Bretagne 2015 – 5. Tag: Von Brioches, Altglas-Philosophie und gefüllten Blasen

Wache morgens mit einem leichten Kratzen im Hals auf. Schlucke ein, zwei Mal und ja, es ist eindeutig ein Hauch von Schmerz zu spüren. Hoffentlich ist keine tödliche Männergrippe im Anmarsch und rafft mich dahin wie ein siechendes Tier. Die Freundin teilt meine Befürchtungen allerdings nicht ganz und sieht das Ganze mit wenig Empathie und dafür umso mehr Pragmatismus. Sie findet es tröstlich, dass die Nähe zum Meer wenigstens eine günstige Seebestattung ermögliche.

Verzichte sicherheitshalber auf das heutige Joggen, um dem geschwächten Leib nicht zu viel zuzumuten. Der Bonner Freund drückt ein paar halbherzige Worte des Bedauerns aus, scheint aber nicht besonders unglücklich zu sein.

Esquibien. Morgenromantik.

Esquibien. Morgenromantik.

Absolviere statt des Laufs mit dem Rad die Berg-Tour zum Bäcker. Warum das für meinen Körper besser sein soll als das Laufen, weiß ich auch nicht. Aber am fünften Urlaubstag sollte man auch nicht mehr allzu viel logisches Denken erwarten. Zumindest nicht von mir. Wobei die Erwartungen diesbezüglich auch im normalen Arbeitsalltag bei mir nicht zu groß sein sollten.

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Bretagne 2015 – 4. Tag: Von Baguette-Auswahl, Strand-Fußball und Sternenhimmeln

„Ach, lass mal. Ich fahre gerne mit dem Rad zum Bäcker.“ Worte, die wahrscheinlich mal auf meinem Grabstein stehen werden. Und die ich aus mir unerklärlichen Gründen zum Bonner Freund gesagt habe, als er anbot, die Baguettes mit dem Auto zu holen. Und die dazu führen, dass ich heute Morgen wieder die unzähligen Hügel Berge zwischen Esquibien und Audierne hochstrample.

Hafen von Audierne. Ein Schiff wird kommen. Beziehungsweise: Viele Schiffe sind bereits gekommen.

Hafen von Audierne. Ein Schiff wird kommen. Beziehungsweise: Viele Schiffe sind bereits gekommen.

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Bretagne 2015 – 3. Tag: Von Nebel, Strand-Erholung und Sonnenbränden

Der Start in den Tag ist eher ernüchternd. Nicht nur, dass ein frühmorgendlicher 10-Kilometer-Lauf zum Bäcker ansteht, sondern auch das Wetter lässt weiterhin schwer zu wünschen übrig. Die gestern von der Wetter-App euphorisch angekündigte Sonne mit lediglich leichter Bewölkung ist noch nicht in Esquibien angekommen. Eventuell handelt es sich um eine Touristen-App, die falsche Wettervorhersagen vorspielt, um tumbe Deutsche bei Laune zu halten.

Esquibien. Das Wetter ist kaputt. Oder die Wetter-App.

Esquibien. Das Wetter ist kaputt. Oder die Wetter-App.

Wie dem auch sei, es ist auch heute sehr diesig (Kategorie ‚Erbsensuppe‘). Befürchte gleich wird hier das Set für eine Verfilmung des Edgar-Wallace-Klassikers ‚Im Nebel siehst du keinen Feind‘ aufgebaut. Das Wetter wäre auf jeden Fall perfekt dafür.

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Bretagne 2014 – 13. Tag: Au revoir!

Das Wetter meint es gut mit uns am letzten Urlaubstag. Es schenkt uns einen fast wolkenlosen Himmel.

Morgenstund. Idyllischer wirds nicht mehr.

Morgenstund. Idyllischer wirds nicht mehr.

