Familien-Gedöns der Woche (543)

Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.

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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.

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Eine kleine Wochenschau | KW12/2025: Der Schokoladen-Millionär (Teil 2)

Teil 1


21. März 2025, Berlin

Osterrabatte bei Penny. Nur 2,69 Euro für die 110g-Hasen von Kinder-Schokolade. Ich habe keine Ahnung, was die normalerweise kosten. Weil das Preisschild aber rot hervorgehoben ist, vertraue ich als unmündiger Kunde dem Discounter, dass es sich um ein unschlagbares Schnäppchen handelt.

Packe acht Stück ein – für die Osterhasen-Aktion bei uns im Haus – und lege mehrere Tüten mit Milka-Eiern dazu. Eigentlich stört das meinen inneren Monk. Produkte von zwei unterschiedlichen Marken zu kombinieren, deren farbliche Gestaltung sich auch noch so sehr unterscheidet. Allerdings sind die Eier ebenfalls mit einem roten Preisetikett ausgezeichnet, so dass sich mein innerer Sparfuchs durchsetzt.

An der Kasse ruft mein mit Ostersüßigkeiten gefüllter Wagen Bewunderung bei vier circa zehnjährigen Jungs hervor. Was ich mit der vielen Schokolade vorhabe, wollen sie wissen. Erkläre ihnen, die würde ich an die Kinder in unserem Haus verteilen. Ihren Gesichtern ist die Enttäuschung anzusehen, dass sie nicht bei uns wohnen.

Endgültig Legendenstatus erlange ich bei den Knaben, als ich meine Einkäufe mit meiner goldenen Postbank-EC-Karte bezahle. Die besitzen meine Frau und ich lediglich, weil wir gemeinsam oberhalb des monatlichen Geldeingangslimits von 3.000 Euro liegen. Bei jeder Benutzung schäme ich mich, weil die Karte so protzig aussieht, und komme mir wie ein ungehobelter Neureicher vor.

Den Jungs ist das egal, sie halten mich wahrscheinlich für einen Millionär. Ich möchte den Mitarbeitenden bei Penny nicht zu nahe treten, aber wäre das der Fall, kaufte ich nicht hier, sondern im benachbarten Bio-Supermarkt ein.

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Inzwischen sind die beiden Asienreisenden in Lombok angekommen. Wegen eines Unwetters kreiste ihr Flugzeug eine Stunde über dem Flughafen. Erst im vierten Versuch gelang dem Piloten die Landung.

Ihre Bilder vom Strand zeugen auch nur wenig von Idylle. Regen, Wind, Wellen, alles ist grau. Lediglich die Palmen im Hintergrund erinnern an Indonesien. Ansonsten könnten das auch Fotos von einem herbstlichen Nordseeurlaub sein.

22. März 2025, Berlin

Heute vor fünf Jahren begann der erste Corona-Lockdown in Deutschland. Mit Home Office, Schulschließungen und menschenleeren Straßen. Und in den Supermärkten begann der Kampf um Nudeln, Klopapier und Mehl.

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Bekomme auf Insta das Video eines Parcours-Artisten in meinen Feed gespielt. Der Mann springt von sehr hohen Gebäuden oder Mauern in Laternenpfähle oder Masten hinein und gleitet daran zu Boden.

Ich habe viele Fragen:

  • Warum macht er das? Für den Kick, den Augenblick?
  • Ist ihm das Prinzip Treppenstufen unbekannt?
  • Wie hoch sind die Beiträge seiner Unfallversicherung?
  • Warum schaue ich mir das an? Für den Kick, den Augenblick? Aber ohne meinen Schreibtisch zu verlassen?

23. März 2025, Berlin

Lese in den letzten Tagen regelmäßig bei „Buddenbohm und Söhne“. Dort postet Maximilian Buddenbohm seit 21 Jahren Interessantes, Nachdenkliches, Informatives und Amüsantes. Inzwischen sogar täglich, immer auf höchstem sprachlichem Niveau und in einer intellektuellen Tiefe, dass du schon mal neidisch werden kannst.

