Sonntagmorgens, 8 Uhr, im November. Jogge verschlafen die Spree entlang. Mein verzweifelter und sysiphosischer Versuch, meine durch kohlehydrathaltige Teigwaren und zuckriges Hefegebäck weniger adonishaft als barock geformten Hüften durch regelmäßiges Laufen zu stählen. Trabe daher mit trüben Gedanken über alternative Freizeitbeschäftigungen, die mein Bedürfnis nach hedonistischer Lustmaximierung viel besser befriedigen könnten, über den Kiesweg.
Plötzlich holt mich eine stark keuchende Gestalt ein. Sie trägt ein weites Kapuzenoberteil aus dunkelbraunem grob gewebtem Leinenstoff (wahrscheinlich nicht atmungsaktiv), das einen süsslich-modrigen Geruch verbreitet. Die Beine stecken in einer labberigen kurzen Hose aus dem gleichen müffelnden Material und an den Füßen trägt sie ein Paar Laufschuhe, die schon zu Zeiten Emil Zatopeks nicht mehr dem aktuellen orthopädisch-sportwissenschaftlichen Stand entsprachen.
Die Gestalt krächzt mir ein freundliches „Guten Morgen!“ entgegen. Da erkenne ich, dass es mein Freund, der Tod, ist. Ich mag ihn wirklich gern, aber ihn beim Sport zu treffen, beunruhigt mich doch ein wenig.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)