Teil 1 mit Infos zu den Oster-VIPs und dem wankelmütigen Oster-Termin
3) Was geht denn da ab? Die Bedeutung der Feiertage
Palmsonntag: Eine Woche vor Ostersonntag, der damals noch nicht Ostersonntag war, ging Jesus nach Jerusalem. Dabei wollte der auf seine Außenwirkung bedachte Gottessohn nicht als angeberischer Großkotz auftreten. Daher befahl er zwei Jüngern, sie sollen in einem nahegelegenen Dorf einen Esel mitgehen lassen und falls die Besitzer Einwände hätten, sollten sie ihnen sagen: „Der Herr braucht ihn.“ Nach heutigen strafrechtlichen Maßstäben erfüllt das wahrscheinlich die Straftatbestände der Nötigung und des Diebstahls, möglicherweise sogar der räuberischen Erpressung. Deswegen ging der Tag nicht als Eselssonntag in die Kirchentradition ein.
Weil das Volk Jesus zu Ehren bei seinem Einzug nach Jerusalem Palmwedel auslegten, was damals ein großes Ding war, denn die Palme galt als heiliger Baum, entschieden sich die Kirchenoberen beim Namens-Brainstorming für Palmsonntag.
Gründonnerstag: Die Tage nach Palmsonntag vertrieb sich Jesus damit, ein wenig im Tempel zu randalieren und die Obrigkeit gegen sich aufzubringen. Der Gründonnerstag lief für Jesus dann eher suboptimal. Zunächst feierte er mit seinen Jüngern noch das letzte Abendmahl. Später wurde er von Judas verraten und von Offizieren der Tempelwache verhaftet. Mit dem Gründonnerstag beginnt das Leiden Christi. Damit Kinder dies körperlich nachempfinden können, wird an diesem Tag traditionell Spinat gegessen.
Karfreitag: Die Vorsilbe Kar- leitet sich vom althochdeutschen Wort kara ab und bedeutet so viel wie Trauer oder Wehklagen. Jesus wird dem zustimmen, denn für ihn war der Karfreitag ein richtig gebrauchter Tag. Zuerst verurteilte Pontius Pilatus ihn zum Tode und dann wurde er halbnackt mit einer Dornenkrone auf dem Kopf von römischen Soldaten durch Jerusalem getrieben. Dabei musste er das riesige Holzkreuz auf dem Buckel schleppen, an das er schließlich genagelt wurde. Da ist es nur schwer vorstellbar, dass er fröhlich gepfiffen und auf die brighte Seite des Lifes geschaut hat.
Karsamstag: Samstags war Jesus in erster Linie tot. Sonst passierte da nicht wahnsinnig viel. Als Jude musste Jesus am Schabbat ja auch strengste Ruhe halten. Das hat ihn sonst zwar auch nicht unbedingt interessiert, aber nach dem anstrengenden Karfreitag kam ihm ein Tag Siesta wahrscheinlich ganz gelegen.
Ostersonntag: Der Ostersonntag steht ganz im Zeichen der Auferstehung Jesu. Die war Gott wichtig, um zu zeigen, dass er das ewige Leben schenken kann. Jesus hätte nach der strapaziösen Kreuzigung sicherlich gerne noch ein wenig länger gechillt, aber er wurde nicht gefragt. Gott war anscheinend kein Verfechter der bedürfnisorientierten Erziehung. Nach der Auferstehung erschien Jesus als erstes Maria Magdalena. Die hielt ihn allerdings für den Gärtner und fragte, ob er möglicherweise Jesus Leichnam weggeschafft hätte. (Ups!)
Ostermontag: In der christlichen Welt ist der Ostermontag einer der höchsten Feiertage, in der säkularen Welt dient er in erster Linie dazu, die Reste des Vortages zu essen. Jesus verbrachte den Großteil des Ostermontags damit, seine Jünger davon zu überzeugen, dass er tatsächlich auferstanden war. Die waren aber ziemlich skeptisch und hielten ihn zunächst für einen Schnacker. Für Jesus war das super nervig. Da hatte er den ganzen Bums mit Dornenkrone, Kreuzschlepperei und Kreuzigung auf sich genommen und seinen Dudes jahrelang erzählt, dass er Gevatter Tod ein Schnippchen schlagen wird, und dann glaubte ihm niemand.
4) Wer macht denn so was? Die wichtigsten Sitten und Gebräuche
Hasenbraten: Traditionelles Ostergericht und eine sehr merkwürdige Form der Dankbarkeitbezeugung für die Geschenke und Süßigkeiten, die der Osterhase vorbeibringt.
Abendmahl: Letzte gemeinsame Mahlzeit von Jesus und seinen Jüngern. Dabei reichte der Gottessohn Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut. Ein eher befremdliches Party-Spiel, aber die Jünger dachten sich: „Was soll’s, Wein ist Wein.“
Osterlamm: Das Lamm ist ein gebräuchliches Synonym für Jesus. An Ostern wird es gerne verspeist, was ungefähr so weird ist, wie beim Abendmahl den Leib Christi in Form von trockenem Brot zu sich zu nehmen.
Schokohase: Von der Süßwarenindustrie eingeführt, um die nicht verkauften Schokoweihnachtsmänner zu recyceln.
Fastenzeit: Dauert von Aschermittwoch bis Gründonnerstag (Oder Palmsonntag oder einschließlich Ostersamstag, je nachdem wie gläubig und leidensfähig du bist.) Fastende üben sich in Askese und Enthaltsamkeit, um sich auf Ostern vorzubereiten und um das Leiden Christi nachzuleben. Dazu verzichten die meisten Fastenden auf Alkohol und Süßigkeiten, was Jesus ziemlich irritiert: „Alter, geht’s noch? Ich musste mit Dornenkrone auf der Rübe halbnackt durch die Stadt latschen, wurde dabei ausgepeitscht und dann an ein Kreuz genagelt und ihr „leidet“, weil ihr euch mal für ein paar Wochen keinen Fusel reinlötet und euch ausnahmsweise nicht mit Chips und Schokolade vollstopft? Fuck you!“
Ostereier: Das Ei gilt in vielen Kulturen als Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. Das aus dem Ei schlüpfende Küken soll an die Auferstehung Jesu erinnern. Das ist allerdings wenig plausibel, denn Küken werden vor dem Schlüpfvorgang nicht gekreuzigt und Jesus ist drei Tage nach seinem Ableben nicht aus einem Ei geklettert, sondern aus einer modrigen Höhle.
Eier bemalen: Schon im Mittelalter wurden Eier zu Ostern eingefärbt. Allerdings ausschließlich in rot, was an das Blut erinnern sollte, dass Jesus bei der Kreuzigung vergossen hat. Da schmeckt das Ei gleich viel besser. Inzwischen ist das Eierbemalen hauptsächlich eine Beschäftigungstherapie für Kitakinder. Weil diese das Farbempfinden von Maulwürfen und die Fingerfertigkeit von Krabben haben, sehen die Kita-Eier aus, als hätte sie jemand in Kuhfladen gewälzt, was die mittelalterlichen Bluteier in wesentlich besserem Lichte erscheinen lässt.
Verstecken und Suchen: Die Tradition des Ostereier-Versteckens soll daran erinnern, dass die Grabhöhle von Jesus nach seiner Auferstehung leer war und seine Anhänger ihn überall gesucht haben. Heutzutage soll das Ostereiersuchen in erster Linie hyperaktive Kinder an Ostersonntag bei Laune halten. Die Eltern können in Ruhe einen Kaffee trinken, während die Brut auf der Suche nach etwas Schokoladigem den Garten zerpflügt oder im Wohnzimmer sämtliche Bücher aus den Regalen reißt.
Osterfeuer: Die Tradition des Osterfeuers ist heidnischen Ursprungs und wurde von der katholischen Kirche übernommen, um die eigene Fanbase zu vergrößern und bei Laune zu halten. Das Feuer soll Christus als das Licht der Welt symbolisieren. In ländlichen Gegenden wird der Brauch des Osterfeuers bis heute gepflegt. Die Dorfgemeinschaft kommt zusammen, trinkt Bier und Schnaps und verbrennt dabei alte Möbel und Autoreifen.
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Allen, die Ostern feiern, wünsche ich ein fröhliches Osterfest und eine gesunde Verdauung. Allen anderen ein paar erholsame freie Tage und ebenfalls einen geschmeidigen Stuhlgang. (Der kann ja nie schaden.)
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)