99 weise und unweise Gedanken für meinen Sohn, der bald loszieht, die Welt zu entdecken


Kurz nach deiner Geburt hielt ich dich im Krankenhaus im Arm und versprach dir: „Ich werde alles versuchen, um dir ein guter Vater zu sein, dich zu beschützen und für dich zu sorgen.“ Du schautest mich ernst an und dachtest: „Was heißt hier versuchen? Streng dich verdammt nochmal an. Und wenn ich zwölf bin, will ich eine Playstation.“ Dann hast du die Augen zugemacht und geschlafen.

Mittlerweile kann ich dich nicht mehr auf dem Arm halten. Bald brichst du auf, um mit deinem besten Freund Asien zu bereisen. Möget ihr Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebnisse für euer ganzes Leben sammeln. (Deine Mama und ich werden drei Monate schlaflose Nächte sammeln.)

Jetzt, wo du volljährig bist und bald auf eigenen Füßen stehst, frage ich mich, was ich dir auf deinem weiteren Lebensweg noch mitgeben kann. Wahrscheinlich gar nicht so viel. Du bist in den letzten achtzehn Jahren schon zu einem wunderbaren Menschen herangewachsen: hilfsbereit, witzig, empathisch, offen und mit dem Herz am rechten Fleck.

Ich habe trotzdem ein paar weise und unweise Gedanken aufgeschrieben, die vielleicht hilfreich sind. Falls nicht für dich, dann für mich. Ich wünschte, ich hielte mich nur an die Hälfte dieser Ratschläge.

  • „Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens“ klingt wie ein beschissener Spruch aus „Das Café am Rande der Welt“, ist aber trotzdem wahr. Carpe diem so oft und so hart, wie du kannst.
  • Eine Serie bingen oder auf dem Bett chillen sind auch ein guter Nutzen deines Tages. „Das Café am Rande der Welt“ lesen nicht.
  • Dein Leben ist zu kurz, um dich mit negativen Menschen zu umgeben.
  • Dein Leben ist zu kurz, um rohen Kohlrabi zu essen.
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99 weise und unweise Gedanken für meinen Sohn, der bald loszieht, die Welt zu entdecken (Teil 2)

