07. März 2024, Berlin
Vor Getränke Töpper steht eine Werbetafel: „Schlenkerla Rauchbier verschiedene Sorten“.
Schlenkerla ist eine fränkische Brauerei und bekannt für die beworbenen Rauchbiere. Das weiß ich, weil vor vielen Jahren ein Kollege mit fränkischen Wurzeln ein paar Flaschen davon für eine gemeinsame Verkostung mitgebracht hat.
Ohne zu harsch klingen zu wollen: Das Bier schmeckte grauenvoll. Als hätte jemand in die Flasche geascht und dann mit geräuchertem Schinken ausgewischt. Mir ist vollkommen schleierhaft, wie Menschen das lecker finden können. Gut, als Franke bist du mit Markus Söder Kummer gewohnt, da ist dir dann auch egal, wenn du Aschenbecher-Schinken-Bier trinkst.
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Im U-Bahnhof Turmstraße hängt im Schaukasten der Dorotheenstädtischen Buchhandlung ein Zitat von Julius Stinde: „Was aber sind Hoffnungen? Streuzucker für den Rhabarber des menschlichen Lebens.“
Kann mich nicht entscheiden, ob ich das sehr, sehr deep oder sehr, sehr dämlich finde. Was ist der Rhabarber des menschlichen Lebens? Und wer ist Julius Stinde?
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Der Sohn hat heute die letzte reguläre Klausur seiner Schullaufbahn geschrieben. Da auch alle seine Freunde ihre letzten Arbeiten vor der Abi-Phase hinter sich gebracht haben, wurde spontan entschieden, dies mit ein, zwei Partien Bier-Ball zu feiern. Mir sind die genauen Regeln des Bier-Balls nicht geläufig, aber ich gehe davon aus, dass es mehr um den Bier-Part und weniger um den Ball-Teil geht.
Als der Sohn nach Hause kommt, riecht er wie nach einem ausgeuferten Kneipenbesuch. Donnerstags um 15 Uhr. Aber warum auch nicht? Irgendwie muss er sich ja auf die Motto-Woche vorbereiten. Und den Abi-Gag. Und den Abi-Ball.
08. März 2024, Berlin
Heute ist Internationaler Frauentag. In Berlin ein Feiertag. Dank Schaltjahr fällt er dieses Jahr auf einen Freitag. Somit haben wir ein langes Wochenende, was die Popularität des Feiertags zusätzlich steigert.
In den nächsten beiden Jahren fällt der Frauentag allerdings aufs Wochenende. Damit ist er zwei Jahre ein vollkommen nutzloser Feiertag, was seinen Popularitätswerten sicherlich nicht zuträglich ist.
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Apropos Frauentag: Kürzlich gab es auf 3sat einen Bericht über eine Kampagne des Familienministeriums gegen die Diskriminierung älterer Arbeitnehmerinnen. Irgendwann stellte sich heraus, dass es um Frauen ab 43 ging. Meine 48-jährige Frau starrte regungslos auf den Bildschirm. Fällt das eigentlich unter Altersdiskriminierung, wenn du mit 43 als alt bezeichnet wirst?
09. März 2024, Berlin
Seit der Leistenbruch-Diagnose horche ich beim Laufen sehr sensibel in meinen Körper hinein. Ich höre aber nichts. Dafür fühle ich. Nicht den Leistenbruch, aber am Außenspann zieht es, die Wade zwickt und das Knie knarrzt. So ist das wohl, wenn dein Körper sein Verfallsdatum überschreitet und der Verschleiß der einzelnen Körperteile unaufhaltsam voranschreitet. Fällt das unter Diskriminierung älterer Läufer*innen?
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Nachmittags erste Schreibversuche für ein neues Buchprojekt. Ernüchterndes Ergebnis. Niveau Viertklässler-Aufsatz. Nur weniger originell und phantasievoll. Schlimm.
10. März 2024, Berlin
Redigiere morgens die gestrigen Textfragmente. Nun wenigstens Niveau-Fünftklässler-Aufsatz.
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Neue Nachricht in der Inobx. Vom Sex-Toy-Anbieter Amorelie. Betreff: Wir möchten mit Ihnen zusammenarbeiten. Hört sich vielversprechend an. Zumindest gut genug, um weiterzulesen.
Saad Amjad, seines Zeichens Amorelie-SEO-Experte, hofft, dass ich in bester Verfassung und von positiver Energie umgeben bin. Wie nett. Er fährt fort, das Herzstück von Amorelie sei die Förderung sexuellen Wohlgefühls. Nach Durchsicht meiner Website ist er der Ansicht, ich verfolge eine ähnliche Vision und wolle Menschen in diesem essenziellen Lebensbereich bestärken und informieren. Er schlägt eine Kooperation vor. Zum Beispiel zu Themen wie „sinnliche Geschenkideen für den Partner“, „positive Aspekte eines aktiven Liebeslebens“ oder „neue Würze im Schlafzimmer“.
Frage mich, aufgrund welcher meiner Beiträge der gute Saad zu dem Schluss kam, ich bestärke und informiere Menschen im Bereich des sexuellen Wohlgefühls. Die würde ich auch mal gerne lesen.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)