Eine kleine Wochenschau | KW12/2025: Der Schokoladen-Millionär

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


17. März 2025, Berlin

Sehe vom Balkon aus auf der anderen Straßenseite eine Tagesmutter mit einem Kinderwagen mit den Ausmaßen einer Stretch-Limo. Darin sitzen sich vier Kinder in Zweier-Reihen gegenüber, in ihren Händen halten sie Plastikbecher. Damit stoßen die Kleinen schwungvoll an, begleitet von lautem Lachen, Kichern und Glucksen.

Das kann man nun bedenklich finden, zweijährige Kinder die quasi ein Alkoholgelage nachmachen. Oder man erfreut sich an ihrer ansteckenden Fröhlichkeit. Ich entscheide mich für letzteres. Gerade in diesen Zeiten darfst du nicht immer das Schlechte sehen. Da musst du auch mal schöne Gedanken zulassen. In diesem Sinne: Prost.

Titelbild mit einem Wand-Graffiti von Balu dem Bären mit rückwärts getragenem Basecap, Baggy Pants und einer dicken goldenen Halskette
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Eine kleine Wochenschau | KW11/2025: Zunehmende Verspießerung

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


10. März 2025, Berlin

Beginne den Montagmorgen auf dem Sofa, trinke Kaffee und checke die neuesten Angebote in meinen diversen Supermarkt-Apps. Du kannst auch mit Ende 40 das Leben eines Rockstars führen.

Fühle mich ein bisschen wie meine Großmutter. Die lebte in den USA, wo wir sie Mitte der 80er besuchten. Wenn ich mit ihr zum Einkaufen fuhr, kramte sie vorher aus einer Küchenschublade Coupons raus, die sie regelmäßig aus Zeitungen und Magazinen ausschnitt. 20 Cent Rabatt auf Milch, drei Packungen Cornflakes zum Preis von zwei oder ein Zehn-Prozent-Gutschein für Zahncreme.

Ich bin 25 Jahre jünger, als meine Großmutter damals war – ein Satz der sich sehr niederschmetternd liest, war sie seinerzeit für mich doch steinalt –, sammle aber genauso fleißig Rabattmarken. Nur nicht mit der Schere, sondern digital.

Titelbild mit zwei Phantasiefiguren auf einem Stromkasten. Die linke Figur ist pink, die andere grün, sie schauen sich beide an.
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Eine kleine Wochenschau | KW10/2025: In meinem Alter

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


03. März 2025, Berlin

Nach fünf Tagen Karneval in Köln muss ich mich in den Berliner Alltag resozialisieren. Wie jedes Jahr eine Herausforderung. Zum einen für die Ernährung. Statt Kölsch, belegte Brötchen, Teilchen und fragwürdigen Bouletten, wieder mehr Obst, Gemüse und Protein. (Interessante Erfahrung für den Körper.)

Zum anderen für das Sozialverhalten. Nicht jeden Abend singend und schunkelnd in der Kneipe abhängen und dummes Zeug labern, sondern die Nachbar*innen im Treppenhaus grüßen, im Supermarkt mit Verkäufer*innen interagieren und nicht jeden und jede duzen.

Mein Rücken erschwert meine Rückkehr in die Normalität zusätzlich. Der untere linke Rückenmuskel ist leicht gezerrt. Was sich in sehr vielen Situationen als sehr nachteilig erweist. Wie oft am Tag du auf deine untere Rückenmuskulatur angewiesen bist, merkst du erst, wenn sie nicht ganz funktionsfähig ist.

Zum Beispiel beim Aufstehen aus dem Bett, beim Hinsetzen auf Toilette, beim Aufstehen von Toilette – zwischendrin ebenfalls –, beim Ein- und Ausstieg ins Duschbad, beim Anziehen von Unterhose, Socken und Jeans (je enger, desto schlechter) und dann sind erst 20 Minuten des Tages rum.

Titelbild von einer weißen Häuserwand auf der in roter Schrift steh: Jugend verweigert
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Eine kleine Wochenschau | KW09/2025: Kumm, loss mer fiere

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


24. Februar 2025, Berlin

Kurz nach drei. Der Wecker klingelt. Nicht für mich, sondern für meine Frau. Die muss nach Mannheim auf eine Tagung der Bundeszentrale für politische Bildung. Thema: Antisemitismus in der Krise.

