Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.
12. Februar 2024, Berlin
Rosenmontag. Für mich nicht. Nach vier Tagen Karneval in Köln steht bei mir die Resozialisierung in den normalen Alltag an.
Das ist gar nicht so einfach. Im Supermarkt laufen keine verkleideten Menschen rum, nirgendwo läuft Karnevalsmusik, niemand will schunkeln und du bekommst nicht von Wildfremden Kölsch angeboten. Schade. Sehr schade.
13. Februar 2024, Berlin
Auf meiner Laufrunde im Volkspark Rehberge muss ich einen kleinen Anstieg bewältigen, der mit ein paar Treppenstufen endet. Normalerweise kein übermäßig großes Problem. Heute schon. Heute steht am Ende der Treppe ein Mann mit einem Hund. Nicht mit irgendeinem Hund, sondern mit einem Pitbull-Terrier. Einem stattlichen Exemplar, mit riesigem Schädel.
Ich habe keine Angst vor Hunden, versuche aber stets gebührenden Abstand zu ihnen zu halten. Damit ich sie nicht versehentlich erschrecke und eine Beißattacke provoziere. Bei einem Pitbull, dessen Kopf größer ist als meiner, habe ich aber durchaus gehörigen Respekt. Vor allem weil wir uns, wenn ich fast oben angekommen bin, Auge in Auge gegenüberstehen werden. Von Angesicht zu Angesicht.
Der Pitbull kann dann entscheiden, ob er mich abknutschen oder mein Gesicht auffressen will. Oder beides. Er ist zwar angeleint, aber wenn ich mir seine Zähne so anschaue, wirkt sie eher wie ein Bindfaden, den er mit einem Happs durchbeißen könnte.
Trotzdem möchte ich mir keine Blöße geben und nicht umdrehen, um mir einen anderen Weg zu suchen. Stattdessen laufe ich ganz an der Seite die Treppe hinauf und versuche jeglichen Blickkontakt mit dem Hund zu vermeiden.
Als ich oben angekommen bin, gibt der Pitbull einen Ton von sich. Allerdings kein bedrohliches Knurren, sondern ein merkwürdiges Quieken. Vielleicht hat er heute Morgen ein Quietscheentchen gefrühstückt. Während ich weiterlaufe, schaue ich vorsichtig über die Schulter zurück. Der Pitbull verfolgt mich mit kritischem Blick. Wahrscheinlich überlegt er, ob es schon Zeit für ein zweites Frühstück ist.
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Der Heizkörper im Zimmer des Sohns geht nicht mehr. Beziehungsweise er geht zu gut. Er lässt sich nicht mehr abschalten und läuft unablässig auf Hochtouren. Angesichts der gegenwärtigen horrenden Heizkosten kein wünschenswerter Zustand.
Der Klempner ist für 8 Uhr angekündigt. Sehr zum Missfallen des Sohns. Bei dem fallen heute die ersten vier Stunden aus und er hätte ausschlafen können. Außerdem musste er gestern Abend sein Zimmer aufräumen, damit es sich in einem allgemein akzeptierten Zustand der Ordnung und Sauberkeit befindet, wenn der Handwerker kommt.
Als ich gemeinsam mit dem Klempner das Zimmer des Sohns betrete, muss ich feststellen, dass wir anscheinend unterschiedliche Auffassungen davon haben, was unter „allgemein akzeptierter Zustand der Ordnung und Sauberkeit“ zu verstehen ist. Allerdings ist jetzt keine Zeit, dies auszudiskutieren. Der Sohn brummelt „Guten Morgen“ und verzieht sich in die Küche, wo er sich einen Kaffee macht.
Der Klempner schaut sich die Heizung an, befühlt sie intensiv, lauscht intensive dem leisen Rauschen, und es würde mich nicht wundern, wenn er ihr etwas zuraunte. Wie ein Pferdeflüsterer. Beziehungsweise Heizungsflüsterer. Schließlich sagt er, wahrscheinlich sei im Keller irgendetwas ins Ventil geraten und er müsse dort Wasser ablassen.
Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet. Das hindert mich aber nicht daran, einzuwenden, dass möglicherweise das Thermostat kaputt sei und lediglich ausgetauscht werden müsse. Der Mann schaut mich an, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Dass ich sesselfurzender Akademiker ihm, dem erfahrenen Handwerker, Vorschläge unterbreite, empfindet er wahrscheinlich als ehrabschneidend. (Ich könnte es ihm nicht verübeln.) Hätte er einen Fehdehandschuh, würde er mich sicherlich damit ohrfeigen. Kurz befürchte ich, er macht das gleich auch ohne Handschuh.
Überraschenderweise legt er aber eine für einen Berliner Handwerker selten anzutreffende „Der Kunde ist König“-Mentalität an den Tag und tauscht das Thermostat aus. Tatsächlich stoppt das Heizgeräusch in den Rohren. Niemand könnte darüber mehr erstaunt sein als ich, dass ich recht hatte.
Der Klempner meint, er habe noch etwas im Haus zu erledigen. Anschließend käme er nochmal vorbei, um zu kontrollieren, ob die Heizung wirklich wieder richtig funktioniert. Als er eine halbe Stunde später zurückkommt, heizt die Heizung fröhlich vor sich hin. Obwohl das Thermostat auf Null steht.
