Kleinen Bloggern schenkt man ein Herzchen

Die Zeitschrift Brigitte MOM richtet sich laut Selbstdarstellung an Mütter und Frauen, “die sich fragen, ob ein Kind das Leben besser oder schlechter macht” und die “wenig Zeit und viel Stress” haben. Um bloggende Mütter zu würdigen, sammelt Brigitte MOM auf ihren Online-Seiten Mama-Blogs, die von den Leserinnen und Lesern mit kleinen Herzchen gewertschätzt werden können.

Als Familienvater zähle ich eher nicht zur engeren Zielgruppe der Brigitte MOM und auch bei sehr wohlwollender Auslegung der Kriterien fällt der Familienbetrieb nicht in das Genre des Mama-Blogs. Wahrscheinlich fragen Sie sich jetzt, warum ich den Familienbetrieb trotzdem bei den Brigitte MOM-Blogs eingetragen habe. Das möchte ich Ihnen gerne erklären (Gut, wahrscheinlich stellt sich niemand diese Frage, aber es passt so schön in den Argumentationsfluss.).

Wer will sich schon in postmodernen und dekonstruktivistischen Zeiten kleinlich an Kategorien wie “Mütter und Väter”, “Frauen und Männer” aufhalten. Ein primäres Geschlechtsmerkmal mehr oder weniger sollte doch nicht darüber entscheiden, welche Aufgaben und Rollen in der Familie übernommen werden.

Bei uns ist beispielsweise die Freundin für Handwerkliches wie das Zusammenbauen von Schränken und Regalen zuständig, aber sie übernimmt auch das Kochen und Wäschewaschen. Ich dagegen bin der Bäcker und Pausenstullen-Schmierer, bin jedoch gleichzeitig derjenige, der bei uns die Lampen anschließt (Und nie fühle ich mich männlicher – und ängstlicher – als auf der wackelnden Leiter, wenn ich Kabel in Lüsterklemmen fummele). Das Entsorgen unerwünschter Spinnen obliegt ebenfalls mir.

Darüber hinaus haben die Freundin und ich beide Elternzeit genommen (sie allerdings länger als ich) und wir sorgen beide für das Auffüllen der notorisch klammen Familienkasse. Somit ist es bei unserer Rollenverteilung nicht verwunderlich, dass der Sohn uns früher “Mapa” genannt hat.

Daher fühle ich mich emanzipiert genug, den Familienbetrieb bei den Brigitte MOM-Blogs anzumelden.

Ein Herzchen für den Familienbetrieb

Ein Herzchen für den Familienbetrieb

Allerdings habe ich den Blog noch aus einem anderen, vielleicht noch wichtigeren Grund eingetragen: Ich bin nämlich quasi mit der Brigitte aufgewachsen.

Zu meinen frühesten Kindheitserinnerung zählen die Brigitte-Zeitschriften meiner Mutter, die immer bei uns im Wohnzimmer lagen. Diese wurden nach dem Lesen nicht einfach entsorgt, sondern meine Mutter bewahrt sie bis heute in für Statiker besorgniserregenden Mengen auf dem Dachboden auf. Sollte der Brigitte-Redaktion jemals eine Ausgabe im Archiv  fehlen, hilft meine Mutter sicherlich gerne aus.

Als Kind habe ich mich immer auf den Mittwoch gefreut, wenn der Postbote die Brigitte brachte. Dann habe ich mir mit großer Begeisterung die Kinderseite angeschaut und war stolz, wenn ich dort die kleine versteckte Maus finden konnte. Die Erfolgserlebnisse des ganz kleinen Mannes sozusagen.

Ein paar Jahre später habe ich dann gerne die Kolumnen von Elke Heidenreich gelesen (ohne sie so richtig zu verstehen), mich an den Marundes Landleben-Cartoons erfreut und über die Glossen von Till Raether gelacht. Außerdem gefiel mir die Rubrik ‘Eine Frau’ und ‘Ein Mann’. Dort wurden selbst mäßig spannende Prominente so fesselnd porträtiert, dass ich in Erwägung zog, deren neuesten Filme anzuschauen (Veroncia Ferres), ihre aktuellen Platte anzuhören (Stefan Sulke) oder ihre frisch veröffentlichten Bücher zu lesen (Hera Lind). Umgesetzt habe ich diese Vorhaben allerdings doch nie.

Mit zunehmendem Alter interessierte ich mich auch verstärkt für die in der Brigitte regelmäßig vorgestellten Sommer- und Bademodenkollektionen. Dies könnte vielleicht daran liegen, dass ich bei uns nie alte Playboy-Ausgaben meines Vaters finden konnte.

Bis heute versorgt uns meine Mutter mit aufschlussreichen Artikeln aus der Brigitte. Diese markiert sie immer beim ersten Durchlesen mit einem roten Sternchen, kopiert sie dann und schickt sie uns postalisch zu. So bekommen wir auch jedes Jahr zur Weihnachtszeit die aktuellen Brigitte-Plätzchenrezepte zugesandt. Und irritierenderweise liegt dann kurze Zeit später das Heft zur neuen Brigitte-Frühjahrsdiät bei uns in der Post. Zur Bikini-Figur hat es bei mir dennoch nie gereicht.

Aufgrund ihrer langjährigen Verbundenheit mit der Brigitte freut sich meine Mutter sicherlich sehr, dass ich den Familienbetrieb bei Brigitte MOM angemeldet habe. Und jedes Herzchen, das Sie an den Familienbetrieb verteilen, ist im Prinzip ein Geschenk an meine Mutter. Also seien Sie nicht schüchtern und vergeben Sie freizügig Ihr Herzchen. Vielen Dank!

13 Kommentare zu “Kleinen Bloggern schenkt man ein Herzchen

    • Natürlich ein Loblied. Dem Familienbetrieb ist Satire vollkommen fremd, sondern er versteht sich als Ode an Mutter und Vater – abstrakt und konkret.

  1. “Die ‘Brigitte’: Analysen zu generationsübergreifender Printmedienberichterstattung im Kontext dekonstruktivistischer Unterhaltungstheorie.” Und zack! hat man ein Promotionsthema. Familienbetrieb lesen lohnt sich immer. :)

    • Sehr gut. Da lacht mein Soziologen-Herz. Wir müssen nur noch ‘genderspezifisch’ in den Titel einbauen, dann ist er perfekt.

  2. Hallo Christian,
    willkommen bei den BRIGITTE MOM Blogs! Bei solchen Worten geht uns natürlich allen das Herz auf – auch wenn sie satirisch sind ;-)
    Wir freuen uns über jeden neuen Väter-Blog in unserer Community und hören übrigens immer wieder, dass die MOM auch von den Dads sehr gerne gelesen wird. Das kann für die Mütter nur von Vorteil sein :-)
    Viele Grüße vom BRIGITTE MOM-Team!

    • Vielen Dank für das nette Willkommen. Und da in jeder Satire ein Körnchen Wahrheit steckt, darf euch zurecht das Herz aufgehen ;-) LG, Christian

  3. Dein Blogpost ist so schön und flüssig geschrieben und in vielen Punkten, was die Brigitte betrifft, finde ich mich wieder. Meine Kinder sind längst erwachsen, deshalb ist mein Blog dort nicht angemeldet.
    Viele Grüße Synnöve

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