Der Schlager-Marathon (3): Das ist Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle?

Ich befinde mich immer noch auf der Marathonstrecke und es fühlt sich an, als sei ich schon seit zwölf Wochen unterwegs. Meine Playlist ist weiterhin mit Kultschlagern der 60er-Jahre sowie Hits der Neuen Deutschen Welle gefüllt. Im Training hatten diese sich befremdlicherweise als meine optimalen rhythmischen Laufbegleiter erwiesen, was große Fragen bezüglich meines Musikgeschmacks und meines Laufstils aufwirft. Sportlich hatte ich mir das Ziel gesetzt, den Marathon in dreieinhalb Stunden zu laufen und das Ganze pathetisch-idiotisch „Projekt 210“ getauft. Ein Beleg, dass in einem gesunden Körper nicht zwangsläufig auch ein gesunder Geist lebt.

Den ersten Teil des Schlager-Marathons finden Sie hier, den zweiten hier.

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Inzwischen habe ich zwei Drittel des Marathons hinter mir, was nach dem guten Adam Riese heißt, dass ich noch ein Drittel vor mir habe. Es freut mich, trotz der körperlichen Strapazen noch zu solch komplexen mathematischen Berechnungen in der Lage zu sein. Was mich allerdings weniger freut, ist der Umstand, dass das Marathondrittel, das ich noch zurücklegen muss, vierzehn Kilometern entspricht. Eine überschaubare Distanz, wenn man sie mit dem Auto oder dem Zug fährt. Zu Fuß im flotten Tempo, nachdem man bereits 28 Kilometer in den Beinen hat, erscheint die Strecke dagegen deutlich länger zu sein. Ein mathematisch-physikalisches Phänomen, das mal untersucht werden müsste. Aber nicht von mir. Ich muss laufen. Weiter und immer weiter.

Pippi Langstrumpf untermalt meine mathematischen Gedankenspiele musikalisch, indem sie enthusiastisch „Drei mal drei ist vier“ grölt. Eigentlich hat diese Dyskalkulie-Hymne nichts auf meiner Laufliste zu suchen, aber wahrscheinlich war mal wieder eines der Kinder verbotenerweise an meinem Handy. Das ist mir jetzt auch egal. Wenn man fast zweieinhalb Stunden ununterbrochen gelaufen ist, kann man sich über so etwas nicht aufregen. Es fehlt einem einfach die Energie dazu.

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Der Schlager-Marathon (2). Oder: Die Karawane zieht weiter

Den ersten Teil des Schlager-Marathons finden Sie hier.

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Um 9.30 Uhr ist es endlich soweit: Das Rennen geht auch für unseren Startblock los. Zusammen mit hunderten, wenn nicht gar tausenden, anderen Läuferinnen und Läufern setze ich mich in Bewegung. Meine Playlist ist gefüllt mit Schlagermusik und NDW-Hits, denn diese erwiesen sich in der Vorbereitung als mein idealer Laufbegleiter. Entsprechend schickt mich Udo Jürgens mit einem getragenen „Heute beginnt der Rest deines Lebens“ auf die Strecke und ich fürchte mich ein wenig vor den vor mir liegenden 42 Kilometern. In dreieinhalb Stunden will ich den Marathon schaffen und habe das Vorhaben in einer Mischung aus Pathos und Tschakka-Selbstmotivation „Projekt 210“ genannt. Um den Druck zusätzlich zu erhöhen, habe ich ganz vielen Freunden und Bekannten davon erzählt. Vielleicht wäre „Projekt Volltrottel“ ein passenderer Name gewesen.

Der Platz auf der Laufstrecke ist ziemlich begrenzt. Die erste Herausforderung des Marathons besteht anscheinend darin, keine fremden Ellenbogen in die Rippen zu bekommen und gleichzeitig niemandem von hinten in die Haxen zu treten. Am besten reiht man sich hinter Teilnehmern ein, die das gleiche Tempo laufen wie man selbst. Die Höhner begleiten mich musikalisch bei diesem Versuch mit „Die Karawane zieht weiter, dä Sultan hätt Doosch!“

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Der Schlager-Marathon (Teil 1). Oder: Mit 66 Jahren möchte ich schon mit dir

Bevor Sie in Begeisterungsstürme ausbrechen, dass ich Marathon gelaufen bin, möchte ich vorwegschicken, dass die folgende Geschichte von meinen Teilnahmen beim Berlin Marathon 2010 und 2013 inspiriert ist. Um aktuell einen Marathon zu laufen, habe ich 1.000 Trainingskilometer zu wenig in den Beinen und fünf Kilo zu viel auf den Hüften.

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„Nein, einen Marathon werde ich nie laufen. Das ist nur was für Irre mit zu viel Zeit, die keinen Sex mehr haben.“ Das waren meine exakten Worte, als ich vor ungefähr fünf Jahren damit angefangen habe, regelmäßig zu joggen. Und doch stehe ich jetzt gemeinsam mit 40.000 Menschen auf der Straße des 17. Juni, warte auf den Start des Berlin Marathons und frage mich, wie das alles passieren konnte.

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