Bretagne 2015 – 1. Tag: Von Rad-Martyrien, furzenden Schweinen und Furunkeln im Reis

Wache morgens um 8 Uhr auf und ziehe die Rollläden hoch. Die gestrige 16-Stunden-Fahrt hat sich wirklich gelohnt: es regnet in Strömen.

Blick auf Audierne. Heiter bis sonnig, 28 Grad.

Blick auf Audierne. Heiter bis sonnig, 28 Grad.

Aber das Wetter ist mir egal, denn es ist Urlaub. Außerdem fährt man nicht in die Bretagne, um sich über Regen und Wind zu beklagen. Ist eine alte bretonische Fremdenverkehrsweisheit. Die ich gerade erfunden habe.

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Bretagne 2014 – 12. Tag: Street-Art

Heute, letzte morgendliche Laufrunde. Das Wetter meint es gnädig und malt pitoreske Wolkenbilder an den Himmel.

Ein Morgen. Wie gemalt.

Ein Morgen. Wie gemalt.

Und der Bonner Freund ist wieder mit von der Partie. Die offene Blutblase am kleinen Zeh, sie ist wieder verheilt. Bin vollkommen beseelt, nicht länger als einsamer Eremit joggen zu müssen.

Erzähle dem Bonner Freund von all meinen Lauferlebnissen ohne ihn, von meinen Gedanken, meinen Begegnungen. Beglücke ihn außerdem mit allen meinen humoristischen Bonmots, die ich mir beim Solo-Laufen ausgedacht habe. Nach 500 Metern hat er eine Blutblase am Ohr und macht den Eindruck, dass er den schnellen Heilungsprozess seines Fußes zutiefst bedauert. Weiterlesen

Bretagne 2014 – 10. Tag: Picture postcards from Brittany

Mache mich in der Morgensonne auf zur morgendlichen Laufrunde. Bin erneut allein unterwegs. Der Bonner Freund ist immer noch außer Gefecht gesetzt. Der kleine Zeh. Die offene Blutblase. Ich möchte nicht tauschen.

Sonnenaufgang über Esquibien. Mehr Morgenromantik geht nicht.

Sonnenaufgang über Esquibien. Mehr Morgenromantik geht nicht.

Laufe vereinsamt die Küstenstraße entlang. Nicht einmal die gestrige Regenwolke begleitet mich. Hätte so gerne eine Laufbegleitung!

Stoße, während ich vor mich hinlaufe, leise und dezent auf. Stelle fest, dass es weder leise noch dezent war. Und dass vor mir eine Frau joggt. Sie schüttelt missbilligend den Kopf. So schließt man keine Laufbekanntschaften. Weiterlesen

Bretagne 2014 – 9. Tag: Double French Challenge

Stehe auf der Terrasse und genieße den wunderschönen Morgen mit viel Sonne und einigen wenigen Schleierwolken. Freue mich fast schon auf die obligatorische Fahrt mit dem Rad zum Bäcker. Nicht wirklich, aber ich versuche, mir die bevorstehenden zermürbenden Bergritte durch Selbstsuggestion schön zu reden.

Morgenstund. Hat Gold im Mund (nicht auf dem Bild zu sehen).

Morgenstund. Hat Gold im Mund (nicht auf dem Bild zu sehen).

In Audierne angekommen erwartet mich eine ‚French Challenge‘ für Fortgeschrittene. Stelle nämlich fest, dass der Stammbäcker geschlossen hat, was für einen Menschen, der sich gerne in geordneten Bahnen bewegt, eine sehr unwillkommene Störung der Alltagsroutinen bedeutet. Außerdem ist weit und breit kein anderer Bäckerladen zu sehen.

Spreche daher todesmutig einen Mann an, der mir mit drei Baguettes unter dem Arm entgegenkommt: „Bon jour, monsieur. S’il vous plaît, ou est la boulangerie?“ Mir stockt der Atem. Ein französischer Satz! Mit den korrekten Worten! Und mit untadeliger Grammatik!

