17. März 2023, Berlin
Heute ist St. Patrick’s Day. Ein Tag, über den ich mir nie größere Gedanken gemacht und den ich auch noch nie begangen habe. Möglicherweise liegt das daran, dass ich kein Guinness mag. Mir ist Guinness zu mächtig. Das schmeckt für mich, als würde ich einen Laib Brot trinken. Dann esse ich aber lieber Brot. Das kann ich wenigstens mit Butter beschmieren und mit Käse belegen. (Und um der Spießigkeit zu huldigen, packe ich vielleicht noch ein paar Gürkchen oben drauf.)
Da die Tochter in Irland studiert, beschäftige ich mich erstmalig mit dem St. Patrick’s Day. Nicht sonderlich überraschend wird er zu Ehren von St. Patrick abgehalten. Der war ein irischer Bischof, lebte im 5. Jahrhundert und gilt als erster christlicher Missionar in Irland. Da in Irland Religion bis heute einen hohen Stellenwert hat, wird das als etwas Positives gesehen und das groß gefeiert.
In Carlow begannen die Feierlichkeiten bereits am Mittwoch. Möglicherweise aber auch nur für Studierende, die den St. Patrick’s Day als Ausrede nutzten, um bereits Mittwochabend Party zu machen. Wobei ich aufgrund der Erzählungen der Tochter aus ihrem ersten Studienjahr nicht den Eindruck habe, dass die Studierenden in Carlow – und wahrscheinlich auch nicht in den anderen irischen Uni-Städten – eine Entschuldigung brauchen, um unter der Woche bis in die frühen Morgenstunden auszugehen und Alkohol in rauen Mengen zu trinken.
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Im Supermarkt legt die Frau vor mir fünf verschiedene Apfelsorten auf das Kassenband. Aber keine fünf einzelnen Äpfel, sondern fünf Apfel-Sechser-Packs. Was sie wohl zu dieser Kaufentscheidung bewogen hat? Möglicherweise bereitet sie sich auf eine Wetten-dass-Wette vor, bei der sie Thomas Gottschalk beweisen will, dass mit verbundenen Augen Apfelsorten erschmecken kann. Vielleicht hat sie aber auch eine fünfköpfige Familie und jedes Familienmitglied mag eine andere Sorte. Oder sie hat vergessen, welche Äpfel sie am liebsten isst und jetzt kauf sie einfach jede Sorte.
18. März 2023, Berlin
Der lange 35-Kilometer-Lauf führt mich wieder in den Grunewald. Dort herrscht so viel Natur- und Waldidylle, wie ich sie das letzte Mal wahrscheinlich erlebt habe, als ich asl Kind sonntags mit meinen Eltern im Wald spazieren gehen musste. Mein Bruder und ich haben das immer gehasst. (Ein Zeichen, dass wir vollkommen „normale“ Kinder waren.) Einmal war uns so langweilig, dass wir Äste als Besen benutzten, um den Waldweg zu fegen. (Ein Zeichen, dass wir möglicherweise doch keine vollkommen „normalen“ Kinder waren.)
Mittlerweile weiß ich das Waldambiente durchaus zu schätzen. Hier hörst du keinen Autolärm, keine knatternden Motorräder und auch sonst keine Verkehrsgeräusche. Nur zwitschernde Vögel, hämmernde Spechte und raschelnde Bäume. In der Ferne plätschert ein Bach. Dafür, dass mir das urbane Lebensgefühl nicht gänzlich verloren geht, sorgt später mein Heimweg über den Kudamm.
Bei Kilometer 29 geht der Spaß der heutigen Trainingseinheit erst richtig los. Und mit Spaß meine ich Kacke. Ich muss nicht nur die letzten drei, sondern die letzten sechs Kilometer im angestrebten Marathon-Tempo laufen. Das ist ziemlich herausfordernd, denn mir stecken die ersten drei Laufstunden schon in den Knochen und nun soll ich wie das blühende Leben losrennen. (Eine Metapher die keinerlei Sinn ergibt, aber ich laufe auch schon seit 7 Uhr durch Berlin, da können sie hier keine Prosa von Thomas Mannscher Qualität erwarten. Nicht einmal von Sebastian Fitzekscher Qualität. (Sorry, Sebastian.)
Mein von der Anstrengung gezeichnetes Gesicht ist bestimmt kein allzu schöner Anblick für die anderen Passant*innen. Zum Glück befinde ich mich nicht mehr am Kudamm. Schließlich möchte ich den ganzen wohlhabenden Konsumwilligen nicht ihr samstägliches Shopping-Erlebnis vermiesen.
