Sehe am Strand in der Ferne ein Boot. Entweder eine sehr, sehr große Yacht oder ein sehr, sehr kleines Kreuzfahrtschiff. Sollte meine Erfindung mit der portablen Dusche richtig einschlagen, kann ich mir so ein Boot leisten.
Dabei will ich gar kein Boot haben. Egal, das kann ich ja verkaufen und von dem Geld hole ich mir ein richtig gutes Fahrrad. Oder einen Zug.
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Nach dem Strandbesuch kommt für mich immer der Höhepunkt des Tages: kalte Wassermelone!
Ja, ja, Sex ist geil, aber haben Sie schon mal, nachdem Sie bei 145 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 412 Prozent einen 79.000 Meter langen Berg mit einer durchschnittlichen Steigung von 57 Prozent hochgegangen sind, Wassermelone gegessen, die seit vielen Stunden im Kühlschrank lag? Das ist süß und saftig, kühl und erfrischend, durstlöschend und super, super lecker.
Der Mensch lebt allerdings nicht von Melone allein. Sondern auch von Brioches. Die gehören zur Familie des süßen Hefegebäcks und sind artverwandt mit Campingwecken und Zimtschnecken. Sowohl geschmacklich als auch kalorisch. Brioches werden mit Ei bestrichen und mit Hagelzucker bestreut. Der Teig besteht zu 40 bis 50 Prozent aus Butter, was Brioches unfassbar lecker machts. (Alles, was zu 40 bis 50 Prozent aus Butter besteht, ist unfassbar lecker. Außer rohe Butter. Aber die besteht ja zu 100 Prozent aus Butter.)
Das berühmte Brot-Kuchen-Zitat von Marie- Antoinette lautete originalgetreu übrigens: „Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Brioches essen.“ Das macht die Aussage nicht weniger kaltherzig und unempathisch. Außerdem ist sie inhaltlich falsch. Selbst wenn du Brot hast, solltest du lieber Brioches essen.
(Geschichtsbewanderte Menschen – und alle, die die Worte Marie-Antoinette, Brot und Kuchen bei Google eingeben können – wissen selbstverständlich, dass Marie-Antoinette diesen Satz sehr wahrscheinlich nie gesagt hat, aber das tut hier nichts zur Sache)
Brioches sind so fluffig, luftig und weich, dass du am liebsten deinen Kopf darauf betten möchtest. Noch besser wäre es, eine Brioche-Matratze zu haben, auf der du liegen kannst. Das wäre himmlisch bequem, duftet vorzüglich und du müsstest nachts nicht aufstehen, um dir am Kühlschrank einen bis zehn Yogurette-Riegel reinzupfeifen. Du beißt einfach ein Stück aus deiner Matratze. Das macht die Brioche-Matratze besonders nachhaltig, denn sie muss irgendwann nicht entsorgt werden, sondern ist zu 100 Prozent biologisch abgebaut worden. Und dann backst du dir einfach eine neue Brioche-Matratze. Perfekt!
Nach der mobilen Dusche die nächste Eine-Milliarde-Dollar-Idee, die ich hier präsentiere. Wahnsinn! (Totsicher Business-Ideen wie diese sind der Grund, warum ich doch Geld für meine Blog-Beiträge nehmen sollte.)
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Nach dem Kaffeetrinken setze ich mich mit einem Buch auf dem Balkon auf eines der Korbsofas, die bequemer sind, als sie aussehen. Schnell merke ich, dass ein voller Bauch nicht gerne liest. Ich döse ein bisschen vor mich hin. Wenn ich schon dabei bin, kann ich gleich ein kleines Nickerchen einlegen.
Meine Frau macht ein Foto von mir. Ich sitze tief nach unten ins Sofa gerutscht, mein Kopf ist nach hinten abgeknickt und ruht auf der Rückenlehne. Im Sonnenschein kommt mein grauer weißer Bart besonders gut zur Geltung. Mein Mund ist leicht geöffnet, aber wenigstens läuft keine Spucke aus dem Mundwinkel. (Zumindest ist es auf dem Bild nicht zu erkennen.)
