¡Hola España! – Tag 04 (11.09.): Nationalfeiertagsfeierlichkeiten Fehlanzeige (Teil 2)

Teil 1


Vielleicht wohnen nur wenige Katalanen in Cambrils und bei den vielen ausländischen oder den nicht-katalanischen spanischen Touristen lohnt sich das mit der Nationalfeiertagsfeierei nicht.

Cambrils ist trotzdem ganz schön. Gastronomie und Einzelhandel sind zwar stark auf Tourismus ausgerichtet, aber nicht aggressiv und marktschreierisch, sondern einigermaßen dezent und zurückhaltend. Die Häuser und Hotels sind niedriger als in Salou und es gibt einen schönen Platz, an dem eine große Kirche steht und daneben das Theater, wo das Katzen-Pistolen-Stück aufgeführt wird.

Ich denke, das war nicht unser letzter Besuch in Cambrils. Schließlich müssen wir irgendwo unsere obligatorischen Urlaubsort-Kühlschrankmagneten kaufen. Und der rote Keramikstier, den wir in einem Laden gesehen haben, würde sich gut in unserer Küche machen. Selbstverständlich ironisch.

Nach knapp einer Woche Urlaub bin ich mir sicher, unter allen Tourist*innen mit 90-prozentiger Treffsicherheit die englischen Urlauber*innen erkennen zu können, ohne dass ich sie reden höre. Das liegt nicht an Hardcore-Sonnenbränden und/oder übermäßigem Alkoholkonsum, sondern an Physiognomie, Frisuren und Habitus. (Und manchmal an leichten Sonnenbränden.)

Keine Ahnung, was ich mit dieser Fähigkeit anfangen soll. Mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit Engländer*innen zu identifizieren, scheint mir keine übermäßig hilfreiche Superheldenkraft zu sein. Außer du willst dich von Engländer*innen fernhalten. Dann ist das super. In Irland wäre ich der beliebteste Superheld aller Zeiten.

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Am Strand. Der Wind windet heute stärker als in den letzten Tagen. Das Wellenrauschen ist auch nicht ganz so einlullend wie sonst, sondern etwas energischer. Als riefe das Meer: „Ich kann auch anders.“

Aber noch nicht so doll wie nachts. Da klingen die Wellen etwas bedrohlich, fast schon zornig. Weil das Meer kein Wutkissen zum Hineinbrüllen hat, schreit es seine Aggressionen in die Dunkelheit, um sein inneres Mordor im Zaum zu halten.

In der Ferne ist ein Kind zu hören. Diesmal kein hysterisches Kreischen, sondern ein fröhliches Glucksen und Kichern. Die pure Freude, wenn du Papa nass gespritzt hast. Oder wenn Mama hinter dir herrennt, als wäre sie ein Monster, das dich gleich auffrisst. Oder wenn der Bruder oder die Schwester einen Ball an den Kopf bekommt.

Heute bedaure ich, dass die Tochter und der Sohn nicht mehr so klein sind und diese kindliche Freude nicht mehr haben. Wobei sie sich immer noch kaputtlachen würden, wenn der oder die andere einen Ball an den Kopf bekommt. (Noch mehr bei ihren Eltern.)

Meer

Denke mir, während ich am Strand liege, merkwürdige Worte aus:

  • Fußpilzragout
  • Affentheaterregisseur
  • Taschenlampenschirm
  • Rosinenbomberjacke
  • Wäscheklammeraffe
  • Flaschenpostschalter
  • Bankautomatenkaffee
  • Sonnencrème brûlée
  • Klorolle rückwärts

Keine Ahnung, für was das mal nützlich sein wird. Wahrscheinlich für nichts.

Abendmahl, nicht das letzte

Zu meiner leichten Enttäuschung sind während des Abendessens keine Fotosessions am Meer zu beobachten. Erst als wir abräumen, erscheinen zwei Frauen am Strand. Schätzungsweise Anfang 60, mit ergrauten Haaren und schwarzen, wallenden Gewändern. Sie fotografieren und filmen sich gegenseitig, wie sie mit gelupften Röcken an der Wasserlinie entlanglaufen.

Nach etlichen Versuchen sind sie mit dem Ergebnis zufrieden, zum Abschluss machen sie mit Selbstauslöser ein Foto zu zweit. Anschließend verlassen sie den Strand kichernd und gickelnd wie Teenagerinnen. Ob die Influencer-Academy auch Senior*innen-Kurse anbietet?

Mond, halb

Bilanz des Tages

  • 10,03 Kilometer gelaufen
  • 9 Fotos beim Laufen gemacht
  • 25.596 Schritte zurückgelegt
  • 1 Wildschwein gesehen
  • 0 Nationalfeiertagsfeierlichkeiten
  • 1 halber Mond am Abendhimmel
  • 2 Kniffel geworfen

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