In meinen Augen eine etwas missverständliche Formulierung. Ich habe eher den Eindruck, Antisemitismus ist nicht in der Krise, sondern hat Hochkonjunktur.

Titelbild mit einem Aushang, der an einem Schaufenster klebt. Darauf steht: "Karnevals-Ohrwurm zum Mitnehmen", unten sind einzelne Streifen mit Zeilen aus kölschen Karnevalsliedern zum Abreißen
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Eine kleine Wochenschau | KW08/2025: Und dann ist er weg

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


17. Februar 2025, Berlin

Sitze in der Frühe im Wohnzimmer auf dem Sofa mit meinem Kaffee. Gestern Abend ist der Sohn zu seiner zweimonatigen Asienreise aufgebrochen, ging die Treppe runter mit einem Rucksack auf den Schultern, einer gar nicht mal so großen Reisetasche in der Hand und einem Strahlen im Gesicht.

Unten an der Treppe drehte er sich nochmal um und schaute wehmütig zu uns hoch. Aber auch voller Vorfreude auf das Abenteuer, das auf ihn und seinen Freund N. wartet. Mehr als 8.500 Kilometer von zuhause weg, Erlebnisse sammeln, gemeinsame Zeit verbringen, in den Tag hineinleben, spontan entscheiden, was man unternimmt und die unbeschwerte Freiheit genießen. Wahrscheinlich werden die beiden nie wieder so frei und selbstbestimmt sein wie auf dieser Reise.

Ich bin mit 19 auch ins Ausland gegangen. Für ein dreimonatiges Praktikum in einer Kommunalverwaltung nach Daventry, einem kleinen Ort in der Nähe von Northampton. Was von Westerburg aus fast genauso exotisch wie Südostasien war.

Titelbild mit einem schwarzen Skorpion, der auf einem Stock steckt, um verzehrt zu werden.
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Eine kleine Wochenschau | KW07/2025: Ohne Schnee, wär’s auch schee (Sorry.)

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


10. Februar 2025, Berlin

Viertel nach sechs. Sitze im Wohnzimmer und trinke Kaffee. Den ersten nach unserer Fastenwoche.

Das ist auch bitter nötig, denn ich hatte eine unruhige Nacht. Mit wenig Schlaf, dafür mit viel Hin-und-her-wälzen. Warum, weiß ich nicht genau. Vielleicht weil eine anstrengende Woche ansteht. Und mit anstrengender Woche meine ich, dass ich einen auswärtigen Termin habe.

Nicht einmal einen besonders stressigen oder anspruchsvollen Termin. Nur ein Business Lunch, um ein Projekt zu besprechen. In Zeiten von Video Calls kommt das nicht mehr so oft vor. Am Donnerstag muss ich aber das Home Office verlassen. Das heißt, ich muss mich rasieren, meine bequeme Jogginghosen-Trainingsjacken-Kombi gegen halbwegs seriöse Kleidung eintauschen und mit dem Rad durch die Kälte fahren. Das ist alles einzeln schon unschön, in Kombination aber umso unschöner.

Titelbild mit einer verschneiten Straße mit parkenden Autos in der Morgendämmerunge.
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Eine kleine Wochenschau | KW06/2025: Wir haben Hunger, Hunger, Hunger

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


03. Februar 2025, Berlin

6.30 Uhr. Sitze im Wohnzimmer auf dem Sofa, um langsam die Lebensgeister in mir zu erwecken. Das will nicht so recht gelingen, denn heute startet unsere alljährliche Fastenwoche. Deswegen darf ich keinen Kaffee trinken, sondern muss mich mit Pfefferminztee begnügen. Und mit Pfefferminztee weckst du keine Lebensgeister.

Kein Montag sollte damit beginnen, dass du keinen Kaffee trinken darfst. Und auch kein anderer Tag. Für mich ist der Verzicht auf Kaffee tatsächlich das schlimmste am Fasten. Warum gibt es eigentlich kein Kaffee-Fasten, wo du anstatt schrecklicher Gemüsesäfte Kaffee trinkst? Das könnte ich mir gut vorstellen – die Lebensgeister ebenfalls – und das wäre nicht so freudlos-asketisch. Wahrscheinlich aber nicht so wahnsinnig gut für den Magen.