So wie ich da auf dem Sofa hocke, könnte ich ein geistig nicht mehr ganz frischer Bewohner der Seniorenresidenz „Meerblick“ sein, der auf dem Balkon abgestellt wurde, weil er da am wenigsten stört. Ist mir egal. So lange es mittags Brioches gibt, wohne ich später gerne im „Meerblick“. Oder jetzt schon.
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Beim Kniffeln schafft es die Tochter das erste Mal in diesem Urlaub nicht Letzte zu werden. Den Part übernehme ich. (Ich würde gerne behaupten, ich hätte das absichtlich gemacht, um ihre Pechsträhne zu beenden. Das ist aber nicht der Fall. Es geht immerhin um den Kniffel-Pokal und ein Spaghetti-Eis. Da verschenkst du nichts.) Meine Frau gewinnt mit 432 Punkten – zwei Kniffeln sei Dank – und schiebt sich zum Unwillen des Sohns auf den zweiten Platz der Gesamtwertung vor.
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Meine Frau und ich hören zum Einschlafen Die drei ???. Meine Meinung zu den drei ???-Hörspielen ist in der Familie singulär und auch in der Allgemeinheit wahrscheinlich eher unpopulär: Ich finde sie furchtbar. Das ist alles so hanebüchen und schlecht geschrieben, dass es mich schaudern, aber nicht einschlafen lässt.
Gibt es in ganz Rocky Beach wirklich keine besseren Detektive als drei altkluge Knaben, die ihr Büro auf einem Schrottplatz haben? Und wenn die Drei so unfassbar klug sind, warum gehen sie dann seit mehr als 50 Jahren immer noch zur High School?
Das Schlimmste an den Hörspielen sind die unfassbar hölzernen und geschwollenen Dialoge. Wer auch immer die verfasst, hat anscheinend noch nie dabei zugehört, wie sich Menschen unterhalten. Geschweige denn, selbst eine Unterhaltung geführt. Dass die jugendlichen Justus, Peter und Bob von 50-jährigen Männern gesprochen werden, macht es auch nicht besser.
Hoffentlich habe ich heute Nacht keinen Alptraum, bei dem mir nur die drei ??? aus der Patsche helfen können und die dann sagen: „Sorry, Alter, keine Zeit. Wir müssen zum Schrottplatz. Für die Schule lernen.“
Alle Beiträge des Cassis-Urlaubsblogs finden Sie hier.
- Vorbereitung 1 (06.07.): Was Sie noch nie über Cassis wissen wollten und deshalb nicht zu fragen wagten
- Vorbereitung 2 (07.07.): Auch Nicht-Nicht-Stammfriseurinnen können gut Haare schneiden
- Anreise (08.07.): Nur Amateure erreichen ihre Anschlusszüge sofort
- Tag 01 (09.07.): Sightseeing in Marseilles. Oder: So weit die Füße tragen.
- Tag 02 (10.07.): Der mit der Kaffeemaschine tanzt. Oder sie mit ihm.
- Tag 03 (11.07.): Wer hoch läuft, muss noch höher laufen. Und dann noch höher.
- Tag 04 (12.07.): In der Ferne zirpen die Zikaden. Und in der Nähe. Und einfach überall.
- Tag 05 (13.07.): Ein Tag ohne Routinen. Fast wie im Urlaub.
- Tag 06 (14.07.): Liberté, égalité, fraternité! Oder: Ein Feuerwerk wie ein Drogenrausch
- Tag 07 (15.07.): Tage, an denen du vom Schwitzen schwitzt
- Tag 08 (16.07.): Morning has broken
- Tag 09 (17.07.): Ein Königreich für ein Wasser, Wasser, Wasser
- Tag 10 (18.07.): Je ne parle pas français. Really not.
- Tag 11 (19.07.): Was macht die Taube am Strand?
- Tag 12 (20.07.): Türlich, türlich!
- Tag 13 (21.07.): The boat that rocked
- Tag 14 (22.07.): Ein letztes Mal
- Heimreise (23.07.): Au revoir!
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)