschützen und für dich zu sorgen.“ Du schautest mich ernst an und dachtest: „Was heißt hier versuchen? Streng dich verdammt nochmal an. Und wenn ich zwölf bin, will ich eine Playstation.“ Dann hast du die Augen zugemacht und geschlafen.
Mittlerweile kann ich dich nicht mehr auf dem Arm halten. Bald brichst du auf, um mit deinem besten Freund Asien zu bereisen. Möget ihr Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebnisse für euer ganzes Leben sammeln. (Deine Mama und ich werden drei Monate schlaflose Nächte sammeln.)
Jetzt, wo du volljährig bist und bald auf eigenen Füßen stehst, frage ich mich, was ich dir auf deinem weiteren Lebensweg noch mitgeben kann. Wahrscheinlich gar nicht so viel. Du bist in den letzten achtzehn Jahren schon zu einem wunderbaren Menschen herangewachsen: hilfsbereit, witzig, empathisch, offen und mit dem Herz am rechten Fleck.
Ich habe trotzdem ein paar weise und unweise Gedanken aufgeschrieben, die vielleicht hilfreich sind. Falls nicht für dich, dann für mich. Ich wünschte, ich hielte mich nur an die Hälfte dieser Ratschläge.
- „Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens“ klingt wie ein beschissener Spruch aus „Das Café am Rande der Welt“, ist aber trotzdem wahr. Carpe diem so oft und so hart, wie du kannst.
- Eine Serie bingen oder auf dem Bett chillen sind auch ein guter Nutzen deines Tages. „Das Café am Rande der Welt“ lesen nicht.
- Dein Leben ist zu kurz, um dich mit negativen Menschen zu umgeben.
- Dein Leben ist zu kurz, um rohen Kohlrabi zu essen.
- Kümmere dich nicht um eine „Karriere“. Tue das, was dich interessiert, kümmere dich um deine Bedürfnisse und mache immer wieder etwas Neues. Schaust du später zurück, hattest du vielleicht so etwas wie eine „Karriere“.
- Wenn du denkst, jemand ist normal, kennst du ihn nicht gut genug.
- Traue niemandem mit dem WhatsApp-Status: „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum.“
- Traue auch niemandem mit dem WhatsApp-Status: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ (Traue prinzipiell niemandem, der den kleinen Prinzen zitiert.)
- Du musst nicht jeden mögen und kannst andere total bescheuert finden. Behandle trotzdem alle mit Respekt.
- „Niemand ist perfekt. Wenn du nach Schlechtem suchst, findest du es. Wenn du nach Gutem suchst, findest du es. Wähle weise, wonach du suchst.“ Lex Fridman.
- Lerne Widersprüche auszuhalten. Auch deine eigenen.
- Sei nachsichtig mit anderen. Sei nachsichtig mit dir selbst. Sei nachsichtig mit deinen Eltern.
- Alles, was du vor dem Aber sagst, ist wertlos.
- Toleriere andere Meinungen, auch wenn du sie nicht teilst.
- PUR gut finden, ist keine Meinung, sondern eine Geschmacksverwirrung.
- Sei freundlich. Immer.
- Die beste Antwort auf eine Beleidigung: „Wahrscheinlich hast du recht.“
- Wenn du eingeladen warst, schreibe am nächsten Tag und bedanke dich.
- Wenn du woanders übernachtest, ziehe morgens das Bett ab.
- Wenn du jemanden umarmst, lasse immer als Letzter los. Außer die Person möchte nicht umarmt werden. Dann fang gar nicht erst an.
- Sei dir immer bewusst, wie privilegiert du bist.
- Nur Arschgeigen erheben sich über andere.
- Taten sind wichtiger als Worte. Das gilt für andere, aber auch für dich.
- Belehre andere nicht, sondern gehe mit gutem Beispiel voran. Zum Beispiel indem du keine Sprüche-Bilder auf WhatsApp teilst.
- Gute Small-Talk-Frage: „Hast du schon mal einen Bären gestreichelt?“
- Schlechter Anmach-Spruch: „Willst du meinen Bären streicheln?“
- Kita-Kinder sind die besten Gesprächspartner. Wer sonst fragt dich, wer dein fünftliebster Dinosaurier ist?
- Lerne die Bedürfnisse deiner Mitmenschen kennen und respektiere sie.
- Wenn du schreibst, dass du dich verspätest, gib doppelt so viel Zeit an. Bei fünf Minuten zehn, bei zehn zwanzig und bei zwanzig vierzig. Bei vierzig Minuten sagst du das Treffen besser ab.
- Richte dir eine Handy-Erinnerung ein, dass du alle zwei Wochen deine Großeltern anrufst.
- Richte dir eine Handy-Erinnerung ein, dass du einmal im Jahr zum Urologen gehst.
- Trinke nie allein Alkohol.
- Iss nie allein Mon Chéri. Auch nicht zu zweit. Iss einfach nie Mon Chéri.
- Mit Fahrradhelm sieht jeder aus wie ein verdammter Trottel. Trage trotzdem einen.
- Sei gut zu deinem Körper. Iss regelmäßig Obst.
- Sei gut zu deinem Geist. Iss regelmäßig Kuchen.
- Verbanne Handys, Tablets und Fernseher aus deinem Schlafzimmer. Ein Ratschlag, der dir jetzt vollkommen absurd erscheint, in fünfzehn Jahren nicht mehr.
- Bewahre in jedem Zimmer ein Ladekabel auf. Außer im Schlafzimmer.
- Kriterien für einen guten Job: 1) Du weißt, was du zu tun hast, 2) du verdienst genug, um dir leckeres Essen zu kaufen, 3) du hast Zeit für deine Hobbys. Weise Gedanken von B., dem Sohn einer ehemaligen Kollegin.
- Leute, mit denen du dich auf der Arbeit gut stellen musst: IT, Buchhaltung, Assistenz, Hausmeister.
- Das beste Erfolgsrezept: Versprich zu wenig, halte zu viel.
- Fleiß, Durchhaltevermögen und Beharrlichkeit sind wichtiger als Talent. Oder in den Worten von Denzel Washington: „Wenn du lang genug beim Friseur rumhängst, bekommst du früher oder später einen Haarschnitt.“
- Fast jedes Meeting könnte eine E-Mail sein. Häufig nicht einmal das.
- Frage dich regelmäßig: „Was würde ich tun, wenn ich zehn Millionen Euro hätte, aber trotzdem 40 Stunden pro Woche arbeiten müsste?“
- Frage dich genauso oft: „Macht mir das, was ich heute tue, Spaß? Falls nein, wie lange schon?“ Weise Fragen von Steve Jobs.
- „Wenn du keinen Spaß hast, geh einfach weg.“ Weise Worte von Paris Hilton.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Das sind so gute Ratschläge! Werde ich mir sofort für die eigenen Kinder abspeichern und im Laufe der Zeit anpassen.
Lieber Herr Hanne, vielen Dank für Ihre Gedanken, Ratschläge und Ihre wunderbare Sicht des Lebens. Teile ich uneingeschränkt.
Vielen lieben Dank.