24. November 2023, Berlin
Heute ist Black Friday. Einen Tag, den der US-amerikanische Einzelhandel erfunden hat, um konsumwillige Kund*innen einen Tag nach Thanksgiving durch eine Flut von Fake-Angeboten in den Kauf von Produkten zu manipulieren, von denen sie glauben, sie würden sie benötigen, weil ihnen die Black-Friday-Werbung das eingeredet hat.
Das Beste am Black Friday ist, dass ich ab morgen keine Mails mehr mit Black-Friday-Aktionen bekomme. Dafür mit Cyber-Monday, Advents-, Nikolaus- und Weihnachtsangeboten.
(Es kann sein, dass ich das Gleiche bereits letztes Jahr geschrieben habe. Ich möchte nicht ausschließen, dass ich es nächstes Jahr wieder schreiben werde.)
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Bei dm steht ein kleiner, schwarz gelockter Junge vor einem Regal mit Honigkerzen. Er streckt seiner Mama eine der Kerzen entgegen und fragt: „Was kostet die?“ „3,99, mein Schatz.“
Er nimmt eine andere Kerze aus dem Regal. „Und was kostet die?“ „Auch 3,99.“ Der Junge zeigt auf eine weitere Kerze. „Und die?“ „Auch 3,99. Die Kerzen kosten alle 3,99“, antwortet die Mama in der Hoffnung, seine Fragerei damit zu beenden.
Da hat sie die Rechnung allerdings ohne ihren Sohn gemacht. In dem Regal stehen nicht gerade wenige Kerzen und er erfragt für jede einzelne den Preis. Schließlich ist nicht vollkommen ausgeschlossen, dass es bei einer der Kerzen eine preisliche Abweichung geben könnte.
Zehn Minuten später verlasse ich den Laden. Die beiden sind inzwischen ein Regal weitergewandert. Der Junge will jetzt wissen, was die Haarbürsten kosten. Ich hoffe für seine Mama, dass sie heute keine wichtigen Termine mehr hat.
25. November 2023, Berlin
Ich laufe heute 18 Kilometer. Aber in ganz gemächlichem Tempo. Schließlich besteht keine Notwendigkeit, sich im Winter in Höchstform zu trainieren.
Außerdem möchte ich bei den kühlen Temperaturen keine Verletzung riskieren. Letzten Samstag merkte mein Laufkumpan J. richtigerweise an, es wäre geradezu fatal, im Dezember mit dem Laufen aussetzen zu müssen. Dann wärst du angesichts der Flut an Plätzchen, Stollen und Gänsebraten im Kampf gegen die Adventskalorien chancenlos.
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Nachdem die Weihnachtsbäckerei bei uns im vollen Gange ist, haben wir heute auch Weihnachten vom Schrank geholt. Etwas früh vielleicht, aber wir haben nächste Woche keine Zeit dafür.
Meine Frau dekoriert den Flur und baut unseren Adventskranz auf. Die vier Gläser mit den Kerzen füllt sie am Boden mit Engelshaar aus. Ich bin kein Experte für die Beschaffenheit von Engelshaar, aber Dicke und Konsistenz erinnern mich eher an Engelsschamhaar. Allerdings bin ich auch dafür kein Experte, so dass es möglich ist, dass ich mich diesbezüglich irre.
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Wir verbringen den Samstagabend damit, Vanillekipferl zu backen. (What a time to be alive!) Bei meiner Mutter sind die Vanillekipferl immer perfekt in Form und Konsistenz. Ausnahmslos alle. Da gibt es keinerlei Abweichung, die sind alle wie genormt. Als seien sie von einer Maschine hergestellt.
Bei uns sind die Vanillekipferl nicht perfekt in Form und Konsistenz. Da gleicht kein Kipferl dem anderen. Unsere Vanillekipferl sehen aus wie das Ergebnis eines misslungenen Kita-Backprojekts.
26. November 2023, Berlin
Ein Thomas Sch. schickt mir eine Nachricht an meine Blog-E-Mail-Adresse. Ob ich möglicherweise Interesse am Kauf der Domain Klo-Werbung.de hätte. Möchte er mir damit subtil mitteilen, dass er meine Texte kacke findet?
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Stoße im Internet auf ein Video, wie eine Python-Schlange in einer Wohnung die Haustür öffnet. Ist es überhaupt erlaubt, eine Python in der Wohnung zu halten? Und falls ja, warum sollte man das überhaupt wollen?
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Wieder mal viel gelacht und geschmunzelt, danke.