Eine kleine Wochenschau | KW13-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


25. März 2024, Berlin

Beim Laufen sehr nass geworden. Ansonsten ereignisloser Tag. Schön.

Titelbild mit einem Osternest mit Schoko-Hase, Schoko-Eiern und zwei gefärbten Hühnereiern

26. März 2024, Berlin

Heute ist Erfinde-deinen-eigenen-Feiertag-Tag. Wenn ich mir den Gedenk-und-Feiertag-Kalender anschaue, scheint mir jeder Tag Erfinde-deinen-eigenen-Feiertag-Tag zu sein.

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Die Tochter kommt nach Deutschland. Als Überraschung. Nicht überraschend für mich, aber für meine Frau, die nächste Woche Geburtstag hat. Der Flieger der Tochter landet um 21.20 Uhr am BER, gegen halb elf wird sie bei uns sein. Ich habe die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass wir dann noch wach sind.

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Der Sohn holt seine Schwester an der Tram-Station ab. Da es schon so spät ist, trägt er bereits seine karierten Pyjama-Hosen. Ihm fehlt die Energie, sich eine andere Hose anzuziehen. Außerdem hat er keine Kraft, Schuhe zu binden. Deswegen geht er in Hausschlappen raus.

Auf unsere Frage, ob das sein Ernst sei, meint er, das wäre sein Style. Okay. Ein Style, den ich als „Lazy Bastard” bezeichnen würde.

27. März 2024, Berlin

Heute ist Viagra-Tag. Vier Tage vor Ostersonntag, der Auferstehung Jesu. Da hat die Marketing-Abteilung von Viagra eine große Chance verpasst.

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Begegne beim Laufen einem weißen Mischlingshund, der wie eine Kreuzung aus einem Labrador und dem Glücksdrachen Fuchur aussieht. Sein Herrchen hat wiederum gewisse Ähnlichkeiten mit dem Steinbeißer. Toll.

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Beim Friseur. Im Schaufenster sind antike Friseurgerätschaften ausgestellt. Oder mittelalterliche Folterinstrumente, so genau vermag ich das nicht zu beurteilen.

Sitze bereits auf dem Frisierstuhl, eine Kundin betritt den Laden. Eine der anderen Friseurinnen schaut sie an und fragt: „Was hast du mit deinen Haaren gemacht?“ „Braun gefärbt“, erwidert die Frau. „Warum?“, will die Friseurin wissen. „Weil es mir gefällt?“ Ganz sicher scheint sich die Kundin nach der Reaktion der Friseurin nicht mehr zu sein. „Na dann“, meint diese. Wenn ich ihren Gesichtsausdruck richtig deute, heißt das: „In nächster Zeit trägst du besser Mütze und bevor du dir das nächste Mal die Haare färbst, fragst du mich vorher gefälligst.“

Der Friseur, der mir die Haare schneidet, erzählt, die Kundin sei Polizistin. Letztens habe er in einem Frühstückslokal in Moabit gesessen, als sie mit einer Kollegin reinkam, beide in Uniform. Daraufhin hätte die Hälfte der Gäste Reißaus genommen. Dabei wollten die zwei nur Kaffee holen. Der Friseur meint, es wäre schön gewesen, die beiden wären früher gekommen. Dann hätte er nicht so lange auf einen Platz warten müssen.

Zum Abschluss fragt er mich, ob er meine Augenbrauen entwaigeln solle. Wenn er die Frage so stellt, kann die Antwort nur „Ja“ lauten.

28. März 2024, Berlin

Fühle mich kränklich und gehe nicht laufen und mache auch sonst keinen Sport. Das ist vernünftig, aber ich komme mir trotzdem wie ein faules Schwein vor. Verrückt.

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Statt Sport Einkauf bei Rewe. Habe gar nicht so viel in meinem Einkaufskorb, muss aber trotzdem über 80 Euro bezahlen.

„Das tut mir leid“, sagt die Kassiererin. „Mir auch“, antworte ich. „Und ihrem Konto noch mehr“, sagt die Kassiererin. Da hat sie wohl recht.