19. März 2023, Berlin
Heute ist Lass-uns-Lachen-Tag. Und Tag des Geflügels. Sollte es bei Letzterem um die köstliche Zubereitung von Hühnchen, Pute & Co. gehen, hat das Geflügel nicht ganz so viel zu lachen.
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Meinen heutigen 20-Kilometer-,,Erholungslauf“ absolviere ich entlang des Hohenzollernkanals. Die Temperaturen sind angenehm mild, links von mir verläuft der Fluss, rechts von mir liegt eine Kleingartenkolonie. Es ist alles sehr grün, sehr pflanzig, sehr frühlingsblumig, sehr gartenzwergig und auch ein bisschen piefig.
Am Flussufer erblicke ich zwei Schwäne. Nicht im Fluss, sondern auf dem Ufer. Sie fuhrwerken am Schilf rum. Vielleicht bauen sie ein Nest. Keine Ahnung, ob Schwäne jetzt schon Brutzeit haben. Mein Wissen über Schwäne ist sehr begrenzt. Es existiert quasi nicht. (Zählen Schwäne eigentlich als Geflügel?)
Mich macht die Anwesenheit der Schwäne etwas nervös. Schwäne sind nicht dafür bekannt, entspannte Zeitgenossen zu sein, sondern sie sind immer latent schlecht gelaunt und aggro. Sofern mich mein nicht vorhandenes Schwan-Wissen nicht täuscht, gehen sie keinem Streit aus dem Weg. Weder mit anderen Schwänen noch mit Enten und auch nicht mit Menschen. Während der Brutzeit sind sie noch aggressiver. Da verfügen sie über die Frustrationstoleranz von Klaus Kinski. („Halt dich gefälligst von unserem Nest fern, du dumme Sau!“)
Ungünstigerweise sind Schwäne nicht nur aggro sondern auch ziemlich groß, haben eine imposante Flügelspannweite und verfügen mit ihren langen Hälsen über einen ziemlich großen Vorteil im Nahkampf. Die beiden Schwäne am Ufer sehen auch ziemlich imposant aus. Mit denen würde ich nur ungern eine körperliche Auseinandersetzung führen. Vor allem weil sie zu zweit sind und ich allein bin. Da würde ich mein Geld eher auf die Schwäne wetten.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich ihnen weglaufen könnte. Möglicherweise habe ich mehr Ausdauer als sie, aber ich weiß nicht, wie es um ihre Spurtfähigkeiten bestellt ist. Da sind sie mir möglicherweise überlegen. Da nützt es mir dann auch nichts, dass ich länger laufen kann als sie. Glücklicherweise interessieren sich die Schwäne nicht weiter für mich und lassen mich von dannen ziehen. Wobei es bestimmt ein spektakuläres Schauspiel gewesen wäre, wie ein Jogger von zwei Schwänen verfolgt und verprügelt wird. Das würde ich mir auf YouTube auch anschauen. Allerdings nur ungern mit mir in der Hauptrolle.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
das Fenster putzen würde mich ja gar nicht stören. Ich würde es sogar freiwillige auch mehrmals im Jahr machen. aber das Fensterbankabräumen und Tisch verrücken, das ist mein Endgegner.
Ich weiß gar nicht, was alle immer mit Schwänen haben. Als Kind haben wir Schwäne am Schliersee gefüttert. (einer meiner frühesten Kindheitserinnerungen) und letztes Jahr am Ossiacher See haben sie sich unter die Strandgäste gemischt und sind mitgeschwommen. https://photos.app.goo.gl/TN4LY3VK1JouBeps8
Gruß
Andi
Das Verrücken von Mobiliar und Freiräumen von Fensterbänken ist selbst noch nervig, wenn jemand anderes die Fenster putzt. Allerdings ist das Jammern auf äußerst hohem Niveau.
Bei mir ist heute “Liege mit Corona im Bett-Tag”. Wo finde ich denn einen Kalender mit den ganzen anderen Tagen, die du immer nennst? Hab ja gerade nix zu tun, da könnte ich die mal auswendig lernen. Vielleicht wirkt das dem Brainfog entgegen.
Meine Quelle für die Gedenk- und Feiertag ist: http://www.kleiner-kalender.de/ Ob es da einen “Liege mit Corona im Bett-Tag” gibt, weiß ich allerdings nicht. Ich wünsche dir auf jeden Fall gute Besserung und einen milden Verlauf.
Danke für den Link und die lieben Wünsche, die hoffentlich in Erfüllung gehen!