Es ist eine Sensation globalen Ausmaßes! Das Geschehen um mich herum verlangsamt sich, alles ist mit Weichzeichner bearbeitet und im Hintergrund spielt ein Streichquartett die „Ode an die Freude!“

Doch plötzlich geraten die zeitlupenhaften Bewegungen der Leute ins Stocken und die Musik stoppt abrupt mit einem hässlichen Kratzen. Habe nämlich vergessen, eines bei meiner Konversationsanbahnung zu antizipieren: Der angesprochene Herr gibt mir eine Antwort. Eine französische. Mit ganz vielen Worten. Und ich verstehe nichts! Weiterlesen

Bretagne 2014 – 8. Tag: Vom Winde verweht

Werde durch den Regen, der an den Rollladen prasselt und vom Wind, der an demselbigen rüttelt, geweckt. Heute ist eigentlich ein Lauftag mit dem Bonner Freund angesetzt. Hoffe, dass er einknickt und wir das Laufen bei dem schlechten Wetter ausfallen lassen.

Wetter. Laufunfreundlich.

Wetter. Laufunfreundlich.

Treffen uns im Wohnzimmer, wo knurrend der Morgengruß ausgetauscht wird. Tragen beide bereits unsere Laufklamotten und tauschen uns darüber aus, wie schlecht das Wetter sei, so unwirtlich und laufunfreundlich. Zeigen aber beide kein Zeichen der Schwäche, dass der andere dahingehend interpretieren könnte, dass wir nicht loslaufen wollen.

Nur die Vorbereitungsschritte dauern alle etwas länger: Schuhe werden sehr sorgfältig gebunden, Bänder ausgiebig gedehnt und Laufuhren akribisch kontrolliert. Treten schließlich auf die Terrasse, wo uns der Wind den Regen ins Gesicht peitscht. Da jedoch keiner von uns Anstalten macht, diesen Wahnsinn abzubrechen, laufen wir los.

Kaum sind wir am Gartentor angelangt, verzieht der Bonner Freund schmerzverzerrt das Gesicht. Die offene Blase am kleinen Zeh, sie reibe ganz fürchterlich. Es gehe heute beim besten Willen nicht.

Erstaune mich selbst, indem ich antworte: „Dann werde ich das Los des langen Laufs einfach für dich mittragen, mein Freund!“ Bin irritiert. Nicht nur wegen der schwülstigen Ausdrucksweise, sondern noch mehr wegen des Inhalts meiner Aussage.

Eine passende Antwort wäre gewesen: „Komm‘, stütz dich bei mir auf. Ich trage dich zurück ins Haus.“ Oder: „Das hat wirklich keinen Sinn. Lass‘ uns lieber im Haus einen Kaffee trinken.“ Aber nein, wir nehmen uns kurz und fest in den Arm, weinen ein bisschen und ich mache mich tatsächlich alleine auf den Weg.
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Bretagne 2014 – 6. Tag: Raindrops keep falling on my head

Beginne den Tag mit einer außerkörperlichen Erfahrung. Beobachte mich selbst, wie ich um kurz vor acht Uhr mit dem Bonner Freund auf der Terrasse stehe und wir uns im für die Lauftage obligatorischen Nieselregen unterhalten.

Wetteraussichten: Heiter bis wolkig. Ohne heiter.

Wetteraussichten: Heiter bis wolkig. Ohne heiter.

Er schlägt vor, wir könnten doch heute eine etwas ausgiebigere Strecke längs des idyllischen Flusses ‚Le Goyen‘ absolvieren. Insgesamt so ungefähr sechzehn Kilometer.

Mein äußeres beobachtendes Ich zeigt ihm einen Vogel und fragt, ob er noch alle Tassen im Schrank habe. Das körperliche Ich sagt jedoch zum Entsetzen des äußeren Ichs, das sei eine klasse Idee und wir sollten das auf jeden Fall machen. Das äußere Ich schreit und zetert und tobt und weint. Man kann sich sein körperliches Ich aber nicht aussuchen.