Mache mich schweren Herzens das letzte Mal mit dem Rad auf den Weg zum Bäcker. Während ich mir wehmütig den Strand, die Küste und die liebgewonnenen Hügel, Anstiege und Berge beschaue, singt Peter Alexander in meinem Kopf “Sag’ zum Abschied leise Servus!”. Verrückt. Weiterlesen

Bretagne 2014 – 10. Tag: Picture postcards from Brittany

Mache mich in der Morgensonne auf zur morgendlichen Laufrunde. Bin erneut allein unterwegs. Der Bonner Freund ist immer noch außer Gefecht gesetzt. Der kleine Zeh. Die offene Blutblase. Ich möchte nicht tauschen.

Sonnenaufgang über Esquibien. Mehr Morgenromantik geht nicht.

Sonnenaufgang über Esquibien. Mehr Morgenromantik geht nicht.

Laufe vereinsamt die Küstenstraße entlang. Nicht einmal die gestrige Regenwolke begleitet mich. Hätte so gerne eine Laufbegleitung!

Stoße, während ich vor mich hinlaufe, leise und dezent auf. Stelle fest, dass es weder leise noch dezent war. Und dass vor mir eine Frau joggt. Sie schüttelt missbilligend den Kopf. So schließt man keine Laufbekanntschaften. Weiterlesen

Bretagne 2014 – 9. Tag: Double French Challenge

Stehe auf der Terrasse und genieße den wunderschönen Morgen mit viel Sonne und einigen wenigen Schleierwolken. Freue mich fast schon auf die obligatorische Fahrt mit dem Rad zum Bäcker. Nicht wirklich, aber ich versuche, mir die bevorstehenden zermürbenden Bergritte durch Selbstsuggestion schön zu reden.

Morgenstund. Hat Gold im Mund (nicht auf dem Bild zu sehen).

Morgenstund. Hat Gold im Mund (nicht auf dem Bild zu sehen).

In Audierne angekommen erwartet mich eine ‚French Challenge‘ für Fortgeschrittene. Stelle nämlich fest, dass der Stammbäcker geschlossen hat, was für einen Menschen, der sich gerne in geordneten Bahnen bewegt, eine sehr unwillkommene Störung der Alltagsroutinen bedeutet. Außerdem ist weit und breit kein anderer Bäckerladen zu sehen.

Spreche daher todesmutig einen Mann an, der mir mit drei Baguettes unter dem Arm entgegenkommt: „Bon jour, monsieur. S’il vous plaît, ou est la boulangerie?“ Mir stockt der Atem. Ein französischer Satz! Mit den korrekten Worten! Und mit untadeliger Grammatik!

Es ist eine Sensation globalen Ausmaßes! Das Geschehen um mich herum verlangsamt sich, alles ist mit Weichzeichner bearbeitet und im Hintergrund spielt ein Streichquartett die „Ode an die Freude!“

Doch plötzlich geraten die zeitlupenhaften Bewegungen der Leute ins Stocken und die Musik stoppt abrupt mit einem hässlichen Kratzen. Habe nämlich vergessen, eines bei meiner Konversationsanbahnung zu antizipieren: Der angesprochene Herr gibt mir eine Antwort. Eine französische. Mit ganz vielen Worten. Und ich verstehe nichts! Weiterlesen

Bretagne 2014 – 8. Tag: Vom Winde verweht

Werde durch den Regen, der an den Rollladen prasselt und vom Wind, der an demselbigen rüttelt, geweckt. Heute ist eigentlich ein Lauftag mit dem Bonner Freund angesetzt. Hoffe, dass er einknickt und wir das Laufen bei dem schlechten Wetter ausfallen lassen.

Wetter. Laufunfreundlich.

Wetter. Laufunfreundlich.

Treffen uns im Wohnzimmer, wo knurrend der Morgengruß ausgetauscht wird. Tragen beide bereits unsere Laufklamotten und tauschen uns darüber aus, wie schlecht das Wetter sei, so unwirtlich und laufunfreundlich. Zeigen aber beide kein Zeichen der Schwäche, dass der andere dahingehend interpretieren könnte, dass wir nicht loslaufen wollen.

