Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.
01. April 2024, Berlin
Heute Legalisierung von Cannabis in Deutschland und Geburtstag meiner Frau. Sie bekommt trotzdem einen gewöhnlichen Geburtstagskuchen, ohne Zusätze von Haschisch oder anderen Drogen.
Den Kuchen hatte ich als mehrstöckige Zirkustorte geplant. Unten Schokoladenkuchen, ummantelt mit Kitkats (als Bretterzaun), dann ein grün eingefärbter Vanille-Pistazienkuchen mit grünem Frosting (die Wiese), darauf ein weißer Schokoladenkuchen mit weißem Cheesecake-Frosting verziert mit Smarties (das Zirkuszelt) und ganz oben ein kleines Schokoküchlein (die Manege), auf dem zwei Marzipan-Frösche sitzen. Eigentlich hatte ich Löwenfiguren bestellt, aber der Backshop-Anbieter lieferte versehentlich Frösche, die ich kurzerhand als verzauberte Raubkatzen deklariere.
Zum Abschluss füge ich M+Ms, kleine Luftballons und Regenbogen-Aufstecker hinzu. Als ich fertig bin, findet der Sohn, das Ganze sähe weniger nach Geburtstagskuchen, sondern mehr nach Gay-Reveal-Party aus.
02. April 2024, Berlin
Leistenbruch-Untersuchung in der Charité und OP-Vorbesprechung. Zur letzteren kommt es allerdings nicht. Ein junger Arzt tastet mich ab, ultraschallt mich, tastet nochmal und ultraschallt ein weiteres Mal. Das Ergebnis: Er kann keinen Leistenbruch entdecken und auch sonst nichts.
Erkläre ihm, da sei definitiv etwas, nach dem Sport hätte ich oberhalb der Leistengegend regelmäßig eine leichte Ausbeulung. Der Arzt meint, der Bruch wäre so klein, dass er nicht behandelt werden müsse. Ich solle das beobachten und im Falle einer Verschlechterung wieder kommen. Bis dahin könne ich normal Sport machen. Radfahren, Laufen, Gewichtheben. Alles, worauf ich Lust hätte
Das ist sehr unbefriedigend. Nicht, dass ich unbedingt operiert werden möchte, aber ich hatte mich schon darauf eingestellt. Außerdem habe ich keine Lust auf Gewichtheben.
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Weil noch so viel von dem Geburtstagskuchen übrig ist, haben wir den Sohn ermutigt, ein paar Freunde einzuladen. Diese vertilgen nachmittags beachtliche Mengen des Kuchens, zum Abendessen verdrücken sie drei Pfund Nudeln mit einem Kilo Hackfleischsauce und zum Nachtisch essen sie nochmal Kuchen. Ich hätte gerne den Stoffwechsel von siebzehnjährigen Jungs.
03. April 2024, Berlin
Umbau-Ausverkauf im dm am U-Bahnhof Turmstraße. 20 Prozent Rabatt auf alles. (Auch auf Tiernahrung).
Die Szenerie ist apokalyptisch. Ich schiebe mich mit Menschenmassen an halbleeren Regalen vorbei, in meinem Korb liegen vier Dosen Thunfisch, zwei Liter Hafermilch und eine Tube Zahncreme. Mit Mühe widerstehe ich dem Impuls, zehn Pakete Haferflocken einzupacken.
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Von dem Geburtstagskuchen ist immer noch eine Menge da. Abends kommen die Freunde des Sohns wieder vorbei. Ich hoffe, sie machen dem Kuchen den Garaus.
04. April 2024, Berlin
Heute ist Erzähle-eine-Lüge-Tag. Auch bekannt unter der Bezeichnung Donald-Trump-Tag. Witze auf Kosten von Donald Trump sind etwas billig, aber das heißt nicht, dass man sie nicht trotzdem machen sollte.
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Mache mir nach dem Aufstehen in der Küche einen Kaffee. Besonders viel haben die Jungs gestern Abend nicht von dem Kuchen gegessen. Es immer noch mehr als ein Viertel übrig. Enttäuschend.
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Die Tochter fliegt zurück nach Irland. Ich überlege, ihr heimlich Geburtstagskuchen unterzujubeln, aber sie fliegt nur mit Handgepäck.
05. April 2024, Berlin
Aushang am Hohenzollernkanal. Eine Katze ist entlaufen. Eine dieser felllosen Sphinxkatzen, die wie eine Mischung aus neugeborenem Nacktmull und missglücktem Langhaarschneider-Experiment aussehen.
Laut dem Zettel hört die Katze auf den Namen Fikdig. Ein sehr unglücklicher Name für eine Katze. Eigentlich für jedes Lebewesen.
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Gesprächsfetzen auf der Straße aufgeschnappt. Eine junge Frau sagt zu ihrem jungen Begleiter: „Just to let you know, I’ve never done this before. It’s the first time that I’m doing this.“
Nun würden meine Frau und ich gerne wissen, was sie das erste Mal macht. Ein bestimmtes Gericht kochen? Mit einem Heißluftballon fliegen? Mit einem Mann die Straße entlanglaufen? Sex? So viele Möglichkeiten.
06. April 2024, Berlin
Nachdem der Arzt am Dienstag meinte, ich könne mit meinem für ihn nicht auffindbaren Leistenbruch – wahrscheinlich hält er mich für einen Simulanten – Marathon laufen, und ich für den Cuxhaven-Marathon Anfang Mai angemeldet bin, muss ich dafür trainieren.
Also langer Lauf. Den hatte ich letzten Samstag wegen leichter Halsschmerzen und Schnupfnase ausfallen lassen. Für heute nehme ich mir 32 statt 35 Kilometer vor. Quasi als Selbstfürsorge.
Die ersten zehn Kilometer gehen ganz gut, bis Kilometer 20 wird es zunehmend zäh, danach trotz zweier Energie-Gels unschön. Bei Kilometer 29, 30 und 31 lege ich jeweils eine kurze Gehpause von knapp 100 Metern ein. Das muss ja auch trainiert werden, dass man sich überwindet, wieder loszulaufen.
07. April 2024, Berlin
Ein Versandhaus, bei dem meine Frau ab und an bestellt, hat ihr zum Geburtstag einen 15-Euro-Gutschein geschickt. Auf der beiliegenden Karte steht „Besser als Kuchen“. Nein, einfach nur nein.
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Verbringe den Morgen auf der Instagram-Seite redhotballexperiments. Dort gibt es Filme, wie eine extrem heiße Metallkugel mit verschiedenen Substanzen und Gegenständen in Kontakt gebracht wird, um zu sehen, was passiert. Es hat etwas sonderbar Kontemplatives, zuzuschauen, wie die Kugel Seife schäumend zum Schmelzen bringt, Mais in Popcorn verwandelt oder Nutella in Flammen aufgehen lässt. Ich habe meine Zeit schon mit Nutzloseren im Internet vergeudet.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Oooh ich bin dezent neidisch. Ich hatte am 29.3. Geburtstag und abgesehen, dass Karfreitag war und meine Schwiegermutter mich sofort daran erinnert hat, dass dies ein strenger Fast- und Abstinenztag wäre (Kuchen und Chips hat sie dann trotzdem gegessen)…noch nie hat jemand eine so tolle Torte gebacken. Ich glaube, die Kinder haben in 51 Jahren zweimal gebacken. Der Mann nie.
Ihre Torte ist wirklich prima gelungen und hat bestimmt große Freude bereitet.
LG Tanja