Die kleine Weihnachtsfibel – Teil 3: Weihnachten geht durch den Magen

Will bei Ihnen vor lauter Lockdown, AHA-Regeln und Kontaktbeschränkungen auch keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen? Dann hilft vielleicht meine kleine, mehrteilige Vorweihnachtsserie. Wenn Sie die lesen, freuen Sie sich bestimmt auf das Weihnachtsfest. Oder haben danach erst recht keinen Bock mehr.

Teil 1: Who-is-who im Xmas-Game?
Teil 2: Geschenke, Geschenke. Oder: Geben ist seliger als nehmen.

Teil 3: Weihnachten geht durch den Magen
Teil 4: Wo gesungen wird, da lass dich nicht nieder, es ist immer noch Corona, verdammte Scheiße nochmal!

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Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch der stetigen Nahrungsaufnahme. Durch Völlegefühl, Sodbrennen und Verstopfung können wir das Leid und die Beschwerlichkeiten nachempfinden, die Maria, Josef und das Jesuskind im Stall von Bethlehem erdulden mussten. In diesem Sinne widmet sich der heutige Weihnachtsfibel-Beitrag der adventlichen und weihnachtlichen Kulinarik. Wie immer, bekommen Sie interessante Hintergrundinformationen, die Sie sonst nirgendwo finden (und zwar aus gutem Grunde), und obendrein vielleicht auch die ein oder andere Anregung, was Sie über Weihnachten alles essen und trinken können.

Viel Spaß, guten Appetit und Prost!

Christstollen, der: Ursprünglich eine Speise für die Fastenzeit vor Weihnachten (What?), die lediglich aus Mehl, Wasser und Rapsöl gebacken wurde. Weil das kacke schmeckte, hatte jemand die geniale Idee, Zucker, Butter und Eier hinzuzufügen. Dadurch wurde der Stollen sündhaft lecker, weswegen die Kirche darauf bestand, => Zitronat und => Orangeat unterzumischen. Soll durch Form und das äußere Weiße eine Versinnbildlichung des in Windeln gewickelten Jesuskinds darstellen. Eine Assoziation, die den Verzehrvorgang ins leicht Perverses spielen lässt, aber zumindest ist es leckerer als den Leib Christi in Form einer trockenen Oblate zu essen.

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Der Glühwei(h)nachtsmarkt

Es ist ein Tag vor Heiligabend und die Freundin und ich kommen auf die naive Idee, schnell noch die letzten Besorgungen vor dem nahenden Weihnachtsfest zu erledigen. Als sei dies nicht schon lebensfremd genug, entscheiden wir uns, dieses Vorhaben in der nahegelegenen Fußgängerzone in die Tat umzusetzen.

Dort befindet sich nämlich ein Weihnachtsmarkt. Meine Begeisterung für Weihnachtsmärkte hält sich stark in Grenzen, denn sie sind meistens grell, laut und hektisch, treiben einen in den finanziellen Ruin und bei dem ständigen Weihnachtslied-Gedudel wünscht man sich einen kräftigen Tinnitus, nur um von den immer gleichen tumben Melodien abgelenkt zu werden.

Weihnachtsmarkt. Ort der trügerischen Idylle.

Weihnachtsmarkt. Ort der trügerischen Idylle.

Die Kinder dagegen sind enthusiastische Weihnachtsmarkt-Fans. Sie können gar nicht genug bekommen von den vielen Fahrgeschäften, den unzähligen Fress-Buden und den spannenden Verkaufsständen. Kaum ist der Weihnachtsmarkt in Sichtweite, fragt die Tochter schon, ob sie und der Bruder Karussell fahren dürfen. Die Freundin und ich schütteln sofort synchron den Kopf.

Tochter: „Die Oma hat es uns gestern aber erlaubt.“
Ich: „Das ist das Privileg der Omas.“
Tochter: „Was ist ein Pravileg?“
Ich: „Ein Privileg ist das Recht, etwas zu tun, was andere nicht dürfen.“
Tochter: „Ist es dann dein Pravileg, total spießig zu sein und immer alles zu verbieten, was Spaß macht?“

Diese durchaus scharfsinnige, aber mich in keinem guten Licht erscheinen lassende Einschätzung kann ich selbstverständlich nicht auf mir sitzen lassen. Steuere daher den nächsten Bankautomaten an und hebe einen stattlichen Geldbetrag ab, wobei ich den vorweihnachtlich stark in Mitleidenschaft gezogenen Kontostand ignoriere. Die Maschine blendet mir eine Werbung für einen Sofortkredit von 3.000 Euro ein. Bezweifle aber, dass diese Summe für einen Weihnachtsmarktbesuch ausreicht.

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