Selbstverständlich auf bewundernde und wertschätzende Weise. Im Sinne von „Auf diese Formulierung wäre ich auch gerne gekommen.“ und nicht mit dem Gedanken „Hoffentlich bekommt der olle Max bald Gicht, damit er nicht mehr tippen kann und mein Blog in besserem Licht dasteht.“

Heute berichtet er von einer Datenbank mit den Werken, die Meta „genutzt“ (aka geklaut) hat um seine AI zu trainieren. Ich bin narzisstisch genug, um sofort meinen Namen in das Suchfeld einzugeben. Fehlanzeige. (Im Gegensatz zu Maximilian Buddenbohm.)

Dafür hat sich Meta an folgenden Werken von fast Christian Hannes bedient:

  • Christian A. Hanke: Computational Methods for Understanding Riboswitches
  • Christian Hanke (zusammen mit Holger Gohlke): Tertiary Interactions in the Unbound Guanine-Sensing Riboswitch Focus Functional Conformational Variability on the Binding Site
  • Christian Hanner (gemeinsam mit Tomas McKelvey): On Identification of Hammerstein Systems Using Excitation With a Finite Number of Levels

Ich habe keine Ahnung, was Riboswitches sind – Ribo-Switches oder Ribos-Witches? –, und das Hammerstein-System ist mir ebenfalls unbekannt. Dennoch beziehungsweise gerade deswegen scheinen mir diese Beiträge besser geeignet zu sein, um eine künstliche Intelligenz klüger zu machen als Bücher wie „Ein Vater greift zur Flasche“ oder „Wenn ich groß bin, werde ich Gott“.

Ein bisschen enttäuscht bin ich dennoch. Sobald ein Unternehmen an einer Artificial Stupidity arbeitet, kommt aber meine große Stunde.

Stoße bei Maximilian außerdem auf einen Clip von Bill Nighy („Love actually”, „The boat that rocked”). Darin kündigt er einen neuen Podcast an. Mit den Worten: „My name is Bill Nighy and I am here to complicate things further.” Was für ein Intro.

Und ein Satz, der in so vielen Lebenssituationen passt:

  • „Ich bin Friedrich Merz. I am here to complicate things further.“
  • „Ich bin der Klempner, der sich ihre kaputte Heizung anschauen soll. I am here to complicate things further.“
  • „Ich bin das Programm zum Ausfüllen deiner Steuererklärung. I am here to complicate things further.“
  • „Ich bin die Lasche zum Öffnen der Wurstverpackung. I am here to complicate things further.“

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Eine kleine Wochenschau | KW12/2025: Der Schokoladen-Millionär

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


17. März 2025, Berlin

Sehe vom Balkon aus auf der anderen Straßenseite eine Tagesmutter mit einem Kinderwagen mit den Ausmaßen einer Stretch-Limo. Darin sitzen sich vier Kinder in Zweier-Reihen gegenüber, in ihren Händen halten sie Plastikbecher. Damit stoßen die Kleinen schwungvoll an, begleitet von lautem Lachen, Kichern und Glucksen.

Das kann man nun bedenklich finden, zweijährige Kinder die quasi ein Alkoholgelage nachmachen. Oder man erfreut sich an ihrer ansteckenden Fröhlichkeit. Ich entscheide mich für letzteres. Gerade in diesen Zeiten darfst du nicht immer das Schlechte sehen. Da musst du auch mal schöne Gedanken zulassen. In diesem Sinne: Prost.

Titelbild mit einem Wand-Graffiti von Balu dem Bären mit rückwärts getragenem Basecap, Baggy Pants und einer dicken goldenen Halskette
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Familien-Gedöns der Woche (542)

Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.

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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.

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Eine kleine Wochenschau | KW11/2025: Zunehmende Verspießerung (Teil 2)

Teil 1


14. März 2025, Berlin

Aus der Reihe „Schlagzeilen, die sich anhören, als hätte Der Postillon sie erfunden“: USA bitten Dänemark um Eier. Ist aber kein Artikel auf der Satire-Seite, sondern steht auf Spiegel Online.

Um die exorbitant hohen Eierpreise (12 Eier für 8 US-Dollar) zu drücken, möchten die USA, dass Europa seine Eier-Exporte erhöht. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum Trump sich Grönland unter den Nagel reißen will. Nicht aus geostrategischen Interessen oder wegen der Bodenschätze, sondern um an günstige europäische Eier zu kommen.

