Mache mich morgens gemeinsam mit dem Sohn und voller Vorfreude auf Camping-Wecken auf den Weg zum Bäcker. Stehe dort in einer Schlange bis weit auf die Straße an, deren Länge vermuten lässt, dass im Laden das neueste iPhone vorab und durch den wiederauferstandenen Steve Jobs höchstpersönlich verschenkt wird. Unterdrücke mühsam einen cholerischen Tobsuchtsanfall, als die Backwarenfachverkäuferin lapidar verkündet, sonntags gäbe es keine Campingwecken #youcannotbeserious #YOUCANNOTBESERIOUS. Der Sohn ist dafür umso begeisterter, dass es keine Selbstbedienung gibt, sondern die „nette Frau“ #otonsohn die Brötchen für uns in Tüten verpackt #backfactorysozialisiert #stadtkind.
Diskutiere später im Buchladen mit dem Sohnemann, dass es keine gute Idee sei, bereits am ersten Tag das gesamte großelterliche Urlaubsgeld in ein Grüffelo-Kuscheltier zu investieren. Handele nach seinem Einwand, es sei bereits der zweite Urlaubstag #wiseass, wenigstens eine dreitägige Bedenkzeit aus #einhimmelreichfürautoritäreerziehung.
Stelle beim heutigen vom Trainingsplan diktierten langen Lauf durch die nur mäßig visuell stimulierende Föhrsche Landschaft #flacheslandsoweitdasaugereicht nach 21 km mit Entsetzen und einem Anflug von Panik fest, dass die Strecke beim Berliner Marathon im September tatsächlich doppelt so lang ist #mathegenie. Überlege, in Berlin einen kenianischen Mitbürger ausfindig zu machen, der gegen geringes Honorar #fürdieehre? als Surrogatläufer eine neue Bestzeit für mich erzielt #großersportsgeist #dabeiseinistallesmyass.
Werde am Strand von der Freundin darauf aufmerksam gemacht, dass sich die adipöse körperliche Konstitution der Strandkorbnachbarn durchaus positiv auf das eigene Körpergefühl auswirkt #ichwillsobleibenwieichbin #dudarfst. Schaue mit der Tochter am Steg für längere Zeit anderen Kindern und Vätern beim Krebsfischen zu #dieentdeckungderlangsamkeit. Erreiche durch die Beobachtung des fast schon meditativen Kreislaufs des Fangens und Zurück-ins-Meer-Werfen der Krebse eine neue Bewusstseinsstufe #dieeineramöbe.
Beschließe aufgrund der noch nicht ganz hochsommerlichen Temperaturen leichtsinnig, mit den Kindern im Insel-Kino ‚Ich, einfach unverbesserlich 2‘ zu schauen. Höre an der Kasse nach Entrichten des 3-D-Spezialpreises-für-4-Personen-ohne-Kinderermäßigung die Urlaubskasse buchstäblich weinen #cinestarsexpensivebrother. Irrtümlicherweise enthält der Eintritt auch keine kostenlose chiropraktische Behandlung der Genickstarre, die durch das in der zweiten Reihe sitzend zwei Stunden andauernde leicht nach oben gerichtete Starren auf eine Leinwand, deren Ausmaße nur unmerklich über die eines mittelgroßen Flachbildschirms reicht, verursacht werden.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)