Kizz-Kolumne: Muss man seine Tochter vor dem Ballettkurs schützen?

In der Zeitschrift ‘Kizz. Das Elternmagazin für die Kitazeit’ darf ich unter der Rubrik ‘Das sagt Papa’ regelmäßig meinen Senf zu Themen geben, von denen ich auch nicht mehr Ahnung habe als andere Eltern. Pädagogisch wertvoll wie ein kleines Steak. Ein sehr kleines. Eines, das man nicht essen möchte. Der folgende Beitrag erschien in Ausgabe ‘KIZZ – 3/2017’.

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Als moderne Eltern möchten Sie Ihre Kinder sicherlich fern überkommener Rollenklischees erziehen. Sie wollen keine „süße Prinzessin“ oder einen „wilden Racker“ haben und versuchen verzweifelt, sich dem Gender-Marketing zu entziehen. Rosa Überraschungseier und blaue Ritter-Smarties meiden Sie wie der Teufel das Weihwasser und Sie unternehmen jegliche Anstrengungen, neutrale Kinderklamotten zu finden.

Und dann verkündet Ihre Tochter eines Tages doch, sie wolle unbedingt mit Ballett anfangen, und Sie stehen vor einem erzieherischen Dilemma. Sollen Sie ihr den Herzenswunsch erfüllen oder sie vor der Rosa-Hellblau-Falle bewahren?

Nun, es gibt sehr viele gute Gründe, die gegen Ballettunterricht sprechen – die horrenden Gebühren, der Kontakt zu versnobten Eltern sowie unerträgliche Tanzaufführungen mit mindertalentierten Nachwuchsballerinen. Feministische Ideale gehören aber nicht dazu. Denn geschlechtsneutrale Erziehung bedeutet nicht, Mädchen und Jungen etwas zu verbieten, sondern ihnen Wahlmöglichkeiten aufzuzeigen und Gleichberechtigung vorzuleben.

Der Ballettunterricht muss nicht zwangsläufig den Weg in die pinke Glitzer-Hölle ebnen. Unsere Tochter ging zum Beispiel acht Jahre zum Ballett und trug mit sehr viel Stolz ihr schwarzes Tutu.

Wenn Ihr Gendergewissen es gar nicht ertragen kann, dass Ihre Tochter eine Ballerina ist, melden Sie sie einfach zusätzlich zum Karate an. Aufgrund ihrer ballettösen Beweglichkeit wird sie ihren Gegnern haushoch überlegen sein und die Jungs reihenweise auf die Matte schicken. Spätestens dann ist Ihr Gender-Karma wieder im Gleichgewicht.

Kizz-Kolumne: Darf man seine Kinder anlügen?

In der Zeitschrift ‘Kizz. Das Elternmagazin für die Kitazeit’ darf ich unter der Rubrik ‘Das sagt Papa’ regelmäßig meinen Senf zu Themen geben, von denen ich auch nicht mehr Ahnung habe als andere Eltern. Pädagogisch wertvoll wie ein kleines Steak. Ein sehr kleines. Eines, das man nicht essen möchte. Der folgende Beitrag erschien in Ausgabe ‘KIZZ – 2/2017’.

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Der berühmte Philosoph Immanuel Kant lehnte die Lüge kategorisch ab, denn jede noch so kleine Verletzung der Wahrhaftigkeit würde die Menschheit im Allgemeinen schädigen. Auf dem hohen Ross des Moralapostels mag dies gut klingen, im Alltag mit Kindern hilft es nur bedingt weiter.

