Wir sind uns sicherlich alle einig, dass 2020 auf der Liste der besten Jahre aller Zeiten keine allzu große Rolle spielen wird. Trotzdem lohnt es sich vielleicht, das Jahr nochmal Revue passieren zu lassen. Möglicherweise war doch nicht alles schlecht.
(Dieser Beitrag ist der Director’s Cut meines Corona-Jahresrückblicks aus der Berliner Zeitung.)
Januar
01. Feiern Silvester mit Freunden in Friedrichshafen. Das große Feuerwerk auf dem Bodensee fällt leider aus. Keine Ahnung warum. Egal, wird schon kein böses Omen für 2020 sein. (Spoiler: Eine spektakuläre Fehleinschätzung!)
08. Habe mich in einer Mischung aus geistiger Umnachtung, Selbstüberschätzung und Sadomasochismus gemeinsam mit Andrea Harmonika beim Berlin Triathlon angemeldet. 2,9 Kilometer Laufen (Easy!), 12,7 Kilometer Radfahren (Sollte kein Problem sein.) und 400 Meter Schwimmen (What? Am Stück?).
27. Besuche meine Kollegin auf der Isle of Wight, damit wir unser Jahr planen können. Und damit ich nach England fahren kann. Und Pub Food essen kann. Kurioserweise befinde ich mich am offiziellen Brexit-Tag in Großbritannien Ein Tag, der auf der Insel – für mich ebenfalls kurioserweise – überwiegend mit Freude aufgenommen wird. Aber sonst gäbe es diesen Tag wahrscheinlich gar nicht.
Februar
03. Die Medien berichten zunehmend von einer unbekannten Lungenerkrankung, die in China ausgebrochen ist. Egal, China weit weg, da müssen wir uns keine Sorgen machen. (Spoiler: Noch eine spektakuläre Fehleinschätzung)
20.-23. Begehe mit Lisa (Stadt Land Mama), Sonja (Mama notes), Janni (Ich bin dein Vater) und vielen anderen den Kölner Karneval. Vier Tage wird Kölsch getrunken, ausgelassen geschunkelt und Kölsche Lieder gesungen. Fühle mich danach, als könnte ich mindestens ein Jahr nicht mehr feiern gehen. (Spoiler: Keine spektakuläre Fehleinschätzung)
März
05. Betrete im Rahmen der Triathlon-Vorbereitung das erste Mal seit knapp sechs Jahren ein Schwimmbad. In einer Mischung aus Brustschwimmen, ertrinkender Pudel und leichter Schlaganfall schaffe ich immerhin knapp 800 Meter. Denke beim Rausgehen, dass ich alles dafür geben würde, um nie wieder Schwimmen gehen zu müssen.
15. China ist doch nicht so weit weg, das Virus hat inzwischen einen Namen – SARS-CoV-2, seine Freunde dürfen es Corona nennen – und es breitet sich fröhlich auf der ganzen Welt aus. Um es einzudämmen wird das öffentliche Leben runtergefahren. Gastronomie, kulturelle Einrichtungen, Fitness-Studios, Friseur-Läden und alles, was nicht essenziell notwendig ist, müssen schließen. Und Schwimmbäder ebenfalls.
16. Es kommt zu Hamsterkäufen. Die Menschen kaufen Unmengen von Klopapier, als sei Covid-19 keine Lungen-, sondern eine Durchfallerkrankung. Erstehe erst im fünften Laden zwei Rollen vierlagiges Toilettenpapier. Wir sollen jetzt zwar nicht mehr die Wohnung verlassen, aber wenigstens können wir uns auf dem Klo wie die königliche Familie fühlen!
Wir beschließen, das Mehr an gemeinsamer Zeit für eine Kniffel-Challenge zu nutzen. Bis zum Ende des Lockdowns wollen wir jeden Abend eine Partie kniffeln. 35 Tage lang.
17. Die Schulen werden ebenfalls geschlossen. Die Kinder sind begeistert. Sie verwechseln Home-Schooling anscheinend mit schulfrei. Nun gut, es ist ihre erste Pandemie.
19. Haben uns inzwischen häuslich im Home-Office und -Schooling eingerichtet. Wenn die Wohnung groß genug, der Kühlschrank gefüllt und das W-LAN stabil ist, geht es eigentlich mit dem Lockdown. (Drei Streaming-Dienst-Abos helfen auch.) Wir sind guten Mutes. (Spoiler: Am folgenden Wochenende fällt das W-LAN aus und wir sind nur noch semi-guten Mutes.)
Teil 1: Januar – März
Teil 2: April – Juli
Teil 3: August – Dezember
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Ich habe gerade vor Lachen mein Handy angespuckt. Gut dass ich hier alleine bin!
Mir gefällt das mit den langen Haaren.
Wenn einer jegliche Frisuren tragen kann, dann du! Ich sag mal so: ich besitze jetzt eine Reihe an verschiedenen Jogginganzüge….
Danke, habe sehr gelacht.
Die Überschrift ist genial, darf ich die fürs Fotoalbum klauen?
Danke, ich habe mehrfach laut losgeprustet und dem Gatten ungefragt einige Abschnitte vorgelesen.
Mein bereits erwachsener Sohn ist ähnlich opferbereit wie deiner, was die (Berufs-)schulbildung angeht…
Du hast die Haare schön 🎶 🎵