Daraufhin will das äußere Ich zurück ins Bett, jedoch das funktioniert in der metaphysischen Welt anscheinend nicht. Stattdessen muss es mitlaufen. Es schluchzt leise. Weiterlesen

Bretagne 2014 – 4. Tag: Der Sandsuppenkasper

Wache morgens auf und stelle fest, dass ich nicht mehr weiß, welcher Wochentag heute ist. Damit hat sich endgültig die Urlaubsentschleunigung durchgesetzt. Dies macht sich dadurch bemerkbar, dass alltägliche Sachen für nicht mehr so wichtig erachtet werden (z.B. Rasieren und Kämmen). Darüber hinaus werden Tätigkeiten generell sehr viel langsamer durchgeführt als zuhause.

Ein wenig wie in den Action-Szenen der Matrix-Filme, wenn Keanu Reeves den Kugeln ausweicht. Nur dass ich mich nicht mit der gleichen Eleganz wie Neo in den Filmen bewege. Eigentlich eher wie so ein Pandabär, der den größten Teil des Tages mit Schlafen und dem Verzehren von Bambus verbringt. Wobei meine Urlaubsnahrungsmittel eigentlich hauptsächlich aus Weißbrot, Grillgut und Bier bestehen.
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Bretagne 2014 – 1. Tag: Ein Tag am Meer

Wache morgens auf und bemerke, dass mir im Bett ungefähr fünfzehn Zentimeter Platz am äußersten Rand zur Verfügung stehen. Rekonstruiere, dass zuerst der Sohn und dann die Tochter uns einen Besuch abstatteten. Beide beschlossen einfach über Nacht zu bleiben. Aber im Urlaub will man das ja nicht so eng sehen. Zumindest nicht so eng, wie es im Bett war.

Stellen nach dem Aufstehen fest, dass wir vergessen haben, Kaffeefilter mitzubringen und es auch keine Reste von Vormietern gibt. Dies löst bei den Erwachsenen eine leichte bis mittelgroße Panik aus. Erkläre mich daher gemeinsam mit dem Bonner Freund selbstlos bereit, zum nächsten Supermarkt zu fahren, um den Mangel an Kaffeefiltern zu beseitigen und auch andere Einkäufe zu erledigen.

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Unseren ersten Halt legen wir aber bei der örtlichen Bäckerei ein, wo ich meine ‚French Challenge‘ für den Tag absolvieren will. Allerdings kommt mir der Bonner Freund zuvor und gibt sehr souverän die Bestellung auf. Kann erst einschreiten, als die Bäckersfrau nach den falschen Baguettes greift. Mache mich mit einem elaborierten: „Non! Un moment, Madame.“ Bemerkbar. Mit einem rhetorisch etwas unbeholfenen „Les!“ zeige ich auf die Weißbrotstangen unserer Wahl. Die Verkäuferin schaut den Bonner Freund mitfühlend an und bringt mit einem empathischen Lächeln ihre Bewunderung zum Ausdruck, dass er mit seinem offensichtlich minderbemittelten Freund in den Urlaub fährt. Weiterlesen

Föhrien 2013 – 2. Tag: Von Dustin Hoffmann gepeinigt

[Stelle mit Schrecken fest, den gestrigen Föhr-Kalauer vergessen zu haben #urlaubsalzheimer, weswegen heute zwei fällig sind. Föhrdammt! #check1]

Aufgrund des weiterhin durch Abwesenheit glänzenden Sonnenscheins redet der Sohn am Frühstückstisch vom Urlaub in Anführungszeichen #undankbarersatansbraten. Die Tochter ermahnt ihn daraufhin in scharfem Ton, es handele sich trotzdem um einen sehr schönen Urlaub #guteskind. Weiterlesen

Bretagne 2012 – Abreise: Vorsicht Falle

Stellen auf der Rückreise von Kerbors nach Versailles fest, dass sich die Fahrzeit ohne Stau und stockenden Verkehr erheblich reduziert. Machen die Erfahrung, dass sich der Pariser ÖPNV in den letzten zwei Wochen auch nicht besser auf den Transport einer vierköpfigen mit halbem Hausrat reisenden Familie eingestellt hat und die Zahl der Rolltreppen immer noch stark zu wünschen übrig lässt. Weiterlesen