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Lese auf Twitter eine interessante Frage: „Wenn ihr ab sofort in der Serie lebt, die ihr zuletzt geschaut habt, wo seid ihr gelandet?“

Bei uns wäre das ungünstigerweise Gilead aus der Serie „A Handmaid’s Tale“. Ein christlich-fundamentalistischer Gottesstaat, der in der nach einem gewaltsamen Umsturz in den USA als streng patriarchalische Militärdiktatur errichtet wurde. Aufgrund von Geschlechtskrankheiten und Umweltgiften sind die Geburtenraten weltweit dramatisch zurückgegangen und in Gilead sind die verbliebenen gebärfähigen Frauen als Dienstmägde versklavt und müssen den herrschenden Kommandanten und ihren unfruchtbaren Frauen Kinder gebären. Kein schöner Gedanke, Teil einer solchen Gesellschaft zu sein.

Eine Userin schaut die Serie ebenfalls und schreibt, sie könnte dort nicht leben. Da wäre sie die ganze Zeit damit beschäftigt, Kommandanten zu killen und Kinder zu retten.

Das würde ich von mir auch gerne behaupten, bin aber skeptisch, ob ich zu so einer Form von Widerstand fähig wäre. Dazu befolge ich zu penibel Regeln, scheue Konflikte und bin stets auf Harmonie aus. Obendrein bin ich ängstlich und schrecke vor körperlicher Gewalt zurück. (Vor allem vor körperlicher Gewalt mir gegenüber.)

Ich fürchte mit so einer Persönlichkeitsstruktur bist du kein Weiße-Rose-Material.

15. März 2025, Berlin

Heute ist Alles-was-du-denkst-ist-falsch-Tag. Vielleicht denke ich das aber nur und das ist falsch.

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Der Sohn hat ein Unterhosenproblem. Wie sie sich denken können, nicht mit zu viel eingepackten, sondern mit zu wenigen.

Zur Behebung seiner Unterwäsche-Knappheit kaufte er pragmatisch ein Paar Fake-Tommy-Hilfiger-Unterhosen. Der Straßenhändler riet ihm zu XL, da die Hosen sehr klein ausfielen. Damit hatte er recht, denn sie waren tatsächlich so klein, dass der Sohn zuhause feststellen musste, nicht reinzupassen.

Also besorgte er am nächsten Tag ein weiteres Paar. Diesmal in XXL, aber mit dem gleichen Resultat: Sie waren immer noch zu klein. Eine Triple-X-Variante hat der Mann nicht im Sortiment. Als normalgewichtigen Europäer giltst du in Thailand anscheinend als fettleibig. Falls Jumbo Schreiner mal Urlaub in Südostasien macht, sollte er auf jeden Fall genügend Unterhosen einpacken.

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Treffe mich heute seit längerem mal wieder zum Laufen im Grunewald. Die Leistungsfähigkeit unserer Laufgruppe lässt sehr zu wünschen übrig. O. ist durch Frühblüher außer Gefecht gesetzt und hat gleich abgesagt, A. war eine Woche Skifahren in Österreich und hat Puddingbeine und ich habe aufgrund von Karneval, Erkältung und Rücken in den letzten Wochen auch ein eher unterdurchschnittliches Pensum absolviert.

Lediglich J. fällt aus dem Rahmen. Der hat sich für Ende April für einen Harz-Lauf von 53 Kilometern mit 1.000 Höhenmetern angemeldet. Deswegen läuft er seit Anfang des Jahres jeden Sonntag 30 Kilometer und ist topfit. Streber. Wenn er so weiter macht, darf er nicht mehr mitspielen.

16. März 2025, Berlin

Ein Plakat auf der Litfaß-Säule am Anfang unserer Straße kündet von der „Can’t Rush Greatness“-Tour von Central Cee. Als Endvierziger sind mir der britische Rapper und sein Oeuvre selbstverständlich unbekannt. Der Titel der Tour gefällt mir aber ausgezeichnet. „Can’t Rush Greatness“. Central Cee geht quasi auf „Gut Ding will Weile haben“-Konzertreise.

Das ist maximale Entschleunigung und Achtsamkeit. Toll.

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Meine Frau hat mir diese Woche ein TikTok-Video geschickt, in dem Gary Oldman Szenen aus seinen Filmen vorgespielt werden, die mit Furzgeräuschen unterlegt wurden. Das ist phantastisch und ganz besonders seine Reaktion darauf.

@colbertlateshow

To fart, or not to fart, that is the question. #Colbert #GaryOldman

♬ original sound – colbertlateshow

Ich habe schon immer gesagt: Wenn deine Partnerin oder dein Partner nicht über Furz-Witze lachen kann, solltest du das Weite suchen.


