Corona-Föhrien 2020 – Tag 4: Von Bäcker-Pantomime, Teletubbies-Fitness, die „No-Schatz“-Policy, dröhnenden Spielzeugbaggern, Navy-Seals-Müttern und erzwungenem Ball-Spielen

Der (fast) alljährliche Urlaubsblog. Diesmal nicht live, aber dafür in Farbe und HD. Zur besseren zeitlichen Orientierung sei erwähnt, dass der Urlaub Ende Juni / Anfang Juli stattfand. Die kompletten Beiträge finden Sie hier.


No money, no Campingwecken

„Gdn Mgn! Mgn. Hllo! Gdn Dag“, begrüße ich nuschelnd durch meine Maske die anderen Wartenden vor der Bäckerei, bevor ich mich nach einem 20-minütigen Fußmarsch am Ende der Schlange einreihe. Vor mir steht ein Vater mit seinem 3-jährigen Sohn, der voller Stolz den Geldbeutel trägt. Es ist sehr niedlich, wie sein Blick und seine Körperhaltung signalisieren, dass er sich der enormen Wichtigkeit seiner Aufgabe bewusst ist. Ohne Geld, kannst du keine Brötchen kaufen. Und vor allem: Nur mit Geld bekommst du Campingwecken. Ich hoffe, der Vater hat das seinem Sohn schon beigebracht. Für diese Lektion kannst du ja gar nicht jung genug sein.

Weniger niedlich ist es übrigens, wenn deine Teenager-Kinder nach deinem Geldbeutel fragen. Dann möchten sie in der Regel da nichts reintun – zumindest ist mir das noch nie untergekommen –, sondern etwas daraus bekommen. Taschen-, Geburtstagsgeschenke-, Schulausflug- oder Dönergeld. Alles Ausgaben, von denen du selbst herzlich wenig hast. Außer natürlich dem glücklichen Gesichtsausdruck deiner Kinder beim Überreichen des Geldscheins. Und irgendwann später einen vergammelten Dönerrest, der höflich „Guten Tag“ sagt, wenn du ihn im Papierkorb des Kinderzimmers entdeckst, nachdem du die ganze Wohnung abgesucht hast, um herauszufinden, wo eigentlich die ganzen Fliegen herkommen.

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Corona-Föhrien 2020 – Tag 3: Von drittklassiger Laufmotivation, zweitklassigen Duscherlebnissen und erstklassiger Strand-Action

Der (fast) alljährliche Urlaubsblog. Diesmal nicht live, aber dafür in Farbe und HD. Zur besseren zeitlichen Orientierung sei erwähnt, dass der Urlaub Ende Juni / Anfang Juli stattfand. Die kompletten Beiträge finden Sie hier.


Besser laufen mit Charles Barkley und Schafen

„Guten Morgen! Schön euch wieder zu sehen.“ Ich jogge wieder den Deich mit den freilaufenden Schafen entlang und durch meine Begrüßung bemühe ich mich, das zarte Pflänzchen unserer aufkeimenden Freundschaft zu pflegen. Die Schafe können ihre Freude aber nicht so richtig zeigen und grasen verlegen weiter. Hach, wie niedlich ihre Schüchternheit doch ist!

Während des Laufens höre ich Podcast. Das habe ich mir vor ein paar Monaten angewöhnt, weil mir tagsüber die Zeit dazu fehlt. So verbinde ich einfach meine sportliche Aktivität mit der Erfüllung meines Informationsbedürfnisses und schlage zwei Fliegen mit einer Klappe. (Notiz an mich selbst: Mir später den Rücken mit Reisigzweigen blutig peitschen für die Verwendung abgeschmackter Redewendungen!)

Aus Gründen der Zeitökonomie gleichzeitig zu laufen und Podcast zu hören, klingt etwas unangenehm nach Zeitmanagement, Effizienzsteigerung und Selbstoptimierung, wie bei irgendeinem drittklassigen Business Coach, der dich andauernd auf Instagram mit mieser Werbung zuspamt. („Bleibst du beim Duschen in deiner Komfortzone?“) Okay, Ihnen spült der Algorithmus das wahrscheinlich nicht in den Feed, aber ich werde damit überflutet, seit ich einmal eine Anzeige angeklickt habe, die wirklich interessant aussah: „Reichtum durch Faulheit – Wie du mit Nichtstun Millionär wirst!“ Hat aber nicht funktioniert und deswegen bin ich immer noch kein Privatier mit zu viel Freizeit, sondern muss beim Laufen Podcast hören.

