Cassis 2022 – Tag 02 (10.07.): Der mit der Kaffeemaschine tanzt. Oder sie mit ihm. (Teil 2)

Teil 1


Wie zu erwarten war, gestaltet sich der Rückweg zur Ferienwohnung erheblich anstrengender als der Hinweg. Denn wie heißt es so schön: Wer runter geht, muss auch wieder hoch gehen. „Hoch gehen“ trifft es eigentlich nicht richtig, denn es ist eher ein „steil gehen“. (Fragwürdige Wortspiele wie diese sind der Grund, warum der Blog kostenlos ist.)

Falls Sie regelmäßig Tour de France schauen, kennen Sie vielleicht den Mont Ventoux. Der hat eine Steigung von bis zu 13,3 Prozent und die Fahrer müssen bei der Überquerung fast 1.600 Höhenmeter absolvieren. Das ist der Berg, den Lance Armstrong immer in einem Höllentempo hochgerast ist, als wäre er bis in die Haarspitzen mit Epo vollgepumpt gewesen. (Oh, wait!?!)

Der Anstieg zu unserer Ferienwohnung ist quasi der Mont Ventoux der kleinen Urlaubenden. Er fängt steil an, dann wird es steiler, anschließend noch steiler und zum Schluss gibt es eine Treppe mit fast 100 Stufen. Und wir müssen die Strecke ohne Epo absolvieren. Dafür haben wir Baguettes und Croissants. Die dürfen wir aber erst zum Frühstück essen. (Mental note: Morgen Weg-Croissant kaufen.)

###

Nach dem Frühstück bereiten wir uns auf ersten Strandbesuch vor. Direkt in Cassis gibt es zwei Strände. Der eine ist in der Nähe des Hafens und wird größtenteils von Familien frequentiert, der andere ist etwas weiter weg und dort baden vermehrt jüngere Menschen. Da es keinen Senior*innenstrand gibt, sehe ich mich demographisch eher am Familienstrand.

Strand. Noch leer.

Beide Strände sind Steinstrände. Wir haben noch nie an einem Steinstrand Urlaub gemacht und waren skeptisch, ob das nicht total unbequem ist. Das ist glücklicherweise nicht der Fall. Du liegst da sogar ausgesprochen gut. Und das schreibe ich nicht nur, um mir das schönzureden beziehungsweise schönzuschreiben. Es wäre natürlich ein riesiger Bockmist, 1.500 Kilometer zu verreisen, um dann am Strand wie auf einem beschissenen Nagelbrett zu liegen.

Der unschätzbare Vorteil eines Steinstrandes liegt darin, dass nicht überall an dir – und in dir – Sand klebt. Den schleppst du abends mit in deine Unterkunft, wo er sich kürzester Zeit bis in jeden letzten Winkel ausbreitet, so dass du recht bald einen eigenen Indoor-Strand hast. Der große Nachteil des Steinstrandes besteht allerdings darin, dass du keine Sandburgen bauen kannst. Da unsere Kinder dem Sandburgenbauen-Alter entwachsen sind, kümmert uns das nicht.

Als wir den Strand kurz nach zwölf erreichen, ist der schon ziemlich gut gefüllt. Aber kein Vergleich zu Sardinien vor vier Jahren. Da waren wir Anfang August, wenn ganz Italien Urlaub hat und ganz Italien ans Meer fährt und ganz Italien am Strand liegt. Handtuch an Handtuch an Handtuch an Handtuch.

So voll ist es hier am Strand bei weitem nicht. Es gibt schon noch das ein oder andere Fleckchen, wo wir uns gut hinlegen können. Zumindest nach italienischen Maßstäben. Französ*innen mögen es dagegen vielleicht nicht so gerne, wenn Wildfremde ihre Handtücher zweieinhalb Zentimetern neben ihnen ausbreiten. Auf Sardinien war das durchaus üblich und sozial vollkommen akzeptiert.

Die Kinder durchlaufen am Strand eine erstaunliche Metamorphose. Mit 18 und fast 16 sind sie für ausgelassene Strandaktivitäten eigentlich zu alt. Kaum erblicken sie aber das Meer, verwandeln sie sich in junge Hunde, die ins Wasser und herumtollen und Ball spielen wollen. Ungünstigerweise erwarten sie von ihrem Herrchen beziehungsweise Vater, dass er mitspielt.

Das passt nicht ganz zu meiner eigenen Strandmetamorphose. Sobald mein Körper das Strandtuch berührt, werden Botenstoffe an mein Gehirn gesandt, die signalisieren, meinen Stoffwechsel runterzufahren, bis nur noch die lebenswichtigen Organe im Sparbetrieb laufen. Der Rest meines Körpers befindet sich dann in einer Art Stase und ist nur noch eine träge, amorphe Masse. Ein Zellklumpen, der vor sich hinvegetiert, aber sich nicht in der Lage fühlt, ins Wasser zu gehen oder gar Ball zu spielen. Schließlich bin ich im Urlaub!

###

Ich gewinne das abendliche Kniffelspiel mit einem Punkt Vorsprung vor dem Sohn. Damit bleibt er in der Gesamtwertung Erster und ich Dritter. Der Tochter gelingt das Kunststück exakt die gleiche Punktzahl wie gestern zu erzielen. Das ist aber kein Grund zur übermäßigen Freude, denn es sind nur 193.


Alle Beiträge des Cassis-Urlaubsblogs finden Sie hier.



Sie möchten informiert werden, damit Sie nie wieder, aber auch wirklich nie wieder einen Familienbetrieb-Beitrag verpassen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert