Immer mal wieder werde ich netterweise von einigen Bloggerinnen und Bloggern mit so genannten Awards bedacht. Diese Auszeichnungen gehen mit der Verpflichtung ehrenvollen Aufgabe einher, ein paar Fragen zu beantworten, die sich die Bloggerinnen und Blogger ausgedacht haben. Das mache ich natürlich sehr gerne.
Heute beantworte ich die Fragen einer meiner absoluten Lieblingsbloggerinnen – Das Nuf. Deswegen habe ich mich besonders über ihre sehr interessanten Fragen gefreut und hoffe, Ihnen mit meinen Antworten gerecht zu werden.
[Meine Antworten an Anne vom Blog „Anspruch & Wirklichkeit Schreibwut“ findet ihr hier.]
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Was haben dich deine Kinder gelehrt?
Meine Kinder haben mich sehr viel gelehrt, aber das würde wohl das gesamte Interview sprengen.
Unter anderem habe ich von den Kindern gelernt, demütig und würdevoll mit Frustrationen umzugehen. Wer zum Beispiel mal mit einem Fünfjährigen mit Ritterfiguren gespielt hat, erfährt sehr schnell, dass die Figuren des Sohnes immer in letzter Sekunde ein magisches Schwert hervorzaubern, mit dem sie sich auch aus der misslichsten Situation befreien können und den Zweikampf erfolgreich beenden. Oder bei Flurfußballmatches mit Kindern kannst du davon ausgehen, dass keiner deiner eigenen Schüsse jemals die Torlinie überquert, während jeder Kinderschuss ein Treffer ist.
Die erhöhte Frustrationstoleranz zahlt sich aber im Berufsleben aus und härtet ab für den Umgang mit ungerechten Chefs und inkompetenten Kollegen.
Was hilft dir in den anstrengenden Zeiten (Schlafmangel, Autonomiephase & Co.)?
Das Schlafdefizit in den ersten Monaten mit einem Säugling und insbesondere dieses fast schon folterähnliche immer wieder aus den kurzen Schlafphasen gerissen zu werden, war auf jeden Fall eine Extremerfahrung. Irgendwann hat sich mein Körper aber daran gewöhnt, was ich allerdings mit einem rapiden visuellen Alterungsprozess bezahlt habe.
Die Autonomie beziehungsweise Trotzphasen war mitunter auch recht anstrengend (wobei die Freundin das mehr abbekommen hat als ich), weil die Kinder in diesen Momenten überhaupt nicht mehr zugänglich waren – weder für Argumente noch für klare Ansagen. Da hilft dann nur noch eine gehörige Portion Phlegma, wenn man beispielsweise mit einem brüllenden Kind U-Bahn fährt und die anderen Leute vermutlich hoffen, dass man auf dem Weg zum Exorzisten ist.
Glücklicherweise liegen Schlafmangel- und Autonomiephase aber inzwischen so lange zurück, dass ich mich nicht mehr so gut daran erinnere. Möglicherweise ist die Verdrängung das beste Hilfsmittel. Sonst wäre unsere Tochter wohl Einzelkind geblieben.
Was fehlt dir aus dem kinderlosen Vorleben? Ist es für immer verloren? Kommt es wieder und wenn ja, wie?
Da wir schon vor den Kindern ein eher ödes Leben ohne Extremsportarten, ohne spontane Städtereisen und ohne durchgemachte Club-Nächte gelebt haben, gibt es nicht besonders viel, was ich aus dem kinderlosen Vorleben vermisse. Am ehesten noch, nicht auf Elternabende gehen zu müssen. Nicht auf Elternabende gehen zu müssen, ist ein Privileg, dass Nicht-Eltern gar nicht genügend schätzen können. Ich glaube, es gibt wenige Anlässe, zu denen ich mir größeren Unsinn anhören musste als auf Elternabenden, diesen Orten, wo die Zeit still steht und der Dumpfsinn regiert. Aber glücklicherweise müssen wir dieses Schicksal nicht länger erdulden, wenn unsere Kinder von der Schule gegangen sind.
Was hast du mit den Kindern für dein Leben dazu bekommen?
Holger von Papaganda hat auf die Frage die schöne Antwort „Ein U-Boot“ gegeben. In diesem Sinn habe ich von der Tochter einen wasserspuckenden Elefanten mit Vogelfüßen bekommen.
Und vom Sohn einen hosenlosen Star Wars – Cast.
Außerdem habe ich durch meine Kinder die Möglichkeit bekommen, am Wochenende mit Ihnen im Bett zu kuscheln. Eine Erfahrung, die ich gegen Nichts auf der Welt eintauschen würde.
Über welche Tabus im Zusammenhang mit Kindern wird zu wenig geschrieben und was sind deine Erfahrungen dazu (Sexleben als Eltern? Überfordertsein? Die Kinder nervig finden? Wie führt man Beziehungen nach einer Trennung? …)?
Beim Nachdenken über die Frage habe ich bei Google unsystematisch ein paar Anfragen eingegeben, wie „Sex als Eltern“, „Ich finde mein Kind doof/hässlich/unsympathisch“ oder „Ich bin mit meinem Kind überfordert“ (nicht zwangsläufig in Anführungszeichen). Alles Themen, von denen man meinen könnte, dass sie tabuisiert sind. Es gab aber jeweils sehr viele Treffer und zumindest ein paar Foren-Diskussionen dazu.
Ich denke, dass die immer größer werdende Elternblogger-Szene dazu beiträgt, dass über nahezu alle Themen, die mit Kindern zu tun haben, geschrieben wird. Auch über die vermeintlich totgeschwiegenen. Ob diese Themen in einem ausreichenden und angemessenen Maße behandelt werden, ist eine andere Frage.
Welche wichtige Frage habe ich im Zusammenhang mit Kindern und Familie total vergessen und was möchtest du dazu loswerden?
Eine essenzielle und wenig thematisierte Elternfrage, der unbedingt auf den Grund gegangen werden sollte, ist, welchen Berufen eigentlich die Eltern von Conni aus der gleichnamigen Kinderbuch-Reihe nachgehen. Mit welchen finanziellen Mitteln sind die überhaupt in der Lage, die drei Millionen verschiedenen und häufig äußerst kostspieligen Hobbies der Tochter zu finanzieren? Und ein großes Haus haben die ja auch noch gekauft. War bestimmt ebenfalls nicht ganz billig. Ist da vielleicht Schwarzgeld im Spiel? Fragen, die nach Antworten verlangen!
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)