Nur die Vorbereitungsschritte dauern alle etwas länger: Schuhe werden sehr sorgfältig gebunden, Bänder ausgiebig gedehnt und Laufuhren akribisch kontrolliert. Treten schließlich auf die Terrasse, wo uns der Wind den Regen ins Gesicht peitscht. Da jedoch keiner von uns Anstalten macht, diesen Wahnsinn abzubrechen, laufen wir los.

Kaum sind wir am Gartentor angelangt, verzieht der Bonner Freund schmerzverzerrt das Gesicht. Die offene Blase am kleinen Zeh, sie reibe ganz fürchterlich. Es gehe heute beim besten Willen nicht.

Erstaune mich selbst, indem ich antworte: „Dann werde ich das Los des langen Laufs einfach für dich mittragen, mein Freund!“ Bin irritiert. Nicht nur wegen der schwülstigen Ausdrucksweise, sondern noch mehr wegen des Inhalts meiner Aussage.

Eine passende Antwort wäre gewesen: „Komm‘, stütz dich bei mir auf. Ich trage dich zurück ins Haus.“ Oder: „Das hat wirklich keinen Sinn. Lass‘ uns lieber im Haus einen Kaffee trinken.“ Aber nein, wir nehmen uns kurz und fest in den Arm, weinen ein bisschen und ich mache mich tatsächlich alleine auf den Weg.
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Bretagne 2014 – 7. Tag: Rasur-Diskurs

Sitze mal wieder auf dem Rad und rolle die Hügel runter gen Audierne, um Brot fürs Frühstück zu besorgen. Versuche, den beschwerlichen Rückweg zu verdrängen und singe urlaubsbeschwingt ein Lied.

 

Wahrscheinlich halten mich die Leute in der Gegend für verrückt. Oder für eine Art Kunstprojekt. Ähnlich wie Borat. Oder die Marx Brother. Egal! Weiterlesen

Bretagne 2014 – 5. Tag: Männergespräche

Habe einen wunderbaren Traum, in dem ich auf dem Rad geschmeidig und wie eine Gazelle die bretonischen Berge hinauffahre. Ein leichter Schweißfilm hat sich auf meiner bronzenen gebräunten Haut gebildet, der in der Morgensonne glitzert und mir majestätische Eleganz verleiht. Die stimmungsvolle Hintergrundmusik rundet das Gesamtbild von Ästhetik und Dynamik angenehm ab.

Allerdings wird der Traum zunehmend wirklichkeitsgetreuer. Realisiere plötzlich, dass ich mich tatsächlich im Anstieg nach Audierne befinde. Allerdings sind meine Bewegungen eher schwerfällig und unrund. Außerdem rinnt mir der Schweiß in Bächen den Rücken hinunter. Verströme einen wenig angenehmen Geruch und die Schmeißfliegen halten respektvoll Abstand. Die akustische Untermalung besteht lediglich in meinem rachitischen Keuchen, mit dem ich gute Chancen hätte, bei Dampflok-Imitationswettbewerben vordere Plätze zu belegen. Weiterlesen

Bretagne 2014 – 4. Tag: Der Sandsuppenkasper

Wache morgens auf und stelle fest, dass ich nicht mehr weiß, welcher Wochentag heute ist. Damit hat sich endgültig die Urlaubsentschleunigung durchgesetzt. Dies macht sich dadurch bemerkbar, dass alltägliche Sachen für nicht mehr so wichtig erachtet werden (z.B. Rasieren und Kämmen). Darüber hinaus werden Tätigkeiten generell sehr viel langsamer durchgeführt als zuhause.

Ein wenig wie in den Action-Szenen der Matrix-Filme, wenn Keanu Reeves den Kugeln ausweicht. Nur dass ich mich nicht mit der gleichen Eleganz wie Neo in den Filmen bewege. Eigentlich eher wie so ein Pandabär, der den größten Teil des Tages mit Schlafen und dem Verzehren von Bambus verbringt. Wobei meine Urlaubsnahrungsmittel eigentlich hauptsächlich aus Weißbrot, Grillgut und Bier bestehen.
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