Ich fühle mich jetzt schon müde, schlapp und antriebslos. Dabei ist meine letzte Mahlzeit erst elfeinhalb Stunden her. Wie wird das erst, wenn ich 50, 60 oder 70 Stunden nichts gegessen habe? Keine guten Aussichten für meine Arbeitsproduktivität diese Woche. (Christian Lindner schaut kritisch in meine Richtung.)

Titelbild mit einer Vintage-Teetasse, auf der Queen Elisabeth II. abgebildet ist.
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Eine kleine Wochenschau | KW05/2025: Wer die Wahl hat

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


27. Januar 2025, Berlin

In Alt-Moabit vor einem Döner-Laden klebt an einem der orangenen BSR-Mülleimer ein weißer DIN-A4-Ausdruck, fein säuberlich in eine Klarsichtfolie gesteckt. Auf dem Blatt steht „MFA/Arzthelferin gesucht“, darunter noch ein paar Informationen und eine Telefonnummer.

Mir ist die Problematik des Fachkräftemangels durchaus bewusst und wie schwierig es ist, Personal zu bekommen. Dennoch würde ich nur ungern in eine Arztpraxis gehen, die ihre Angestellten an Mülleimern rekrutiert. Wie finden die dann ihre Ärzt*innen? Mit Post-its auf Bahnhofstoiletten?

Titelbild mit einem Aufkleber auf einem Laternenpfahl. Der Aufkleber ist ein alienmäßiger, kartoffelförmiger Kopf mit wulstigen pinken Lippen, glubschigen Augen und kleinen Tentakeln unterhalb des Kopfes.
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Eine kleine Wochenschau | KW04/2025: Trump off!

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


20. Januar 2025, Berlin

Vereidigung von Donald Trump als US-Präsident. Zum zweiten Mal. Wie ein Sequel, auf das du gerne verzichtet hättest. So wie auf „Joker: Folie à Deux.“

Gleich am ersten Tag unterschreibt Trump Dutzende von Dekreten und Erlassen. Man kann ihm wahrlich nicht vorwerfen, dass er es ruhig angehen lässt. Wäre aber besser, denn zu seinen ersten Anordnungen dämmt er die Zuwanderung ein, ruft den nationalen Notstand an der Grenze zu Mexiko aus, leitet den Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ein, schafft zahlreiche Diversitätsprogramme ab und begnadigt rund 1.500 Kapitol-Stürmer*innen.

Wie erbärmlich und traurig zugleich. Du erlebst den größten Triumph deines Lebens und den begehst du, indem du Massenabschiebungen anordnest, den Klimaschutz einschränkst, die Rechte queerer Menschen beschneidest und als Sahnehäubchen rechtsextreme, gewaltbereite Aufständische aus dem Gefängnis entlässt. Keine schönen Aussichten für die nächsten vier Jahre.

Titelbild mit einem Foto von einem Strichgesicht, das auf eine Wand gemalt ist und gewisse Ähnlichkeit mit Donald Trump hat. Beim linken Auge ist die Farbe nach unten gelaufen.
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Eine kleine Wochenschau | KW03/2025: Guten Appetit

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


13. Januar 2025, Berlin

Werbung auf Insta für eine Foodtracking-App. Anhand von Fotos, die du von Lebensmitteln knipst, spuckt diese Informationen zu Nährwertangaben und Kalorien aus. Bebildert ist das mit einem Kinder-Bueno-Riegel und einer Banane. Unter dem Schokoriegel steht ein Daumen-runter-Emoji, unter der Banane geht der Daumen nach oben.

Auch auf die Gefahr hin, wie ein fortschrittsfeindlicher Boomer zu klingen: Für diese Einschätzung brauche ich keine App. Eine App, die mir immer, wenn ich nach einem Riegel greife, eine Ohrfeige verpasst, nähme ich dagegen sofort.

Ein rosa Pissoir an einer Wand mit schwarzen Fliesen.
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