Schleppe morgens gemeinsam mit dem Bonner Freund das faule von Bier, Grillgut und Schokolade geschundene Fleisch joggend durch die karge bretonische Landschaft und irre dabei über Feldwege, Watt und Steinhügel. Beehren auf dem Rückweg wieder die Krämersfrau, der eine große Erleichterung anzumerken ist, als nicht ich mich in der Aufgabe der Bestellung versuchte.
Werden nach ausgiebigem Frühstück vom Navi des Mietwagens über irrwitzig schmale Seitengassen, lediglich für Eselskarren geeignete Feldwege und serpentinenartige Sträßchen zum Strand in Trestelle gelotst. Bilde mir bei der Ankunft ein, die freundliche Navi-Damenstimme unterdrückt mühsam ein Lachen, als sie uns über das Erreichen des Ziels in Kenntnis setzt.
Amüsiere am Strand mein einfaches Gemüt mit seichter Romcom-Literatur und entscheide, morgen Paul Auster zu lesen, um das Vorhandensein eines intellektuellen Niveaus vorzutäuschen. Mache die Erfahrung, dass sich das Wasser aufgrund der einsetzenden Ebbe derart weit zurückzieht, dass für den Einstieg ins Wasser ein halbtägiger Fußmarsch vonnöten ist.
Treibe später beim Einkaufen im SuperU meine französischen Konversationsfähigkeiten auf die Spitze und bestelle an der Fleischtheke drei Würste. Überlege, nachdem mir diese von dem bretonischen Metzgermeister mit einem gebrummelten “Voilá” überreicht werden, den nächsten Einkauf mit einem furchtlosen “Ça va?” zu eröffnen.
Sitze abends mit dem Bonner Freund Kronenbourg trinkend schweigend im Garten und genieße den Ausblick aufs Meer. Männer, die aufs Wasser starren!
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)