Es ist Samstagabend, kurz nach 23 Uhr. Mit preußischem Pflichtbewusstsein räume ich die Geschirrspülmaschine aus, damit ich das nicht morgen früh machen muss. Gut, um ehrlich zu sein, wollte ich mit preußischem Pflichtbewusstsein die Geschirrspülmaschine ausräumen, habe mich aber ein wenig im Internet festgelesen, als ich mich ganz kurz bei bravo.de über den Beziehungsstatus von Justin Bieber und Selena Gomez informiere. Schließlich möchte man auf dem Laufenden sein, falls die Kinder mal den Wunsch verspüren, sich mit mir zu unterhalten. Kommt bei einer 14-jährigen Tochter und einem 11-jährigen Sohn aber nicht allzu häufig vor.
Gerade als ich mich auf den neuesten Stand der Liebesaffären diverser Teenie-Stars bringe, klingelt es plötzlich Sturm. Missmutig ob der späten Störung, die obendrein verhindert, dass ich erfahre, wie sich Miley Cyrus und Liam Hemsworth kennengelernt haben, öffne ich die Tür. Vor mir steht eine hagere Gestalt in leicht verschlissener Kutte.
„Süßes, sonst gibt’s Saures!“, ruft sie und hält mir dabei fordernd eine knöchrige Hand entgegen.
In der dämmrigen Hausflurbeleuchtung dauert es ein wenig, bis ich ihn erkenne. Es ist mein Freund, der Tod.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)