Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.
21. März 2022, Berlin
Ab heute ist „Dad you can!” offiziell im Handel. Das heißt, nun beginnt die Zeit, in der ich täglich die Buchläden im Kiez aufsuche, um zu kontrollieren, ob das Buch vorhanden ist, und falls ja, es prominent platziere, damit es potenziellen Käufer*innen unweigerlich ins Auge fällt. Abends stellen die Händler*innen das Buch zurück in die hinterste Ecke des Regals und am nächsten Tag beginnt das Spiel von vorne.
Hoffentlich schreibe ich irgendwann einen Millionen-Bestseller. Dann bezahle ich andere Menschen dafür, die Buchhandlungen abzulaufen und meine Bücher verkaufsfördernd in Szene zu setzen.
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Kurz vor 9 klingelt es und der Fensterputzer steht vor der Tür. Es ist erst das zweite Mal, dass wir ihn engagiert haben, wir haben auch sonst keine Putzhilfe und von früher kenne ich das auch nicht. Wie in den 70ern/80ern im Westen so üblich war meine Mutter Fulltime-Hausfrau und hat unsere Wohnung in Ordnung gehalten. Ich würde gerne behaupten, mein Bruder und ich hätten sie dabei unterstützt, aber ich befürchte, wir waren eher der Grund, dass sie so häufig aufräumen und putzen musste.
Jemanden dafür zu bezahlen, damit er Haushaltstätigkeiten für dich ausführt, die du theoretisch selbst erledigen könntest, fühlt sich deshalb für mich ein bisschen komisch an. Fast schon oberklassig und elitär. Was allerdings nicht ganz zu meinem Selbstbild als Lord Grantham aus Downton Abbey passt, ist der Umstand, dass ich am helllichten Tag Jogginghosen trage und nicht, weil ich Sport machen will.
Als der Fensterputzer nach zwei Stunden fertig ist, halten wir noch ein wenig Smalltalk über die bevorstehende Aufhebung der Corona-Maßnahmen. „Vielleicht tragen die Menschen trotzdem weiter ihre Masken“, sagt der Fensterputzer. „Ich hoffe einfach auf den gesunden Menschenverstand.“ Kaum hat er das ausgesprochen, verzieht er das Gesicht. „Nach den letzten zwei Jahren ist das wohl ziemlich naiv.“ Ich fürchte, er liegt mit dieser Einschätzung richtig.
22. März 2022, Berlin
Jogge heute früh ziemlich schwerfällig durch den Schlosspark. Auch sonst husche ich bei meinen morgendlichen Laufrunden nicht mit überdurchschnittlicher Grazie über die Kieswege, aber heute bin ich besonders stampfig unterwegs. Gestern war ich bei der Vorstellung von Fabian Soethofs Buch Väter können das auch! und anschließend sind wir noch mit ein paar Leuten in eine Kneipe gegangen, wo ich ein großes Bier getrunken habe. Also, um genau zu sein, war es ein 0,5er, das heißt, für einen Bayer ein kleines Bier. Da ich aber kein Bayer bin und in den letzten beiden Jahren die Gelegenheiten, zu denen ich Alkohol getrunken habe, äußerst überschaubar waren, laufe ich heute, nach dem gestrigen Genuss von nur einem halben Liter Bier, leicht verkatert die Spree entlang.
Mein 18-jähriges Ich schüttelt verächtlich den Kopf. Damals bin ich nach durchzechten Nächten am nächsten Tag relativ problemlos zur Schule gegangen. Allerdings in erster Linie, weil mein Vater als Lehrer darauf bestand hat. Sie wissen schon: Wer abends trinken kann, kann morgens auch in die Schule gehen. (Ich fand immer, dass das quatsch war. Eigentlich ist ja wohl eher das Gegenteil der Fall. Aber wenn du unter der Woche auf einer Party warst und übermäßig Alkohol getrunken hast, bist du nicht unbedingt in der Position, solche Einwände mit deinem Vater zu diskutieren.)
23. März 2022, Berlin
Im Zuge einer temporären geistigen Umnachtung hatte ich mich im Januar von meinem Bonner Freund davon überzeugen lassen, es sei eine gute Idee, dass wir uns beim Kölner Marathon anmelden. Jetzt sind es noch etwas mehr als sechs Monate bis zu dem Lauf. Zeit sich Gedanken über die Vorbereitung zu machen.
Dazu suche ich meine Trainingspläne von meinen Marathonteilnahmen 2010 und 2013 raus. Erfreut stelle ich fest, dass ich erst im Mai mit dem richtigen Marathontraining anfangen muss. Weniger erfreut sehe ich, wie viele Tempo- und Intervall-Läufe ich damals gemacht habe und welch aberwitzig ambitionierte Trainingszeiten ich mir gesetzt hatte. Und sogar meistens geschafft habe. Fuck.
Bei der nächsten Midlife-Crisis überzeuge ich meinen Bonner Freund, dass es eine bessere Idee ist, sich einen Porsche zu kaufen. Oder ein Fahrrad. Mit Elektro-Antrieb.
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In meinem Postfach ist eine Gewinnbenachrichtigung von LOTTO Berlin. Der Mail ist aber nicht zu entnehmen, wie hoch der Gewinn ausfällt. Vielleicht ist das bei siebenstelligen Summen aus rechtlichen Gründen nicht erlaubt.
Um zu erfahren, wie viel wir gewonnen haben, ist es notwendig, sich auf der Website von LOTTO Berlin einzuloggen. Allerdings habe ich meine Zugangsdaten vergessen. Also muss ich sie zunächst in meinem Passwort-Manager suchen. Und dann brauche ich ein wenig, um auf der LOTTO-Website den ziemlich gut versteckten Link zu finden, der zu der Gewinnmeldung führt. Dort erfahre ich endlich, wie viel wir gewonnen haben: 9,30 Euro.
Nun ja, wenigstens durfte ich zwei Minuten lang davon träumen, wir hätten zehn Millionen gewonnen. Egal, eigentlich macht ja der Traum von der vermeintlichen Million den Reiz des Lottospielens aus. (Außer natürlich tatsächlich zehn Millionen gewinnen. Das macht noch viel mehr den Reiz des Lottospielens aus.)
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
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