Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.
25. Oktober 2021, Berlin
Unser Lottospielen hat sich gleich in der ersten Woche ausgezahlt. Okay, wir haben nicht gerade einen Millionengewinn eingefahren, aber zwei Richtige plus Superzahl bescheren uns immerhin 6 Euro. Abzüglich der 2,90 Euro Spieleinsatz also ein Reingewinn von 3,10 Euro. Wenn das so weiter geht, haben wir in ungefähr 322.580 Wochen unsere erste Million zusammen. An meinem 6.250. Geburtstag lasse ich es dann so richtig krachen.
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Der Langenscheidt-Verlag hat das Jugendwort des Jahres bekannt gegeben: cringe. Dass ein Verlag die Abstimmung zum Jugendwort des Jahres organisiert, der vor 165 Jahren gegründet wurde und der ungefähr so jugendlich wie das Klöppeln von Tischdecken ist, ist für Jugendliche wahrscheinlich selbst cringe.
26. Oktober 2021, Berlin
An einer Ampel steht eine komplett in Lila gekleidete Radfahrerin. Schuhe, Socken, Hose, Jacke, Halstuch. Alles in aufeinander abgestimmten Lilatönen. Entweder ist das ihre Lieblingsfarbe oder sie hofft, Lila wirkt beruhigend auf die anderen Verkehrsteilnehmer*innen. Damit liegt sie aber falsch. Als die Ampel auf Grün springt und sie nur sehr langsam losfährt, wird sie sofort aggressiv von einer Autofahrerin angehupt.
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Beim gemeinsamen Abwasch nach dem Abendessen spreche ich meine Frau versehentlich mit „Mama“ an. Dear Lord! Falls Sie jemandem erklären wollen, was cringe bedeutet, können Sie diese Situation als Anschauungsbeispiel verwenden.
27. Oktober 2021, Berlin
Das warme Wasser und die Heizung sind ausgefallen. Mal wieder! Die Stimmung in der Hausgemeinschaft-WhatsApp-Gruppe nimmt Meuterei-auf-der-Bounty-eske Züge an.
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Ich lese gegenwärtig die „DAS MAGAZIN”-Ausgaben von diesem Jahr durch, deren Lektüre ich in den letzten Monaten sträflich vernachlässigt habe. Im Juni-Heft wird über Wolfgang Stöcker berichtet, der das Internationale Staubarchiv gegründet hat und Staubproben aus der ganzen Welt sammelt. (Unter anderem aus dem Opernhaus Sydney, aus dem Petersdom und dem Arbeitszimmer von Fidel Castro)
Ob Herr Stöcker wohl Interesse an einer größeren Staubprobe aus unserer Wohnung hat? Dann lade ich ihn hiermit herzlich zu einer Probenentnahme ein. Gerne auch für eine Langzeitstudie jeden Samstag.
28. Oktober 2021, Berlin
Auf meiner morgendlichen Laufrunde kommt mir auf der Spree ein Polizeiboot entgegen. Es trägt den Namen Seeadler. Für einen kurzen Moment der maßlosen Selbstüberschätzung und der unangenehmen Egozentrik denke ich, die Berliner Wasserschutzpolizei hat meine Wochenschau von letzter Woche gelesen und sich gedacht: „Mensch, wir brauchen einen cooleren Namen als Seeschwalbe, damit wir ernst genommen werden. Lass’ mal Seeadler nehmen.“
Wie das Boot so über den Fluss schippert, sieht es trotz des respektablen Namens aber immer noch aus wie ein gemütliches Ausflugsboot. Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis Polizei-Speed-Boats über die Spree jagen werden, die mit Torpedos und Raketenwerfern ausgestattet sind. (Vielleicht nächste Woche, wenn die Berliner Wasserschutzpolizei die heutige Wochenschau gelesen hat.)
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Da sich die Heizungsanlage über Nacht nicht spontan selbst repariert hat, muss ich nach dem Laufen kalt duschen. Wechselduschen soll ja gesund sein und den Kreislauf anregen. Ob das stimmt, kann ich aber nicht sagen, denn Wechselduschen setzt das Vorhandensein von warmem Wasser voraus.
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Wir schauen uns abends alte Fotos an. Aus der Zeit, als die Tochter gerade geboren worden war. Ich bin überrascht, wie jung meine Frau und ich damals aussahen. Fast wie Kinder, die ein Kind haben. Okay, wie 27-jährige Kinder, aber trotzen wahnsinnig jung. (Und wahnsinnig müde.)
Noch überraschter bin ich, dass es meinen Bart anscheinend mal in schwarz gab.
29. Oktober 2021, Berlin
Eine junge Frau aus Französisch-Polynesien hat das erste Mal in ihrem Leben Lotto gespielt und 220 Millionen Euro gewonnen. Dagegen erscheint unser Sechs-Euro-Gewinn doch etwas mickrig. Laut dem Glücksspielunternehmen will die Frau jetzt die Welt bereisen und sich auf jedem Kontinent eine Zweitwohnung zu legen. Ansonsten wolle sie bescheiden bleiben und weiterhin barfuß laufen. Wenn ich auf der ganzen Welt Villen besäße, wäre mir mein Schuhwerk auch egal.
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Ich bin mit dem Rad unterwegs zu einem Hotel der gehobenen Luxusklasse, wo ich einen Gutschein abholen will, als mir auffällt, dass ich Jogginghosen, Hoodie und ausgelatschte Sneaker trage. Nicht gerade ein 5-Sterne-Hotel-Outfit. Anscheinend hat in der Corona-Zeit meine Kenntnis über situativ angemessene Kleidung ein wenig gelitten. Egal, ich lasse im Hotel einfach den Fahrradhelm auf und hoffe, für einen Fahrradkurier gehalten zu werden.
30. Oktober 2021, Berlin
Die Laune bei meiner Frau und mir ist heute Vormittag etwas ausbaufähig, denn heute Vormittag steht der Wochenendputz an. Damit haben wir es aber immer noch besser erwischt als der Sohn. Der muss heute Mathe nachschreiben. Was sind schon ein wenig Saugen, Putzen und Staubwischen gegen Nullstellen, quadratische Funktionen und Hypotenusen?
31. Oktober 2021, Berlin
Heute ist Halloween. Ein „Feiertag“, auf den ich gerne verzichten kann. Vor allem, weil ich vergessen habe, Süßigkeiten zu besorgen. Deswegen kann ich davon ausgehen, dass heute pausenlos trick-or-treatende Kinder bei uns klingeln werden und wir uns totstellen und darauf hoffen müssen, dass unsere Tür nicht mit Eiern, Zahnpasta und Sprühsahne vollgeschmiert wird.
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In der Abi-WhatsApp-Gruppe wird eine Todesanzeige rumgeschickt. Ein alter Klassenkamerad ist verstorben. Er hieß auch Christian.
Wir waren insgesamt drei Christians im Jahrgang. Der andere Christian ist bereits vor einigen Jahren gestorben. Krebs. Ich bin somit der letzte überlebende Christian. Ein deprimierender Gedanke.
Rest in power, Christian. Rest in power, Christian.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
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