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Eine kleine Wochenschau | KW11/2025: Zunehmende Verspießerung

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


10. März 2025, Berlin

Beginne den Montagmorgen auf dem Sofa, trinke Kaffee und checke die neuesten Angebote in meinen diversen Supermarkt-Apps. Du kannst auch mit Ende 40 das Leben eines Rockstars führen.

Fühle mich ein bisschen wie meine Großmutter. Die lebte in den USA, wo wir sie Mitte der 80er besuchten. Wenn ich mit ihr zum Einkaufen fuhr, kramte sie vorher aus einer Küchenschublade Coupons raus, die sie regelmäßig aus Zeitungen und Magazinen ausschnitt. 20 Cent Rabatt auf Milch, drei Packungen Cornflakes zum Preis von zwei oder ein Zehn-Prozent-Gutschein für Zahncreme.

Ich bin 25 Jahre jünger, als meine Großmutter damals war – ein Satz der sich sehr niederschmetternd liest, war sie seinerzeit für mich doch steinalt –, sammle aber genauso fleißig Rabattmarken. Nur nicht mit der Schere, sondern digital.

Titelbild mit zwei Phantasiefiguren auf einem Stromkasten. Die linke Figur ist pink, die andere grün, sie schauen sich beide an.
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Familien-Gedöns der Woche (541)

Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.

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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.

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Eine kleine Wochenschau | KW10/2025: In meinem Alter (Teil 2)

Teil 1


06. März 2025, Berlin

Dem Sohn und N. geht es inzwischen besser. Von Phuket haben sie aber noch nicht allzu viel gesehen. Für morgen haben sie Schnorcheln und Elefanten schauen geplant. Das Sex, Drugs and Rock `n Roll der Thailand-Reisenden.

Außerdem wollen sie unbedingt in einen Supermarkt. Europäische Lebensmittel kaufen. Sie könnten kein Reis mit Hühnchen und Ei mehr sehen. Sind das die gleichen Jungs, die letzte Woche noch meinten, Koh Samui sei das Paradies, nur die vielen Touris nervten?

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Mein Fieber ist weg und ich kann wieder arbeiten. (Nichts ist perfekt.) Mein Rücken wird allmählich auch besser. („In meinem Alter“, my ass.) Zur Vorbeugung weiterer Schmerzen trage ich am Schreibtisch eine Wärme-Weste. Quasi eine Wärme-Decke, die du am Hals zusammenknöpfst und am Bauch zusammenbindest.

Das sieht genauso sexy aus, wie es sich anhört. Da die Weste aus einem grauen, flauschigen Material besteht, könnte sie aus dem Star-Wars-Kostüm-Fundus für Ewok-Komparsen stammen.

Dafür hält sie schön warm und das tut dem Rückenmuskel gut. So gut, dass du vergisst, dass er gezerrt ist, weswegen du zu schwungvoll aufstehst und für ein paar weitere Stunden die Wärmeweste tragen musst.

07. März 2025, Berlin

Neue Nachricht von Chocolate-Jared. Ich hätte seine letzte Mail geöffnet, mich aber nicht gemeldet.

Durch überlegene Qualität und Zuverlässigkeit brächten ihre Produkte einen enormen Mehrwert. Mir war nicht bewusst, dass Schokolade zuverlässig sein kann. Wie ist Schokolade, wenn sie unzuverlässig ist? Kommt sie dann immer zu spät, reißt Deadlines und hält sich nicht an Absprachen?

Jared schlägt ein Telefonat für eine Produktdemonstration vor. Wie kann ich mir das vorstellen? Eine Schokoladen-Produktdemonstration? Schiebt sich Jared während des Gesprächs einen Riegel nach dem anderen rein und ruft dabei: „Mmh, wie lecker. Und so zuverlässig.“?

Weil ich keine Lust auf weitere Schokoladen-Anpreisung-Nachrichten habe, lösche ich seine Mails und blockiere Jared.

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Meine Erkältung ist so gut wie weg und ich niese nicht mehr im Viertelstundentakt. Das freut auch den Rückenmuskel. Dafür machen sich beim Schlucken leichte Halsschmerzen bemerkbar. Möglicherweise bin ich doch „in meinem Alter“ und ein körperliches Wrack.

