23. Februar 2024, Berlin
Heute Nacht bin ich viermal aufgewacht, weil ich auf Toilette musste. Ich hoffe, meine Prostata ist nicht auf Melonengröße angewachsen und drückt auf meine Blase.
Vormittags stoße ich auf eine alternative Erklärung: Auf Spiegel Online gibt es einen Artikel mit der Überschrift „Binge-Blase: Wer viel Fernsehen schaut, muss nachts öfter pinkeln.“ Ein chinesisches Forschungsteam hat in einer Studie, deren Ergebnisse in der Special-Interest-Zeitschrift „Neurourology and Urodynamics“ veröffentlicht wurden, herausgefunden, dass Erwachsene, die im Schnitt mehr als fünf Stunden fernsehen schaut, mit höherer Wahrscheinlichkeit nachts aufs Klo müssen.
Tatsächlich haben wir gestern unvernünftigerweise bis um Mitternacht genetflixt. Und schon um kurz nach sieben angefangen. (Also, 19 Uhr, nicht 7 Uhr morgens.) Das waren fast fünf Stunden vor der Glotze. (In einer Art preußischer Pflichterfüllung mussten wir fünf Folgen von „Shameless“ schauen, um die zweite Staffel zu beenden.)
Ob ich heute wohl aufgrund meines neu erworbenen Wissens weniger Fernsehen schauen und früher ins Bett gehen werde? Ich nehme es mir vor, bin mir aber ziemlich sicher, dass ich an der Umsetzung scheitern werde. Die dritte „Shameless“-Staffel schaut sich schließlich nicht von alleine.
24. Februar 2024, Berlin
Während ich die Wohnung sauge, muss ich an ein Interview mit zwei US-amerikanischen Paartherapeuten denken, das diese Woche auf Spiegel-Online erschienen ist. „Männer, die staubsaugen, haben mehr Sex“, heißt es da in der Überschrift.
Ich war allerdings zu faul war, den Artikel zu lesen. Somit weiß ich nicht, worin genau der Kausalzusammenhang zwischen Staubsaugen und sexueller Aktivität besteht und ob das nur auf Männer in Paarbeziehungen zutrifft. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass Singles, die staubsaugen, ebenfalls mehr Sex haben. Zwar nur mit dem Saugrohr, aber in der Not isst der Teufel angeblich fliegen und der Sex-Solist wird erfinderisch.
Auf Rat meines Anwalts, den ich nicht habe, möchte ich betonen, dass jedwede sexuelle Betätigung, die einen Staubsauger beinhaltet, keine gute Idee ist.
25. Februar 2024, Berlin
Der Instagram-Algorithmus spielt mir seit einigen Tagen sehr viel Werbung für Fitnessgeräte ein. Weil ich einmal ein solches Angebot länger als zehn Sekunden angeschaut habe, hält Instagram mich für einen fanatischen Sport-Junkie, der pausenlos mit Fitness-Werbung zugeballert werden will. Für Fitness-Studios, Trainings-Apps, Freeletics-Kurse, Sandsäcke, Klimmzugstangen, Gewichte und vieles mehr.
Alles im Hochpreis-Segment. Bei einem Anbieter gibt es beispielsweise ein Set mit sechs Hantelscheiben (1 Kilogramm, 2,5 Kilogramm und 5 Kilogramm) für 259 Euro. Und da hast du noch keine Stange, mit denen du die Scheiben in die Höhe stemmen kannst. Die kostet nochmal 299 Euro extra.
Der Insta-Algorithmus scheint eine vollkommen falsche Vorstellung von meiner finanziellen Situation zu haben. Das könnte auch der Grund sein, warum ich zusätzlich sehr viel Werbung für Wealth Management bekomme. Zur Mehrung meines Vermögens. „Pflege-Immobilien als Kapitalanlage“ „Mehr als 200.000 Euro im Depot?“ „Sieben Wege, wie Investoren ab 250.000 Euro aufhören können zu arbeiten“
In nächster Zeit sollte ich besser keine Fitness- und Wealth-Management-Werbung mehr anklicken. Stattdessen lieber Anzeigen für Kuchen, Schokolade und andere Süßigkeiten. Das würde meinen Insta-Feed viel ansprechender gestalten.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)