Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.
25. November 2024, Berlin
Finde in meiner Inbox eine Mail von Brunobett. Unser Schlafsofa, das wird dort gekauft haben, werde heute zwei. Ich weiß nicht, was ich mit dieser Information anfangen soll.
Wie feiert man den Geburtstag eines Schlafsofa? Mit einem Geburtstagsständchen am Morgen? Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst? (Passt eigentlich.) Ob es sich etwas zum Geburtstag wünscht oder einen Lieblingskuchen hat, ist mir ebenfalls unbekannt.
Aber eins weiß ich definitiv: Auch bei Schlafsofas gilt die alte Kindergeburtstagsregel: Pro Lebensjahr darf nur ein Gast eingeladen werden.
Diese Woche ist Black Week und Instagram überschüttet mich mit angeblich unschlagbaren Rabatt-Aktionen. Zum Beispiel für XXL-Poster. „Kaufe eins, bekomme drei.“ Das kommt für uns aber nicht infrage, uns fehlen die XXL-Wände.
Außerdem wird mir ein Tutorial zur Steigerung meiner Follower-Zahlen zum halben Preis, Laufklamotten mit 30-prozentigem Rabatt sowie ein Mindspace-Büroplatz, bei dem der erste Monat kostenlos ist, vorgeschlagen.
26. November 2024, Berlin
Biege beim morgendlichen Lauf in der Nähe des S-Bahnhofs Tiergarten in eine Seitenstraße ein und stehe plötzlich vor dem Büro des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung. Was es nicht alles gibt.
Menschen, die Angst vor Verstrahlung durch Atommüll haben, sollten sich am besten eine Wohnung direkt neben dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung suchen. Ich bin mir ziemlich sicher, die Mitarbeiter*innen dort achten penibel darauf, dass in ihrer Nähe kein atomarer Abfall gelagert wird.
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Die heutigen Black-Week-Angebote haben meine körperliche Fitness im Blick: Widerstandsbänder (-30 %), innovative Kurzhanteln (-40%), ein portabler Punching-Ball (-50%) sowie ein Kartenset mit Eigengewichts-Übungen (-70 %). (Letztere würden mich nicht einmal bei einem Rabatt von 100% interessieren.)
Darüber hinaus erscheint eine Werbung für ein stylishes E-Piano. Ich bin ein eher unmusikalischer Mensch mit wenig Rhythmusgefühl. Und mit eher meine ich sehr und mit wenig überhaupt keines. Ich habe auch nicht vor, Klavier zu lernen, schaue mir die Website zu dem E-Piano aber trotzdem an. Weil es so schön aussieht und vielleicht sähe ich auch schön aus, wenn ich darauf spielte. Bei einem Preis von 269 Euro – statt 299 – nehme ich jedoch Abstand von einem Kauf.
27. November 2024, Berlin
Am dritten Advent steht unsere alljährliche Plätzchenparty an. Bei der gibt es unter anderem selbstgemachten Glühwein, dafür benötigen wir 25 Liter Rotwein. Da ich ohne Auto die gesamte Menge nicht auf einmal transportieren kann, gehe ich nun regelmäßig zu Rewe und besorge immer ein paar Flaschen. So bin ich auch nicht der Typ, der 25 Liter Rotwein kauft.
Stattdessen bin ich der Typ, der alle zwei bis drei Tage sechs Flaschen Rotwein holt. Wahrscheinlich halten mich die Rewe-Kassiererinnen für einen Hardcore-Alkoholiker, der sich schon zum Frühstück Rotwein reinschädelt.
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Weil ich mich gestern so intensiv mit dem E-Piano beschäftigt habe, bekomme ich nun sehr viel Werbung für Musikinstrumente angezeigt. Anscheinend weiß der Algorithmus aber um meine begrenzte Musikalität. Deswegen schlägt er mir ein futuristisch anmutendes Keyboard vor, mit dem du das Klavierspielen nach Farben erlernen kannst.
Alternativ könnte ich eine Soundmachine kaufen, die Töne, die du mit dem Mund erzeugst, in Instrumentenklänge umwandelt. Oder ein virtuelles Schlagzeug, bei dem du mit den Sticks in der Luft trommelst und dich dennoch über Kopfhörer hörst. What a time to be alive.
Oder vielleicht doch den smarten Bird-Feeder, der mit Kamera ausgestattet ist, die Aufnahmen macht, sobald sich ein Vogel nähert. Das Angebot wird als perfektes Geschenk für Boomer-Eltern angepriesen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich meinen Vater und meine Mutter damit beglücken soll oder ob Insta mich zu dieser Zielgruppe zählt.
28. November-2024, Berlin
Nach der gestrigen ehrabschneidenden Boomer-Werbung disst mich Insta weiter. Diesmal mit einem Balance-Board für Senioren, um auch im fortgeschrittenen Alter den Gleichgewichtssinn zu trainieren. Schönen Dank auch.
Interessanter finde ich den angepriesenen Controller, mit dem du ganz einfach wie ein Profi Videos schneiden kannst. Auf die Millisekunde genau. Ich produziere gar keine Videos, aber damit wäre es kinderleicht.
Der formschöne Hochleistungsbeamer mit Holzverkleidung würde sich auch gut bei uns machen. Allerdings fehlt uns auch dafür eine freie Wand, an die wir Filme projizieren könnten. Der Hochleistungspreis von 899 Euro schreckt mich zusätzlich ab.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)