In der Zeitschrift ‚Kizz. Das Elternmagazin für die Kitazeit‘ darf ich unter der Rubrik ‚Das sagt Papa‘ regelmäßig meinen Senf zu Themen geben, von denen ich auch nicht mehr Ahnung habe als andere Eltern. Pädagogisch wertvoll wie ein kleines Steak. Ein sehr kleines. Eines, das man nicht essen möchte. Der folgende Beitrag erschien in seiner ursprünglichen Fassung in Ausgabe ‚KIZZ – 3/2020‘. Obwohl er fast ein Jahr alt ist, ist er immer noch erstaunlich aktuell ist. Zur besseren Lesbarkeit habe ich ihn ganz leicht angepasst.
Darf ich meine Kinder vor dem Fernseher parken? Eine Frage, die viele Eltern bis vor Kurzem wahrscheinlich entschieden verneint hätten. Fernseher, Smartphones oder Konsolen genießen nämlich einen ähnlich schlechten Ruf wie Drogen, Süßigkeiten mit Industriezucker und Schlagermusik. Kinder sind davon tunlichst fernzuhalten! Allenfalls in homöopathischen Dosen sind elektronische Medien für Kinder sozial akzeptiert. (Im Gegensatz zu Drogen. Die sind immer tabu. Schlagermusik auch.)
Vor einem Jahr kam dann Corona über uns und stellte uns nicht nur vor die Frage, wie man selbst Toilettenpapier herstellen kann. Viele Eltern mussten plötzlich Home Office und Kinderbetreuung unter einen Hut – beziehungsweise unter ein Dach – bekommen. Eine Ausnahmesituation, in der sich spätestens nach einer Woche rigide Mediennutzungszeiten als wenig Isolations-alltagstauglich erweisen. Zum Beispiel wenn die Kinder nach zehn Minuten mit den pädagogisch wertvollen Aktivitäten durch sind, die sie eigentlich den ganzen Tag beschäftigen sollten. Oder die wichtige Telefonkonferenz mit dem Chef steht an und Sie wollen auf keinen Fall gestört werden. Oder Sie haben schon 38 Millionen Warum-Fragen beantwortet und sehnen sich nach einem Viertelstündchen Stille auf dem Klo.
Da ist es mehr als verständlich und auch nicht verwerflich, wenn Sie den Kindern den Fernseher anmachen oder das Tablet überlassen. (Kleiner Tipp: Stellen Sie noch eine Schale Kekse hin, dann haben Sie wirklich Ihre Ruhe.) Und eigentlich parken Sie Ihre Kinder dann auch nicht vor dem Fernseher. Nein, Sie verfolgen dann eine progressive Medienerziehung, die Kinder zu mündigen Fernsehkonsument:innen macht. Das klingt auf jeden Fall besser als, „Meine Kinder haben 49 Folgen Peppa Wutz geschaut.“
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Tatsächlich “nur” ein kleines Steak. Und trotzdem was dran. Ich denke alle sind sich einig “Medienkonsum ist nicht wirklich gut für Kinder”. Übrigens es ist auch nicht gut für Erwachsene! Ich glaube in der heutigen Zeit muss man die Kinder begleitet ans Medium heranführen. Wir schauen uns mit unserer Zweijährigen ab und an Pumukel an. nach 5 Minuten machen wir Pause und fassen kurz zusammen was da eigentlich passiert.