Will bei Ihnen vor lauter Corona, AHA-Regeln und Kontaktbeschränkungen auch keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen? Dann hilft vielleicht meine kleine, mehrteilige Vorweihnachtsserie. Wenn Sie die lesen, freuen Sie sich bestimmt auf das Weihnachtsfest. Oder haben danach erst recht keinen Bock mehr.
Teil 1: Who-is-who im Xmas-Game?
Teil 2: Geschenke, Geschenke. Oder: Geben ist seliger als nehmen.
Teil 3: Weihnachten geht durch den Magen
Teil 4: Wo gesungen wird, da lass dich nicht nieder, es ist immer noch Corona, verdammte Scheiße nochmal!
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Im Advent und an Weihnachten tauchen so viele Akteure – und überraschend wenige Akteurinnen – auf, dass es gar nicht so leicht ist, den Überblick zu behalten. Damit Sie bei Weihnachts-Quizzen oder penetranten Kinderfragen nicht ins Schwimmen geraten, habe ich Ihnen als serviceorientierter Info-Blog, in dem Unwissenheit und Inkompetenz zuhause sind, ein „Who is who im Xmas-Game” zusammengestellt. Hier finden Sie fundierte Hintergrundinformationen zu den wichtigsten Haupt- und Nebendarstellern der Weihnachtszeit. Bitte, gern geschehen!
Drei Weisen aus dem Morgenland: Drei schlaue Dudes aus dem damaligen Persien, die einem Stern bis nach Bethlehem folgen, um dem neugeborenen König der Juden (aka Jesus) einen Besuch abzustatten. Bringen Weihrauch, Gold und Myrrhe mit, was sich anhört, als wollten sie keine Geschenke überreichen, sondern einen bizarren Drogendeal durchziehen.
Elfen: Niedriglöhner, die vom Weihnachtsmann ausgebeutet werden und unter schlimmeren Arbeitsbedingungen als in einem Amazon-Packzentrum schuften müssen.
Gabriel: Engel, der immer auftaucht, wenn Gott keinen Bock hat, sich mit den Menschen direkt zu unterhalten, und dann extrem unglaubwürdige Botschaften verkündet. Bringt zuerst Maria auf die Idee mit der unbefleckten Empfängnis und überzeugt dann Josef, dass das schon seine Richtigkeit hat, was ihn zu einer Art Master-Mind hinter der Weihnachtsgeschichte macht.
Gott: Vater von Jesus. Drückt Josef seinen Sohn aufs Auge und kümmert sich auch sonst nur sporadisch um sein Kind. Lässt Jesus schließlich ans Kreuz nageln, was ihn zum schlechtesten Vater des noch unchristlichen Abendlandes macht. Sucht die Menschheit immer wieder mit Naturkatastrophen wie Sintfluten oder Plagen heim, was auf ein ernsthaftes Anger-Management-Problem hindeutet, das mal therapeutisch behandelt werden müsste. Oder er soll sich zu Weihnachten ein Wutkissen zum Reinbrüllen schenken lassen.
Herodes: Jüdischer König, der herrschte, als Jesus zur Welt kam. (Fun Fact: er starb 4 vor Christus) Ist nur mäßig begeistert, als die drei morgenländischen Weisen in seinem Palast aufkreuzen und davon faseln, der neue König der Juden sei geboren. Lässt daraufhin kurzerhand alle Unter-Zweijährigen in Bethlehem umbringen, um an der Macht zu bleiben, was ihn zum schlimmsten Herrscher des noch unchristlichen Abendlandes macht. Würde heutzutage, wo der Kindermord sozial wenig akzeptiert ist, Rudy Giuliani engagieren, um die Regentschaft Jesu gerichtlich zu unterbinden. (Kampagnen-Motto: „Stop the birth!”)
Hirten: Pennen auf einem Feld außerhalb von Bethlehem, als ihnen ein Engel (vermutlich Gabriel) erscheint, um die Geburt Jesu zu verkünden, was darauf schließen lässt, dass sie vor dem Schlafengehen zu viel getrunken oder Schafdung geraucht haben. (Wahrscheinlich beides) Gehen zum Stall, um Jesus zu huldigen, was Maria und Josef eher unrecht ist. Wer bekommt als frischgebackene Eltern schon gerne Besuch von einer Horde wildfremder, bekiffter Männer?