Teil 1


  • Die To-Do-Liste wird niemals leer.
  • Niemand kann dir vorschreiben, was du auf deine To-Do-Liste schreibst. Setze an erste Stelle „Kaffee trinken“. Das gibt dir das gute Gefühl, schon morgens etwas geleistet zu haben.
  • Mach jeden Morgen dein Bett. An manchen Tagen wirst du nichts anderes auf die Reihe bekommen.
  • Erstelle vor einer wichtigen Entscheidung eine ausführliche Pro & Contra-Liste. Anschließend entscheidest du aus dem Bauch heraus.
  • Triff keine wichtigen Entscheidungen, wenn du hungrig, wütend oder müde bist.
  • Bist du dir bei einer Entscheidung unsicher, lautet die Antwort immer „nein“. Vor allem, wenn du dich fragst, ob du eine enge, weiße Jeans kaufen sollst.
  • Mit Käse überbacken, ist immer eine gute Entscheidung.
  • Wenn du Salat machst, nimm eine größere Schüssel. Immer.
  • Zitronensaft hat in Käsekuchen nichts verloren.
  • Lerne, nicht beleidigt zu sein, wenn dich jemand korrigiert.
  • Jeder Fehler ist eine Gelegenheit, zu improvisieren.
  • Halte nicht an einem Fehler fest, nur weil du viel Zeit damit verbracht hast, ihn zu machen.
  • „Du wirst törichte Dinge tun. Tue sie mit Begeisterung.“ Weise Worte von Colette.
  • Deine Missgeschicke von heute sind die lustigen Geschichten von morgen.
  • „Auch das wird vorübergehen.“ Weise Worte von Seneca.
  • Verfasse deinen eigenen Nachruf. Lebe anschließend so, dass ihn jemand schreiben könnte.
  • Lache regelmäßig über dich selbst.
  • Du hast das Recht, keine Meinung zu haben.
  • Die Welt wäre ein besserer Ort, würden mehr Menschen sagen: „Darüber weiß ich zu wenig, dazu kann ich nichts sagen.“
  • Sei stolz auf deine Erfolge.
  • Sei demütig, denn die Hälfte deines Erfolgs verdankst du dem Glück.
  • „Wenn du im Leben mehr Glück hast als andere, baue keinen höheren Zaun, sondern einen längeren Tisch.“ Weise Worte von Kevin Kelly.
  • „Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, im Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.“ Weise Worte von Marcel Reich-Ranicki.
  • Mit einem Dankbarkeits-Tagebuch siehst du die positiven Dinge des Tages.
  • Mit einem Undankbarkeits-Tagebuch siehst du die nervigen Dinge des Tages. Was du davon ändern kannst, ändere, und was nicht, ignoriere.
  • Ärgere dich nicht über Sachen, die du willst, aber nicht hast, sondern freu dich, dass du Sachen nicht hast, die du nicht willst. Zum Beispiel kein Dach über dem Kopf haben. Oder Krebs. Oder kreisrunden Haarausfall.
  • Färbe deine Haare nicht wasserstoffblond. Wahrscheinlich wirst du aussehen wie Lotti Karotti in der Räude. (Ich weiß, wovon ich spreche.)
  • Grau ist besser als Glatze, aber Glatze spart Zeit beim Haarewaschen.
  • Wenn der Friseur dich fragt, ob er deine Augenbrauen stutzen soll, lautet die Antwort immer „ja“.
  • Haare auf der Brust gelten alle zehn bis fünfzehn Jahre als sexy. Haare auf dem Rücken nie.
  • Gerate nicht in Panik. Nie.
  • Gefällt dir nicht, was du im Spiegel siehst, dimme das Licht.
  • Absolute Aussagen sind unklug. Sei dir stets bewusst, dass du falsch liegen könntest. Außer bei der Ablehnung von Kohlrabi. Damit liegst du immer richtig.
  • Wenn du deine Jacke oder deinen Mantel abgibst, mach ein Foto von der Garderobenmarke.
  • Lege deine Schlüssel immer am selben Ort ab. Dein Portemonnaie auch.
  • Mit einem Licht-schalter kannst du eine Lampe nicht nur an machen, sondern auch aus. Sogar im Bad.
  • Wenn du ein Kleidungsstück zeitlos toll findest und es für immer tragen willst, kaufe drei davon. Noch besser fünf. Und wenn du das Geld hast, zehn.
  • Der größte Irrtum: „Das muss ich mir nicht aufschreiben, das merke ich mir so.“
  • Beziehe dein Bett frisch, bevor du in den Urlaub fährst. Dein Nach-Urlaubs-Ich wird dein Vor-Urlaubs-Ich lieben.
  • Plane nach Urlaubsreisen einen weiteren freien Tag ein.
  • Aktivitäten für Städtereisen: Steige auf einen Aussichtspunkt, kaufe eine Zeitung, gehe in einen Supermarkt, fahre mit öffentlichen Verkehrsmitteln, iss bei McDonald’s.
  • Kein Gesetz verbietet dir, einen WhatsApp-Gruppenchat zu verlassen.
  • Verlasse nicht den Familien-Gruppenchat.
  • Wenn du Kinder hast, wirst du ihnen irgendwann erzählen, wie billig früher Eis war. Und Döner.
  • Sei zufrieden.
  • Sei misstrauisch gegenüber Wildleder.
  • Kürzer ist immer besser. Außer bei Hosen.
  • Töte auf keinen Fall den Hund von John Wick.
  • Töte auch keine anderen Hunde.
  • „Leider geil“ sagen, ist leider ungeil.
  • Bester Treffpunkt in einer Stadt, in der du dich nicht auskennst: das Eiscafé Venezia.
  • Umgib dich mit Menschen, die unterschiedliche Meinungen, Hintergründe und Weltanschauungen haben. Mit SPDlern, Konservativen, Grünen und Marxisten, mit SUV-Fahrern und Lastenrad-Ultras, mit Veganern und Currywurst-Enthusiasten, mit Rastafaris und Menschen, die den Kragen ihres Polohemdes hochstellen, mit Homosexuellen, Heterosexuellen und Transsexuellen. Du lernst von allen.
  • Umgib dich nicht mit AfD-Wählern. Und nicht mit Kohlrabi-Essern.
  • Traue niemandem, der dir 99 weise und unweise Gedanken verspricht. Vielleicht sind es 100.
  • „Die Zukunft ist ungeschrieben, die Zukunft ist so schön vakant.“ Weise Worte von Thees Uhlmann.