Hohes Ross (ohne Moralapostel)

Hohes Ross (ohne Moralapostel)

Denn, machen wir uns nichts vor, die Lüge ist ein unerlässlicher Erziehungshelfer. Sie erspart Nerven aufreibende Diskussionen mit dem Nachwuchs und sorgt dafür, dass Kinder sich gesund ernähren („In der Schokolade ist Alkohol. Die ist leider nur für Mama und Papa.“), nicht zu lange vor der Glotze sitzen („Der Fernseher muss sich jetzt ausruhen, sonst geht er kaputt.“) oder zu jeder Jahreszeit die passende Kleidung tragen („Spiderman zieht im Winter auch Schal und Mütze an.“). Der flexible Umgang mit der Wahrheit dient aber nicht nur dem Wohle des Kindes, sondern auch der Eltern („Ich würde dir gerne zum 243. Mal Conni vorlesen, aber der Hund hat das Buch gefressen.“).

Ohnehin sollten wir die Lüge nicht als moralisch verwerflich verteufeln. Sofern sie nicht dazu dient, um boshafte Unwahrheiten über andere zu verbreiten, ermöglicht sie überhaupt erst ein friedvolles Miteinander („Nein, Schatz, du siehst in dem Kleid nicht fett aus.“). Nicht umsonst lautet eine chinesische Redensart: „Wer lügt, ist nett.“ Daher sollte Kindern frühzeitig das wohldosierte Lügen beigebracht werden. Schließlich wollen wir doch alle, dass unsere Kinder nette Menschen werden.

Es ist übrigens nicht verwunderlich, dass Kant die Bedeutung der Lüge in der Erziehung nicht erkannte. Er hatte keine Kinder.

Kizz-Kolumne: Darf man die Freunde seiner Kinder doof finden?

In der Zeitschrift ‘Kizz. Das Elternmagazin für die Kitazeit’ darf ich unter der Rubrik ‘Das sagt Papa’ regelmäßig meinen Senf zu Themen geben, von denen ich auch nicht mehr Ahnung habe als andere Eltern. Pädagogisch wertvoll wie ein kleines Steak. Ein sehr kleines. Eines, das man nicht essen möchte. Der folgende Beitrag erschien in Ausgabe ‘KIZZ – 1/2017’.

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Als Eltern kennen Sie folgende Situation: Ihr Kind hat einen Freund oder eine Freundin zum Spielen eingeladen und der kleine Gast ist laut, macht Schmutz, gibt besserwisserische Antworten und legt ein Benehmen an den Tag, das gewaltbereite Hooligans wie unschuldige Konfirmanden wirken lässt. Um es höflich auszudrücken: Sie finden das Besuchskind wenig liebenswert. (In einer solchen Konstellation ist das eigene Kind meistens ebenfalls nicht besonders liebenswert.) Somit bejahen Sie die Frage, ob man die Freunde seiner Kinder doof finden darf, wahrscheinlich mit einem wackeldackelartigen Nicken.

Kinder - Man kann sie nicht alle mögen. (Symbolbild)

Kinder – Man kann sie nicht alle mögen. (Symbolbild)

Nun ist es aber sozial nicht sonderlich akzeptiert, Kinder doof zu finden. Zumindest sollten Sie das nicht öffentlich sagen. Sarah Kuttner hat das vor ein paar Jahren mal gemacht. Dass sie psychisch gestört sei, gehörte noch zu den netteren Dingen, die sie sich daraufhin anhören durfte.

Es ist auch nicht ganz fair, Kinder aufgrund ihres Betragens nicht zu mögen, denn das ist ja in erster Linie das Ergebnis der Erziehung durch die Eltern. Vielleicht ist der Vater ja Waffenlobbyist und die Mutter seit vielen Jahren Kreisvorsitzende der FDP. Da verwundert es dann nicht, wenn das Kind sozialpathologische Verhaltensweisen an den Tag legt.

Entspannen Sie sich einfach, was die Spielkumpanen Ihrer Kinder angeht. Sandkastenfreundschaften halten in der Regel nicht lange. Da ist es unnötig, sich über irgendwelche ungezogenen Blagen aufzuregen. Spätestens in der Schule wird Ihr Kind neue Freunde haben. Dann können Sie die doof finden. Oder noch besser: deren Eltern.