Jesus: Geboren am 24.12. in einem Stall zu Bethlehem. Wegen ihm wird das ganze Weihnachtsgedöns veranstaltet. Sohn Gottes, der ihn aber Josef unterjubelt, was Jesus zum berühmtesten Kuckuckskind des noch unchristlichen Abendlandes macht. Fun Fact: Wurde 4 vor Christus geboren. Vielleicht hat er aber nur seinen Ausweis gefälscht, um schon mit 12 Kippen und Bier kaufen zu können. Verwandelt später Wasser in Wein, was seiner Liebe-deinen-nächsten-wie-dich-selbst-Bewegung einen ziemlichen Popularitätsschub verpasst.
Josef: Verlobter von Maria und Stiefvater von Jesus. Gilt, nachdem er Maria und Gabriel die Geschichte von der unbefleckten Empfängnis abnimmt, als naivster Mensch von ganz Nazareth
Knecht Ruprecht: Ehemaliger Side-Kick des Nikolaus, dessen Aufgabe darin bestand, unartigen Kindern mit dem Reisigbesen den Hintern zu versohlen. Mit schwindender Popularität des autoritären Erziehungsstils sank seine Beliebtheit stark, bis sein Job ganz abgeschafft wurde, was Dieter Nuhr als pervertierten Auswuchs einer unerträglichen Cancel Culture anprangert.
Maria: Mutter von Jesus und Verlobte von Josef. Ist perplex, als sie unerwartet schwanger wird, obwohl sie noch nie intim mit Josef war. (O-Ton Maria: „Wie soll das zugehen? Ich habe doch mit keinem Mann zu tun?“). Lässt sich vom Engel Gabriel inspirieren und erzählt Josef etwas von der unbefleckten Empfängnis. Kann bis zu ihrem Lebensende nicht fassen, dass sie damit durchgekommen ist.
Nikolaus: Türkischer Mitbürger, der ursprünglich Bischof von Myra war und sich bis heute fragt, wie er in diese Advents- und Weihnachtsnummer geraten ist. Wird häufig mit dem Weihnachtsmann verwechselt, was daran liegt, dass sie einen leicht zu verwechselnden Klamottenstyle und einen ähnlichen Signature-Move beim Geschenkeverteilen haben. Während der Weihnachtsmann die Präsente in Socken steckt, stopft der Nikolaus sie in Schuhe, die extra für diesen Zweck von Kindern vor die Tür gestellt werden.
Ochse und Esel: Stallbewohner und beliebte Krippenspiel-Statistenrollen von Kindern, die sich keinen Text merken können. Sind laut Erich Honecker nicht in der Lage, den Sozialismus in seinem Lauf aufzuhalten, aber das ist eine andere Geschichte.
Rudolf: Berühmtestes Rentier der Welt. Hat aufgrund seines langjährigen Schnapsmissbrauchs eine rote Nase. Wird arbeitslos, als der Weihnachtsmann seinen Rentierschlitten einmottet, um die Geschenke lieber mit einem von Coca-Cola gesponserten Riesentruck auszuliefern.
Weihnachtsmann: Durchtriebener Geschäftsmann, der Weihnachten den kapitalistischen Verwertungsprinzipien unterwirft. Beschäftigt ein Heer unterbezahlter Lohnsklaven (aka Elfen), die Geschenke produzieren müssen, die der Weihnachtsmann dann zu Wucherpreisen an Eltern vertickt. Klettert nachts durch Schornsteine, um die Geschenke direkt im Haus abzuliefern, während alle schlafen. Hat damit ein deutlich besseres Dienstleistungsverständnis als DPD, die Pakete grundsätzlich in der am weit entferntesten Abholstation der Stadt abliefern, die nur in Schaltjahren bei Blutmond am ersten Dienstag im Mai zwischen 10.23 und 10.27 Uhr geöffnet haben.
Überall erhältlich, wo es Bücher gibt.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Oh man, ich habe mich köstlich amüsiert. Danke für den lustigen Beitrag.
Bei uns kommt an Weihnachten nicht der Weihnachtsman sondern das liebe Christkind. In Bayern macht die Arbeit einfach das liebe Christkind :-)
Grüße von derpapablog.de
Großartig geschrieben! Also ich bin jetzt sehr in Weihnachtsstimmung. Vielen lieben Dank dafür.
Ich wünsche dem Familienbetrieb einen Käsekuchen bringenden Weihnachtsmann. Oder Christkind, wie man mag. :)
Bitte noch das Christkind ergänzen! Danke 🙂