Um die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ins Unermessliche zu steigern, stellt der musikalische Adventskalender jeden Tag ein neues Weihnachtslied vor – von Perlen der Weihnachtsmusikgeschichte über Nerv tötende Evergreens bis hin zu Grausamkeiten aus dem musikalischen Giftschrank ist alles dabei. Viel Spaß beim Hören!
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Nach dem gestrigen Ausflug in die musikalische und visuelle Diarrhoe mit der Ausschlag auslösenden Bros-Interpretation von „Silent Night“ möchte der musikalische Adventskalender die Hörerinnen und Hörer heute gnädig stimmen, sofern er sie gestern nicht dauerhaft vertrieben hat: mit dem schmissigen „Stop the cavalry“ von Jona Lewie.
Der Song, der laut Lewie ursprünglich gar nicht als Weihnachtslied, sondern als Protestsong gegen Krieg gedacht war, ist der erfreuliche und hoffnungsvoll stimmende Beleg, dass Weihnachtsmusik nicht per se grauenvoll sein muss und es nicht zwingend notwendig ist, sie auf eine Weise darzubieten, die eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt als begrüßenswerte Alternative erscheinen lässt.
Darüber hinaus macht es sich immer gut, in der Weihnachtszeit durch das Hören eines Anti-Kriegs-Song demonstrativ eine pazifistische Grundhaltung zur Schau zu stellen. Mit etwas Glück fällt es auch niemandem auf, dass dies die bequemste Art des Protest gegen Krieg ist. Man kann es sich mit heißem Kakao im wohl gewärmten Wohnzimmer vor der Stereo-Anlage bequem machen, anstatt sich in der Kälte auf der Straße die Beine in den Bauch stehen und sich die Stimme mit „Nie wieder Krieg“–Sprechchören heiser schreien zu müssen. In diesem Sinne sollte der musikalische Adventskalender in den nächsten Tagen vielleicht noch einige Weihnachtssongs gegen den Klimawandel sowie gegen Armut und Hunger in der Welt präsentieren.
Aber jetzt erstmal viel Spaß beim Hören!
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Ein sehr treffender Kommentar zu diesem wunderbaren Lied. Auch Tag 7 zeugt von einem guten Geschmack. Warum tust Du Dir Bros und ähnliches an? Gibt es nicht genügend gute Songs zu diesem komischen Fest?
Ich werde gespannt verfolgen, wie es weiter geht :-)
Vielen Dank. Der musikalische Adventskalender pflegt einen sehr pädagogischen Ansatz, bei dem er die Hörerinnen und Hörer gelegentlich durch ein tiefes Tal der schlechten Musik führt, damit Sie die guten Lieder umso mehr zu schätzen lernen.