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Die Tochter geht zum Arzt. Weil ihre Mandeln sehr groß und häufig entzündet sind. Sie haben die Ausmaße von gar nicht mal so kleinen Murmeln. Als wir sie gestern Abend inspizierten, entfuhr meiner Frau ein „Jesus Christ“, meine Reaktion war „What the fuck?“

Der Arzt meint, das wäre jetzt nicht direkt seine Wortwahl, aber die Mandeln seien schon recht groß. Die Tochter soll zu einem HNO-Arzt gehen, damit er sich das anschaut. Wenn der „Holy Shit!” sagt, müssen sie bestimmt raus.

29. März 2024, Berlin

Karfreitag. Ein so genannter stiller Feiertag, an dem Tanzverbot gilt. Wahrscheinlich wird das nur in Bayern konsequent von der Polizei kontrolliert. Falls sie nicht zu beschäftigt ist, das Gender-Verbot durchzusetzen.

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Denkpause bei Radio Eins mit Charles Bukowski: „Manche Leute werden nie verrückt. Was für ein schreckliches Leben müssen sie führen?“

Je nachdem, was du unter verrückt verstehst, ist das entweder ein sehr inspirierender Satz oder ein riesiger Bullshit.

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Eine Kollegin meiner Frau heiratet demnächst. In Las Vegas, die Trauung nimmt ein Elvis-Imitator vor. Das ist so trashig, dass es schon wieder, sehr, sehr großartig ist. Vielleicht ist das die Verrücktheit, die Bukowski meint.

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Unsere Stühle im Wohn-/Esszimmer sind über 20 Jahre alt und recht wackelig. Teilweise so wackelig, dass du Angst hast, sie könnten unter dir zusammenbrechen.

Gemeinsam mit meinem Vater baue ich die Stühle auseinander, ziehe ein paar Schrauben fest und baue sie wieder zusammen. Danach sind sie so stabil wie am ersten Tag. Befriedigendes Handwerker-Gefühl wie es nur Menschen empfinden, die immer am Schreibtisch sitzen und nie mit ihren Händen arbeiten.

30. März 2024, Berlin

Großeinkauf an Karsamstag. Nicht zur Nachahmung empfohlen. Der Penny ist voll, die Kund*innen ungeduldig, die Kassierer*innen gestresst.

Dafür werde ich vor dem Konserven-Regal Zeuge folgender Unterhaltung. Eine ältere Frau mit tiefer, kratziger Stimme sagt zu einem älteren Mann: „Über Ostern nicht so viel knuddeln, Norbert.“ Der angesprochene Norbert erwidert: „Ich knuddle nicht, ich lasse knuddeln.“

Ich habe keine Ahnung, was das heißt, und ich möchte es lieber auch nicht wissen.

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Karsamstag steht bei uns traditionell im Zeichen des Großputzes. Damit die Kinder morgen beim Eiersuchen keine Staublunge bekommen.

Fundstücke beim Saugen unter dem Sofapolster:

  • 1 Alverde-Nagelhaut-Creme mit Bio-Baobab-Öl
  • 1 Lindor-Schokokugel klein, Geschmacksrichtung zartbitter
  • 1 Sektkorken und 1 Sektverschluss aus Draht, Überbleibsel von Silvester
  • 1 Einweg-E-Zigarette der Marke Chrystal Bar, Geschmacksrichtung Strawberry-Kiwi
  • 1 Schraube mit Mutter, Herkunft unbekannt
  • 5 Tannennadeln, Herkunft Weihnachtsbaum
  • sehr viele Krümel
  • leider kein Geld

Vielleicht sollte ich nicht nur einmal im Jahr unter den Sofapolstern saugen. Oder nie.

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Der Sohn geht abends zum Fußball. Hertha gegen Nürnberg. Ein spektakuläres 3:3.

Als er kurz nach Mitternacht nach Hause kommt, muss er noch seinen österlichen Pflichten nachkommen und im Haus Osterhasen und Schokohasen für die Kinder verteilen. Somit ist der Osterhase dieses Jahr ein Herthaner, der mit leichter Alkoholfahne durchs Treppenhaus poltert. Hoffentlich sind die Hasen und Eier alle heil geblieben.

31. März 2024, Berlin

Ostersonntag. Gestern Abend haben meine Frau und ich Ostereier im Wohnzimmer versteckt. Mit 20 und 17 sind die Tochter und der Sohn eigentlich zu alt, um Ostereier zu suchen. Meine Frau und ich fühlen uns aber noch nicht alt genug, um keine Ostereier mehr zu verstecken.


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2 Kommentare zu “Eine kleine Wochenschau | KW13-2024

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