Dad you can! Noch 18 Tage

Heute sind es noch 18 Tage, bis am 21. März mein neues Buch “Dad you can!” erscheint. Deswegen muss ich dafür Werbung machen. Damit Sie das vorbestellen. Dazu haben Sie jetzt noch 18 Tage Zeit. In 19 Tagen können Sie es dann direkt kaufen. Und wenn Sie das in großen Stückzahlen tun, muss ich Sie und mich zukünftig nicht mit solchen Posts belästigen. Win-win, sozusagen.

scoyo-Kolumne: Trödeln am Morgen, bringt Kummer und Sorgen. Oder: The Slow and the Furious

Wohl alle Eltern kennen das Phänomen, dass sich Kinder, sobald sie ihre Schuhe anziehen sollen, ihre Hausaufgaben anstehen oder die Zähne putzen müssen, in einen winterschlafähnlichen Stase-Zustand versetzen. Ihre Bewegungen sind dann derart verlangsamt und für das menschliche Auge kaum noch wahrnehmbar, dass südamerikanische Zweifinger-Faultiere dagegen als hektische, rastlose Zeitgenossen gelten können.

In meiner neuen Kolumne im ELTERN!-Magazin von scoyo gebe ich ein paar Tipps, wie Sie die Trödelei Ihrer Kinder halbwegs entspannt überstehen und nicht jeden Morgen eine Mischung aus Tobsuchtsanfall und Nervenzusammenbruch erleiden müssen, weil Ihr Kind, statt seine Jacke anzuziehen, sich erstmal namentlich von seinen 127 Stofftieren und Puppen verabschiedet.

Aber vielleicht ist Trödeln auch die höchste Form des Müßiggangs und wir sollten uns da etwas bei unseren Kindern abschauen. Denn wie sagte der Dirigent und Komponist Igor Strawinsky so schön: “Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen!”

Viel Spaß beim Lesen!

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Kizz-Kolumne: Muss der Kindergeburtstag immer eine aufwändige Mottoparty sein?

In der Zeitschrift ‚Kizz. Das Elternmagazin für die Kitazeit‘ darf ich unter der Rubrik ‚Das sagt Papa‘ regelmäßig meinen Senf zu Themen geben, von denen ich auch nicht mehr Ahnung habe als andere Eltern. Pädagogisch wertvoll wie ein kleines Steak. Ein sehr kleines. Eines, das man nicht essen möchte. Der folgende Beitrag erschien in Ausgabe ‚KIZZ – 5/2018‘.


Wer sich ein wenig auf Pinterest umschaut, kommt unweigerlich zu dem Schluss, dass es an Kindeswohlgefährdung grenzt, wenn ein Kindergeburtstag nicht als Themenparty veranstaltet wird. Es gibt dort Vorschläge für Detektiv-, Meerjungfrauen-, Bauarbeiter-, Prinzessinnen- oder Ritterpartys sowie für jedes andere erdenkliche Motto. Von der selbstgefilzten Einladungskarte über die dreistöckige Torte und die individuell gestaltete Raum-Deko bis hin zum kostspieligen Mitgebsel ist alles perfekt aufeinander abgestimmt.

Kindergeburtstag. Symbolbild.

Sicherlich haben Kinder auf diesen Event-Geburtstagen viel Spaß und ihre Eltern hoffentlich bei der Vorbereitung. Aber grämen Sie sich nicht, falls Sie zu jenen zählen, denen Zeit und Geld für solch aufwendige Feiern fehlen. Oder es Ihnen am künstlerischen Geschick für die anspruchsvollen Basteleien mangelt. Kinder amüsieren sich auch auf einem normalen Geburtstag ganz prächtig. Sind sie erst einmal von Kuchen und Süßigkeiten vollkommen überzuckert, ist es ihnen völlig egal, ob das Wohnzimmer als Ritterburg dekoriert oder ungeschmückt ist, wenn sie mit lauten Getöse die Wohnung in Schutt und Asche legen.

Sie können sich dem Mottoparty-Druck doch nicht ganz entziehen? Kein Problem: Servieren Sie ‚Kalten Hund‘ – für Rezepte werden Sie sicherlich bei Pinterest fündig –, lassen Sie die Kinder Wattepusten, Wurstschnappen und Schokolade-Wettessen spielen und abends gibt es Würstchen, Pommes und Kinder-Cola, bis allen schlecht ist. Das Ganze nennen Sie „Kindergeburtstag wie in den 80er-Jahren“ und fertig ist die Mottoparty!


Falls Sie eine Frage haben, die Sie in einer der nächsten Kizz-Ausgaben gerne von mir mit pädagogischer Inkompetenz beantwortet haben wollen, dann hinterlassen Sie doch einen Kommentar. Ich freue mich darauf.