08. März 2025, Berlin

Wir nutzen den sonnigen Tag, um uns im Volkspark Rehberge die Wildschweine anzuschauen. (What a time to be alive!)

Liefere mir mit einem mittelgroßen Eber ein Anstarr-Duell. Wer zuerst wegschaut, verliert. Mein „intrusive thought“ dabei: Ich könnte über den Zaun klettern und das Wildschwein streicheln.

Darauf hat das Tier aber keinen Bock und verzieht sich. Somit gewinne ich den Anstarr-Wettbewerb. Und lande nicht im Krankenhaus. Ein doppelter Sieg für mich.

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Kommen auf dem Heimweg an einem Blumenladen vorbei, davor eine lange Schlange. „Deine letzte Chance, mir zum Frauentag einen Blumenstrauß zu kaufen“, spottet meine Frau.

In den mehr als 28 Jahren, in denen wir zusammen sind, habe ich ihr noch nie Blumen geschenkt. Außer vor ein paar Jahren zum Geburtstag einen Lego-Blumenstrauß. Nicht aus mangelnder Wertschätzung, sondern weil ich keine Schnittblumen mag.

Nach wenigen Tagen müffelt das Blumenwasser, das musst du dann wegschütten und die Blumen entsorgen. Die tropfen alles voll und weil unsere Vasen nicht in die Spülmaschine passen, müssen sie per Hand abgewaschen werden. Das spricht alles gegen das Verschenken von Blumensträußen.

Dafür habe ich meiner Frau zum Frühstück Pancakes gebacken. Das muss als Frauentaggeschenk reichen.

Meine Frau und ich sind so emanzipiert, dass sie am internationalen Frauentag das Bad putzt. Dazu hört sie "Killing in the name of" und singt: "Fuck you, I won't do what you tell me." ✊️

— Familienbetrieb (@familienbetrieb.bsky.social) 8. März 2025 um 13:24

09. März 2025, Berlin

Beobachte vom Balkon aus ein kleines Mädchen, schätzungsweise drei Jahre alt. Die Kleine trägt eine lilafarbene Jacke im Leopardenmuster-Look, eine altrosa Strumpfhose, fährt einen türkisenen Roller in Vespa-Anmutung, ihr Helm ist mattschwarz gehalten und mit einer blauen Rakete beklebt, ihr Gesicht ziert eine regenbogenfarbene Sonnenbrille in Herzform. Phantastisch.

Wenn ich groß bin, möchte ich auch so viel Stilbewusstsein haben.


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03. März 2025, Berlin

Nach fünf Tagen Karneval in Köln muss ich mich in den Berliner Alltag resozialisieren. Wie jedes Jahr eine Herausforderung. Zum einen für die Ernährung. Statt Kölsch, belegte Brötchen, Teilchen und fragwürdigen Bouletten, wieder mehr Obst, Gemüse und Protein. (Interessante Erfahrung für den Körper.)

Zum anderen für das Sozialverhalten. Nicht jeden Abend singend und schunkelnd in der Kneipe abhängen und dummes Zeug labern, sondern die Nachbar*innen im Treppenhaus grüßen, im Supermarkt mit Verkäufer*innen interagieren und nicht jeden und jede duzen.

Mein Rücken erschwert meine Rückkehr in die Normalität zusätzlich. Der untere linke Rückenmuskel ist leicht gezerrt. Was sich in sehr vielen Situationen als sehr nachteilig erweist. Wie oft am Tag du auf deine untere Rückenmuskulatur angewiesen bist, merkst du erst, wenn sie nicht ganz funktionsfähig ist.

Zum Beispiel beim Aufstehen aus dem Bett, beim Hinsetzen auf Toilette, beim Aufstehen von Toilette – zwischendrin ebenfalls –, beim Ein- und Ausstieg ins Duschbad, beim Anziehen von Unterhose, Socken und Jeans (je enger, desto schlechter) und dann sind erst 20 Minuten des Tages rum.

Titelbild von einer weißen Häuserwand auf der in roter Schrift steh: Jugend verweigert
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Familien-Gedöns der Woche (540)

Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.

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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.

"Mama, wenn ich so darüber nachdenke, dann sind Würstchen echt eklig und ich könnte die eigentlich gar nicht essen… Deshalb denke ich nie darüber nach!"

— ettercat.bsky.social (@ettercat.bsky.social) 5. März 2025 um 07:06
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