Eine kleine Wochenschau | KW32-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


05. August 2024, Berlin

Mein rechter Knöchel tut weh. Weil ich gestern beim Laufen leicht umgeknickt bin. Wenigstens nicht der linke Fuß, wo schon die Ferse lädiert ist. Wobei, eigentlich ist das doch nicht so gut, denn nun sind beide Füße nur eingeschränkt funktionstüchtig.

Die Familie ist sehr besorgt um meine Gesundheit. Bei jedem Gang durch die Wohnung, vom Wohnzimmer in die Küche oder ins Bad, ermahnen meine Frau und der Sohn mich, ich solle vorsichtig sein, damit ich nicht noch mal umknicke oder gar hinfalle. Ihr Mitgefühl wird meinen Genesungsprozess sicherlich beschleunigen.

Titelbild mit einem blau-weißen Boot in einem Industriehafen

06. August 2024, Berlin

Kleine morgendliche Radtour entlang des Hohenzollernkanals. Am Ufer schwimmt ein Schwanenpaar, um sie herum vier, fünf flauschige Küken. Wahnsinnig niedlich. Kann man ein Schwanenbaby in der Badewanne halten und wenn ja, wie lange?

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Bei den Olympischen Spielen ist die Siegerin im Skateboard-Wettbewerb der Frauen vierzehn, die Zweitplatzierte fünfzehn und die Bronzemedaille geht an eine 16-jährige. Wie das wohl ist, wenn dein Teenager-Kind eine Medaille bei Olympia gewonnen hat. Sagst du ihr dann noch: „Denk an deine Hausaufgaben.“, „Bring den Müll runter.“ oder „Räum endlich dein Zimmer auf.“ Letzteres vielleicht nur, wenn Gefahr besteht, die Medaille könnte im Chaos für immer verloren gehen.

07. August 2024, Berlin

Am Morgen wieder Radausflug entlang des Hohenzollenkanals. In einem der Schrebergärten macht eine Frau in der Morgensonne Yoga. Nackt. Denke zunächst, ich hätte mich verguckt, aber nach einem zweiten Blick bin ich mir sicher, dass sie unbekleidet ist. Mit einem dritten Blick vergewissere ich mich, dass ich mich wirklich nicht täusche. Schließlich möchte ich hier nichts Falsches schreiben. (Der Frage, ob man ein nackte Yogi in der Badewanne halten kann, gehe ich nicht weiter nach.)

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Schaue in der Mittagspause Handball. Viertelfinale, Deutschland gegen Frankreich. Das Spiel läuft nicht gut fürs deutsche Team. Zur Pause liegen sie mit drei Toren zurück, nach der Pause gelingen den Franzosen direkt zwei weitere Treffer. Ich denke mir: „Das wird sowieso nichts mehr, bevor ich mir das Elend weiter anschaue, gehe ich lieber Einkaufen.“ und schalte den Fernseher aus. Was für eine spektakuläre Fehleinschätzung.

08. August 2024, Berlin

Gehe mit dem Sohn zur Postbank. Er möchte sein Sparbuch auflösen und weil er noch keine 18 ist, muss ich ihn begleiten. Am Schalter bedient uns ein Mann mit ungewöhnlicher Frisur. Zumindest ungewöhnlich für einen Bank-Mitarbeiter. Die Seiten sind kurz rasiert, das fusselige Haar oben sieht aus, als habe er es selbst mit der Papierschere geschnitten, rechts hängt ein dünn geflochtenes Zöpfchen bis knapp oberhalb seines Ohres. Mein innerer Boomer sagt: „Bei der Kreissparkasse Westerwald hätte es das früher nicht gegeben.“ (Heute wahrscheinlich auch nicht.)

Der Mann strahlt eine Mischung aus Rollenspieler-; Modelleisenbahnfan- und Briefmarkensammler-Vibes aus und er ist sehr redselig. In den nächsten zehn Minuten erfahren wir, dass seine Mutter für ihre Eheschließung das Einverständnis ihrer Eltern benötigte, weil sie mit 20 nicht volljährig war, dass heute ein besonderer Tag für Berlin ist, weil die S-Bahn 100 wird, und für ihn auch, da sich seine Reiserücktrittsversicherung wieder um ein Jahr verlängert hat. Diese habe er, da er gerne lange Urlaubsreisen unternähme, für dieses Jahr sei auch eine geplant und zwar auf die Kapverdischen Inseln. Wenn man allein sei und keine Kinder habe, müsse man sein Geld ja irgendwie ausgeben. (Meine Verwunderung, dass er Single ist, hält sich in Grenzen.)

Ich möchte nicht harsch klingen, aber mich interessiert das alles nicht im Geringsten, ich möchte nur das Sparbuch kündigen. Das geht aber nicht. (Darüber hält sich meine Verwunderung auch in Grenzen, schließlich sind wir hier bei der Postbank.) Dazu müsse meine Frau als zweite Erziehungsberechtigte ebenfalls zustimmen, erklärt uns der Mann.

Er schlägt vor, dass wir heute bis auf fünf Euro alles abheben, und der Sohn könnte nach seinem 18. Geburtstag nochmal kommen und das Sparbuch allein auflösen. Ich hoffe für ihn, dass der Mann dann auf den Kapverdischen Inseln weilt.

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Wiederhole meinen gestrigen Fehler nicht und schaue mir das Basketballspiel Deutschland gegen Frankreich komplett an. Sorry, deutsche Mannschaft.

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Letzte Woche hat mich Instagram mit Werbung für diverse Kurse, Apps und Geräte zur Linderung meiner Fußschmerzen überhäuft. Der Werbe-Algorithmus scheint von der Wirkung dieser Angebote sehr überzeugt zu sein, heute schlägt er mir ein Radargerät vor, mit dem du Geschwindigkeiten beim Sport messen kannst. Ich bin skeptisch. Sofern die Maschine keinen Schildkrötenmodus hat, werde ich sie nicht kaufen.


Teil 2


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