Daraufhin meint der Mann, er ginge dann mal in den Keller, um das Wasser abzulassen. Dabei wirft er mir einen Blick zu, der nur als „Hab’ ich dir doch gesagt, du Trottelgesicht.“ gedeutet werden kann. Nachdem das Wasser abgelassen und das Ventil gereinigt sind, läuft die Heizung tadellos. Sie heizt, wenn sie soll, und nicht, wenn sie nicht soll.
Beim Ausfüllen des Arbeitsprotokolls kratzt sich der Klempner am Kopf. „Was soll ich eintragen, welches Zimmer das ist?“, fragt er. „Das ist doch eine WG, oder?“
Ich schaue ihn fragend an. Wie kommt der Mann auf die Idee, dass das hier eine WG ist? In welcher Wohngemeinschaft leben ein nicht mal volljähriger Messie und ein graubärtiger Endvierziger zusammen? Es ist definitiv keine WG, wenn einer der Mitbewohner seine Haushaltspflichten sträflich vernachlässigt, fast nie eigene Lebensmittel kauft und seit 17 Jahren keine Miete gezahlt hat.
14. Februar 2024, Berlin
Heute ist Valentinstag und gleichzeitig Tag des Kondoms. Da haben die Gedenktag-Erfinder ja mal richtig mitgedacht.
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Abends liegen in der Küche auf dem Tisch zwei Packungen Merci. Daneben sind zwei rote Rosen drapiert. Ich wundere mich, von wem das sein könnte. Stellt sich heraus, dass der Sohn die Sachen besorgt hat. Zu Valentinstag. Für seine Eltern. Sehr rührend. „Wenn ihr euch nichts zu Valentinstag schenkt, muss ich das machen“, erklärt er.
Meine Frau und ich haben uns tatsächlich noch nie etwas zu Valentinstag geschenkt. Was unter anderem daran liegt, dass wir am 29. Januar Jahrestag haben. Innerhalb von zwei Wochen zweimal mit Blumen, Candle Light Dinner und allem romantischen Pipapo aufzuwarten, erscheint uns doch etwas überambitioniert, Wobei wir unseren Jahrestag meistens vergessen. Das heißt, dass wir innerhalb von zwei Wochen keinmal mit Blumen, Candle Light Dinner und romantischem Pipapo aufwarten.
Der Sohn hat sich mit seinen Valentinsgeschenken mächtig ins Zeug gelegt. Die Rosen sind sehr langstielig und waren bestimmt nicht billig, bei den Merci hat er die Maxi-XXL-Packungen gewählt, die nicht gerade günstig sind. Und das Ganze zweimal. Wahrscheinlich fragt er am Wochenende nach einem Taschengeldnachschuss.
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Zur Feier des Valentinstages schaue ich mir abends mal wieder das Video an, wie eine Gruppe englischer Hooligans „Truly madly deeply“ von Savage Garden singen. Es gibt nichts schöneres und furchterregenderes als ein paar gewaltbereiten Stiernacken dabei zuzuschauen, wie sie „I’ll be your dream, I’ll be your wish, I’ll be your fantasy“ schmettern.
15. Februar 2024, Berlin
Der Sohn bittet mich, sein Referat auszudrucken, das er morgen halten muss. Das mache ich immer gerne. Präsentationen checken, Essays gegenlesen oder eben Referate ausdrucken. Das hilft mir beim lebenslangen Lernen. Mal geht es um die Demokratie im alten Griechenland, mal über Geflüchtete und Moral oder andere philosophische Fragen.
Morgen muss der Sohn über den englischen Bürgerkrieg im 17. Jahrhundert referieren. Charles I., sein Beef mit den Kirchen und dem Parlament, Abschaffung der Monarchie, Cromwell, Restauration, Charles II. und der ganze Bumms. Wahrscheinlich habe ich das auch mal im Englisch-Leistungskurs oder in Geschichte durchgenommen. Sehr wahrscheinlich sogar. Liest sich trotzdem wie Neuland für mich.
Vielleicht schlage ich dem Sohn vor, dass wir gemeinsam für sein Abitur büffeln. Für ihn eine zusätzliche Motivationshilfe und ich kann etwas Neues lernen. Er wird bestimmt begeistert sein.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Autorinnen:
Astrid Lindgren
Enid Blyton
Hewig Courths Mahler
Eugenie (E.) Marlitt
Simone de Beauvoir
Aaalso
Joane K Rowling. Harry Potter Bücher sind der Hammer
Astrid Lindgren Pippi Langstrumpf Geschichten sind die besten Geschichten.
Nach Hanni und Nanni von Enid Blyton habe ich (13 damals) mir sehnlichst Zwillinge – für später gewünscht. Auch sie sollten Annemarie und Hanna heißen (*kreisch!!!) Aber egal. Habe das Juniläumsband glaub 14x gelesen….
Weiter hm.
Marie Curie muss auch noch clever gewesen sein und als 5. Frau
Würde ich doch
Hildegard von Bingen nennen. Glaube sie ist eine Philosophin gewesen und meinte Tante meinte, ich solle unbedingt auch mal das Buch ausleihen und lesen… mache ich dann danach 🙂