Eine kleine Wochenschau | KW11/2025: Zunehmende Verspießerung (Teil 2)

Teil 1


14. März 2025, Berlin

Aus der Reihe „Schlagzeilen, die sich anhören, als hätte Der Postillon sie erfunden“: USA bitten Dänemark um Eier. Ist aber kein Artikel auf der Satire-Seite, sondern steht auf Spiegel Online.

Um die exorbitant hohen Eierpreise (12 Eier für 8 US-Dollar) zu drücken, möchten die USA, dass Europa seine Eier-Exporte erhöht. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum Trump sich Grönland unter den Nagel reißen will. Nicht aus geostrategischen Interessen oder wegen der Bodenschätze, sondern um an günstige europäische Eier zu kommen.

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Lese auf Twitter eine interessante Frage: „Wenn ihr ab sofort in der Serie lebt, die ihr zuletzt geschaut habt, wo seid ihr gelandet?“

Bei uns wäre das ungünstigerweise Gilead aus der Serie „A Handmaid’s Tale“. Ein christlich-fundamentalistischer Gottesstaat, der in der nach einem gewaltsamen Umsturz in den USA als streng patriarchalische Militärdiktatur errichtet wurde. Aufgrund von Geschlechtskrankheiten und Umweltgiften sind die Geburtenraten weltweit dramatisch zurückgegangen und in Gilead sind die verbliebenen gebärfähigen Frauen als Dienstmägde versklavt und müssen den herrschenden Kommandanten und ihren unfruchtbaren Frauen Kinder gebären. Kein schöner Gedanke, Teil einer solchen Gesellschaft zu sein.

Eine Userin schaut die Serie ebenfalls und schreibt, sie könnte dort nicht leben. Da wäre sie die ganze Zeit damit beschäftigt, Kommandanten zu killen und Kinder zu retten.

Das würde ich von mir auch gerne behaupten, bin aber skeptisch, ob ich zu so einer Form von Widerstand fähig wäre. Dazu befolge ich zu penibel Regeln, scheue Konflikte und bin stets auf Harmonie aus. Obendrein bin ich ängstlich und schrecke vor körperlicher Gewalt zurück. (Vor allem vor körperlicher Gewalt mir gegenüber.)

Ich fürchte mit so einer Persönlichkeitsstruktur bist du kein Weiße-Rose-Material.

15. März 2025, Berlin

Heute ist Alles-was-du-denkst-ist-falsch-Tag. Vielleicht denke ich das aber nur und das ist falsch.

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Der Sohn hat ein Unterhosenproblem. Wie sie sich denken können, nicht mit zu viel eingepackten, sondern mit zu wenigen.

Zur Behebung seiner Unterwäsche-Knappheit kaufte er pragmatisch ein Paar Fake-Tommy-Hilfiger-Unterhosen. Der Straßenhändler riet ihm zu XL, da die Hosen sehr klein ausfielen. Damit hatte er recht, denn sie waren tatsächlich so klein, dass der Sohn zuhause feststellen musste, nicht reinzupassen.

Also besorgte er am nächsten Tag ein weiteres Paar. Diesmal in XXL, aber mit dem gleichen Resultat: Sie waren immer noch zu klein. Eine Triple-X-Variante hat der Mann nicht im Sortiment. Als normalgewichtigen Europäer giltst du in Thailand anscheinend als fettleibig. Falls Jumbo Schreiner mal Urlaub in Südostasien macht, sollte er auf jeden Fall genügend Unterhosen einpacken.

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Treffe mich heute seit längerem mal wieder zum Laufen im Grunewald. Die Leistungsfähigkeit unserer Laufgruppe lässt sehr zu wünschen übrig. O. ist durch Frühblüher außer Gefecht gesetzt und hat gleich abgesagt, A. war eine Woche Skifahren in Österreich und hat Puddingbeine und ich habe aufgrund von Karneval, Erkältung und Rücken in den letzten Wochen auch ein eher unterdurchschnittliches Pensum absolviert.

Lediglich J. fällt aus dem Rahmen. Der hat sich für Ende April für einen Harz-Lauf von 53 Kilometern mit 1.000 Höhenmetern angemeldet. Deswegen läuft er seit Anfang des Jahres jeden Sonntag 30 Kilometer und ist topfit. Streber. Wenn er so weiter macht, darf er nicht mehr mitspielen.

16. März 2025, Berlin

Ein Plakat auf der Litfaß-Säule am Anfang unserer Straße kündet von der „Can’t Rush Greatness“-Tour von Central Cee. Als Endvierziger sind mir der britische Rapper und sein Oeuvre selbstverständlich unbekannt. Der Titel der Tour gefällt mir aber ausgezeichnet. „Can’t Rush Greatness“. Central Cee geht quasi auf „Gut Ding will Weile haben“-Konzertreise.

Das ist maximale Entschleunigung und Achtsamkeit. Toll.

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Meine Frau hat mir diese Woche ein TikTok-Video geschickt, in dem Gary Oldman Szenen aus seinen Filmen vorgespielt werden, die mit Furzgeräuschen unterlegt wurden. Das ist phantastisch und ganz besonders seine Reaktion darauf.

@colbertlateshow

To fart, or not to fart, that is the question. #Colbert #GaryOldman

♬ original sound – colbertlateshow

Ich habe schon immer gesagt: Wenn deine Partnerin oder dein Partner nicht über Furz-Witze lachen kann, solltest du das Weite suchen.


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4 Kommentare zu “Eine kleine Wochenschau | KW11/2025: Zunehmende Verspießerung (Teil 2)

  1. Guten Tag,

    eine intellektuelle, bei Bedarf auch kritische Auseinandersetzung mit dem “Steak&BJ Day” am 14.3.2025 hatte ich erhofft.
    Evtl. hier im Kommentarbereich nachgereicht?!
    Bitte :-)

    Vielen Dank im Voraus
    Tobi

    • Den “Steak & Blowjob”-Tag ignoriere ich schon seit fünf Jahren in der Wochenschau, da er mir zu niveaulos ist, um mich mit ihm intellektuell, humoristisch oder sonstwie auseinanderzusetzen.

  2. „Wenn ihr ab sofort in der Serie lebt, die ihr zuletzt geschaut habt, wo seid ihr gelandet?“

    Hmmm mich verschlägt es nach Star Trek – eigentlich nicht schlecht, aber die Raumstation Deep Space Nine ist nicht der entspannendste Ort.

    • DS9 ist tatsächlich auch kein schöner Ort zum Leben. Aber vielleicht immer noch besser als die Voyager, 70.000 Lichtjahre entfernt von der Erde. Wobei das gegenwärtig eigentlich gar nicht so schlecht wäre.

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