Es ist erneut 3 Uhr morgens, aber nicht das Murmeltier grüßt uns, sondern der Bonner Freund, der uns weckt. Der Entspannungsfaktor eines Urlaubs ist definitiv noch ausbaufähig, wenn man zwei Tage hintereinander mitten in der Nacht aufsteht, um stundenlang Auto zu fahren. Aber wenigstens haben wir dann einen guten Grund, uns erholen zu müssen, nachdem wir übermüdet und gerädert in der Bretagne ankommen. Finde, für die frühe Stunde ist das wirklich eine bestechende Logik.
Nachdem alle Erwachsenen und Kinder durchs Bad geschleust wurden („Jeder geht noch mal auf Toilette, egal ob er muss oder nicht.“), sitzen wir um kurz vor vier wieder in unserem KIA. Stelle als routinierter Autofahrer fest, dass die Tankanzeige bedrohlich rot leuchtet und wir als erstes eine Tankstelle aufsuchen müssen. Dort erwerben wir außer dem Benzin zwei Kaffee für die Freundin und mich. Bitter und stark ist er, wie es sich für einen richtigen Tankstellen-Kaffee gehört.
Bin mir nicht sicher, ob der Kaffee meine Lebensgeister weckt oder aber vertreibt. Wahrscheinlich beides. Fahre daher wie ein Zombie auf Speed auf die Autobahn. Zur Stärkung der Moral vor der langen Fahrt essen wir alle erstmal Nuspli-Stullen.
Nachdem wir eine Weile unterwegs sind, überqueren wir die Grenze nach Belgien, das Land, in dem die EU-Institutionen beheimatet sind. Das Radio spielt ‚Heal the world‘ von Michael Jackson. Halte das für ein bisschen dick aufgetragen. Bevor die EU die Welt rettet, wäre es schön, wenn sie das mit Griechenland hinbekommt.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)