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Corona-Föhrien 2020 – Tag 2: Von zu gut gelaunten Radio-DJs, Kommunikationsschwierigkeiten beim Bäcker, müden Müttern, die mit Kindern spielen, und halbvollen Gläsern

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Gute-Laune-Terror aus dem Radio

„Hahaha!“, lacht es fröhlich aus dem Radio. Es ist kurz nach acht, auf NDR2 läuft die Morningshow und das Moderations-Duo ist unfassbar gut gelaunt. Also, wirklich unfassbar gut gelaunt. So richtig übertrieben, aufdringlich und unangenehm gut gelaunt. Bei mir ruft das eher schlechte Laune hervor. Kurz nach dem Aufwachen und vor dem ersten Kaffee bin ich lediglich zu unartikulierten Knurrlauten fähig. Sogar auf Partys und nach dem Genuss diverser alkoholischer Getränke ist meine Stimmung nicht annähernd so ausgelassen-ekstatisch wie bei diesen Radio-DJs aus der Hölle.

Meine Güte, die beiden sind schon seit fünf Uhr auf Sendung und kalauern sich mit objektiv nur mäßig lustigen Gags durchs Programm. Dabei lachen sie dann immer wieder gekünstelt unnatürlich wie ein Grundschüler in der Theater-AG, dem die Lehrerin gesagt hat, er solle jetzt mal so richtig dolle lachen. Schlimm! Wie kommen die beiden wohl in diesen Gefühlszustand? Wahrscheinlich trinken sie keinen Kaffee, sondern bekommen intravenös Guarana gespritzt und hauen sich zusätzlich einen Cocktail aus Amphetaminen, Kokain und Ecstasy rein, um ihre Stimmung auf Pallim-Pallim-Level zu pushen.

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Corona-Föhrien 2020 – Tag 1: Von Schafen, neuen Supermärkten, fehlenden Strandutensilien und Strandkorb-Adeligen

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Der mit den Schafen läuft

„Einen wunderschönen guten Morgen!“ Ich winke einer Gruppe von Schafen zu, um einen guten Eindruck als höflicher Tourist zu machen. Die Schafe grasen unbeeindruckt weiter.

Es ist 8.30 Uhr und ich laufe den Deich an der Ostseite der Insel entlang Richtung Norden. (Falls Sie in Geographie genauso schlecht sind wie ich: Der Deich ist rechts von der Insel und ich laufe nach oben. Bittegerne.) Vor zwei Jahren war das schon eine meiner Lieblingsstrecken, weil du hier direkt neben den freilaufenden Schafen herjoggen kannst.

Schaf auf Wiese vor Landschaft

Für einen Großstädter ist das etwas ganz Besonderes. In Berlin bist du von der Natur so entfremdet, dass du Tieren normalerweise nicht so nahekommst. Außer aufdringlichen Tauben. Und unangeleinten Kampfhunden, bei denen du nicht weißt ob von ihnen oder von ihren stiernackigen Herrchen mehr Gefahr ausgeht. Und Ratten, die im Park vor dir ungeniert den Weg queren. Okay, je länger ich darüber nachdenke, ist das mit der Entfremdung von der Natur in der Großstadt vielleicht doch keine schlechte Sache.

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Föhrien 2013 – 7. Tag: Sonnen-Delirium im Strandkorb

Heutige Temperaturen erstmals passend zu dem von einer anscheinend etwas überambitionierten Stadtmarketing-Agentur ausgewählten Insel-Claim ‚Friesische Karibik‘ #fast30grad. Schwitze entsprechend am Strand und fühle mich aufgrund des einsetzenden dehydrationsbedingten Deliriums wie das sich im Sand wälzende Davidoff-Cool-Water-for-men-Model #zulangedirektersonneneinstrahlungausgesetzt. Werde dann in einem kurzen klaren Moment auf den harten Boden der Realität zurückgeholt und realisiere, in den letzten 37 Jahren versäumt zu haben, ungefähr 870.000 Sit-ups zu machen #morgendamitanfangen #bestimmt. Weiterlesen