Eine kleine Wochenschau | KW04/2025: Trump off!

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


20. Januar 2025, Berlin

Vereidigung von Donald Trump als US-Präsident. Zum zweiten Mal. Wie ein Sequel, auf das du gerne verzichtet hättest. So wie auf „Joker: Folie à Deux.“

Gleich am ersten Tag unterschreibt Trump Dutzende von Dekreten und Erlassen. Man kann ihm wahrlich nicht vorwerfen, dass er es ruhig angehen lässt. Wäre aber besser, denn zu seinen ersten Anordnungen dämmt er die Zuwanderung ein, ruft den nationalen Notstand an der Grenze zu Mexiko aus, leitet den Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ein, schafft zahlreiche Diversitätsprogramme ab und begnadigt rund 1.500 Kapitol-Stürmer*innen.

Wie erbärmlich und traurig zugleich. Du erlebst den größten Triumph deines Lebens und den begehst du, indem du Massenabschiebungen anordnest, den Klimaschutz einschränkst, die Rechte queerer Menschen beschneidest und als Sahnehäubchen rechtsextreme, gewaltbereite Aufständische aus dem Gefängnis entlässt. Keine schönen Aussichten für die nächsten vier Jahre.

Titelbild mit einem Foto von einem Strichgesicht, das auf eine Wand gemalt ist und gewisse Ähnlichkeit mit Donald Trump hat. Beim linken Auge ist die Farbe nach unten gelaufen.

21. Januar 2025, Berlin

Stehe bei dm an der Fotostation und versuche, Bilder auszudrucken. Der Drucker will aber nicht, wie ich es will. Ich scanne mehrmals den Barcode auf dem Bon, den die Maschine ausgespuckt hat, aber es tut sich nichts. Immer hektischer ziehe ich die Strichkombination durch die rote Linie und schaue mich dabei nach Personal um, das ich auf den nicht funktionierenden Scanner hinweisen möchte.

Schließlich erbarmt sich die junge Frau am Terminal neben mir und erklärt, ich müsse den anderen Code einlesen. Den am Ende des Zettels, nicht den darüber für die Kasse. Aha. Gut, das hätte ich auch selbst sehen und das mal ausprobieren können.

So ist das also, wenn du allmählich technologisch abgehängt wirst. Zum alten Eisen zählst, nicht mehr Schritt halten kannst, den Anschluss verlierst. Nun gut, wenigstens hat die Frau nicht angeboten, mir auch noch zu zeigen, wie man ein PDF ausdruckt.

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Ein Video mit Elon Musk geht viral, wie er bei einem Auftritt vor Trump-Anhängern einen Hitlergruß macht. (Oder wie es in vielen Medien heißt: eine „irritierende“ Geste.) Zweimal.

Die Musk-Jünger verteidigen ihn sofort. Das sei kein Hitlergruß, sondern er habe damit lediglich seine Aussage „My heart goes out to you“ untermauert. Möglicherweise etwas unbeholfen, aber da sei auf keinen Fall irgendetwas zu beanstanden.

Ganz spontan und ohne viel nachzudenken, fallen mir für den Ausspruch „My heart goes out to you“ ungefähr 17 Handbewegungen ein, die nicht aussehen, als salutiere ich vor dem Führer. Aber vielleicht haben die Nazis im Dritten Reich mit dem ausgestreckten Arm tatsächlich gar nicht Adolf Hitler gehuldigt. Sie waren einfach so voller Liebe, dass sie sich zu jeder Gelegenheit Herzen zugeworfen haben.

22. Januar 2025, Berlin

Heutige US-News: Bischöfin Mariann Edgar Budde hat beim traditionellen Gottesdienst für den neu gewählten Präsident an Trump appelliert, Erbarmen mit den Menschen zu haben, die jetzt in Angst leben. Beispielsweise Menschen aus der LGBTQ-Community oder Migranten, die vielleicht keine oder nicht die richtigen Papiere haben, aber in den USA leben, arbeiten und Steuern zahlen.

Trump und sein Vize J.D. Vance verfolgten die Predigt mit ausdruckslosen Gesichtern. Die MAGA-Anhänger gingen anschließend steil und schickten Budde Hassnachrichten und Todesdrohungen. Trump selbst schrieb, ihre Aussagen seien unangemessen gewesen, der Gottesdienst langweilig und uninspiriert und sie schulde der Öffentlichkeit eine Entschuldigung.

Was stimmt mit diesen Leuten nicht? Sie setzen sich in eine Kirche, um vorzugaukeln sie seien gläubig und gottesfürchtig, und wenn dort von Mitgefühl, Erbarmen und Nächstenliebe gesprochen wird, verursacht das Schaumbildung vor ihren Mündern? Was für peinliche Jammerlappen.

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Die Tochter ist in Kiel mit dem Fahrrad gestürzt. In einer engen Kopfsteinpflasterstraße musste sie einem Fahrschulauto ausweichen, geriet mit dem Vorderreifen zwischen zwei Pflastersteine und machte einen Abgang über den Lenker. Da sie nicht besonders schnell unterwegs war, kam sie glücklicherweise mit dicken Knien und aufgeschürften Händen glimpflich davon.

Dass der Fahrschullehrer nicht anhielt, um nachzuschauen, ob ihr etwas passiert ist, finde ich, gelinde gesagt, irritierend. Vielleicht hat er sie auch einfach nicht gesehen. Was ebenfalls nicht gerade für ihn spräche.

23. Januar 2025, Berlin

Sitze an einer großen und umfangreichen Präsentation, die morgen fertig sein muss, und bewege mich den ganzen Tag kaum vom Schreibtisch weg. Am Abend zeigt meine Fitnessuhr 1.348 Schritte an. Die habe ich zurückgelegt, um auf Toilette oder in die Küche zur Kaffeemaschine zu gehen. Bestimmt gibt es bettlägerige Menschen, die einen größeren Bewegungsradius hatten als ich heute.

Laut Uhr habe ich 59 Aktivkalorien verbraucht. Wahrscheinlich auf dem Weg zur Toilette. Oder auf der Toilette selbst.

Etwas Positives hat der arbeitsreiche Tag aber doch: Ich habe keine Zeit zwischendurch ins Internet zu gehen und mich mit den neuesten Trump-Nachrichten zuballern zu lassen.


Teil 2


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