Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.
03. März 2025, Berlin
Nach fünf Tagen Karneval in Köln muss ich mich in den Berliner Alltag resozialisieren. Wie jedes Jahr eine Herausforderung. Zum einen für die Ernährung. Statt Kölsch, belegte Brötchen, Teilchen und fragwürdigen Bouletten, wieder mehr Obst, Gemüse und Protein. (Interessante Erfahrung für den Körper.)
Zum anderen für das Sozialverhalten. Nicht jeden Abend singend und schunkelnd in der Kneipe abhängen und dummes Zeug labern, sondern die Nachbar*innen im Treppenhaus grüßen, im Supermarkt mit Verkäufer*innen interagieren und nicht jeden und jede duzen.
Mein Rücken erschwert meine Rückkehr in die Normalität zusätzlich. Der untere linke Rückenmuskel ist leicht gezerrt. Was sich in sehr vielen Situationen als sehr nachteilig erweist. Wie oft am Tag du auf deine untere Rückenmuskulatur angewiesen bist, merkst du erst, wenn sie nicht ganz funktionsfähig ist.
Zum Beispiel beim Aufstehen aus dem Bett, beim Hinsetzen auf Toilette, beim Aufstehen von Toilette – zwischendrin ebenfalls –, beim Ein- und Ausstieg ins Duschbad, beim Anziehen von Unterhose, Socken und Jeans (je enger, desto schlechter) und dann sind erst 20 Minuten des Tages rum.

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Der Sohn und N. sind inzwischen nach Phuket weitergereist. Das Wetter präsentiert sich wesentlich freundlicher als letzte Woche auf Koh Samui, ihr Magen-Darm-Trakt allerdings nicht. Zuerst erwischte es N., zwei Tage später den Sohn. Aber das gehört zu einer authentischen Südostasienreise dazu: Dass du mindestens eine Nacht auf und über der Kloschüssel verbringst.
04. März 2025, Berlin
Meine Frau und ich haben ein Bettwäsche-Problem. Beziehungsweise ein Keine-Bettwäsche-Problem, denn wir finden sie nicht. Vor ein paar Wochen hat meine Frau neue Bettbezüge bestellt, nun sollen sie das erste Mal zum Einsatz kommen, das scheitert aber daran, dass sie verschwunden sind.
Unsere Bettdecke ist sehr groß – 200 × 200 cm – und der Überzug somit ebenfalls. Zusammengefaltet ist er richtig voluminös, ein ziemlich stattliches Paket. Das kommt nicht zufällig abhanden, das rutscht nicht mal so in eine Sofaritze und das geht auch nicht in einer Spalte zwischen Regal und Wand verloren. Trotzdem ist der Bettbezug nicht mehr da.
Ich erinnere mich noch, wie die frisch gewaschene Bettwäsche mehrere Tage auf unserem Wohnzimmertisch lag, wo meine Frau sie zusammengefaltet hatte. Weil ich wusste, dass wir in unserem Schlafzimmerschrank keinen Platz dafür haben, ignorierte ich die Bettwäsche erst einmal. Wie jeder normale Mensch hoffte ich, dass sich das Problem irgendwann von allein löst.
Tat es auch, denn die Bettwäsche liegt nicht mehr auf dem Wohnzimmertisch. Aber auch sonst nirgendwo. Nicht im Schlafzimmerschrank – dort ist ja kein Platz –, ebenso wenig im Schrank des Sohnes oder seiner Kommode, dem Flurschrank, in dem wir unsere Handtücher aufbewahren, im Arbeitszimmer ebenfalls nicht und auch in keiner unserer erstaunlich zahlreichen Taschen, Koffern und Rucksäcken. Wir haben die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt, aber ohne Erfolg.
Sollte Ihnen in Moabit, einem anderen Stadtteil oder im Berliner Umland eine orientierungslose anthrazitfarbene Musselin-Bettwäsche der Größe 200×200 begegnen, sagen Sie uns bitte Bescheid. Und, liebe Bettwäsche, falls du das liest: Wir sind nicht sauer, wir möchten nur, dass du nach Hause kommst. Bitte. Wir vermissen dich.
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Nachricht in meinem Spam-Ordner: Jared, seines Zeichens Marketing Direktor bei XTransfer, lässt mich wissen, er habe Premium Chocolate im Angebot. Mit den besten Zutaten, die ein spitzen Geschmackserlebnis garantieren.
Hört sich definitiv interessanter an als die gewöhnlichen Scammer-Mails. Kein Millionenerbe eines nigerianischen Prinzens, für das du deine Kontodaten und eine kleine Bearbeitungsgebühr übermitteln musst, sondern die Aussicht auf Schokolade. (Um es mit Joey aus „Friends“ zu sagen: „What’s not to like?“)
Folglich lösche ich Jareds Mail nicht. Falls ich demnächst Premium-Schokolade benötige, weiß ich, an wen ich mich wenden kann.
05. März 2025, Berlin
Heute ist Aschermittwoch, Beginn der Fastenzeit. Gleichzeitig ist Tag des Absinths. Da ist wohl irgendetwas bei der Abstimmung der Ehren- und Jahrestage schiefgelaufen.
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Zusätzlich zu meinem schmerzenden Rücken schlage ich mich seit gestern Nacht mit einer mittelschweren Erkältung rum. Meine Temperatur ist erhöht (38,2), ich fühle mich schlapp und niese ständig. Letzteres verträgt sich nicht gut mit den Rückenschmerzen. Deswegen ist regelmäßig die folgende Laut-/Wortkombination zu hören: „Hatschi, Aua, Fuck!“ Danach bemitleide ich mich selbst. Aber schweigend.
Meine Frau ist der merkwürdigen, wenn nicht gar abstrusen Ansicht, meine körperlichen Beschwerden hingen mit dem Karneval zusammen. Mehrere Tage am Stück feiern und trinken, vertrage man in meinem Alter nicht mehr so gut.
Keine Ahnung, was sie damit meint. „In meinem Alter.“ Wahrscheinlich arbeitet sie an einem Stand-up-Programm und testet ihre Jokes.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)