In der Zeitschrift ‚Kizz. Das Elternmagazin für die Kitazeit‘ darf ich unter der Rubrik ‚Das sagt Papa‘ regelmäßig meinen Senf zu Themen geben, von denen ich auch nicht mehr Ahnung habe als andere Eltern. Pädagogisch wertvoll wie ein kleines Steak. Ein sehr kleines. Eines, das man nicht essen möchte. Der folgende Beitrag erschien in Ausgabe ‚KIZZ – 2/2018‘.
“Muss man als moderner Vater kochen können?” – Eine Frage, die heutzutage ein wenig befremdlich wirkt, denn Kochen ist schon längst keine Domäne der Frauen mehr. 291 der 300 Sterneköche in Deutschland sind Männer, die Fernsehköche, die in großer Zahl auf deutschen Flachbildschirmen den Kochlöffel schwingen, sind fast alle männlichen Geschlechts, und als Hobby erfreut sich Kochen unter Männern stetig wachsender Beliebtheit – wozu sie sich gerne Küchenequipment im Wert eines japanischen Mittelklassewagens anschaffen.
Gleichzeitig hat eine Untersuchung von Eurostat ergeben, dass in Deutschland 72 Prozent der Frauen täglich kochen und den Haushalt schmeißen, aber nur 29 Prozent der Männer. Anscheinend glänzen diese gerne als Hobby-Paul-Bocuses in Männer-Kochrunden, wo sie Medaillons vom bretonischen Hummer auf Paprikachutney oder ein Kompott vom Milchkalbschwanz mit krossen Briesröschen und Trüffeljus kreieren. Dabei sonnen sie sich im Lobe ihrer Laiengourmet-Freunde, deren Anerkennung sie sich mit überteuerten französischen Rotweinen erkaufen. Den Müttern obliegt es dagegen, im Alltag – fern von Ruhm und Lobhudelei – den mäkeligen Kindern Fischstäbchen auf einem Bett von Kartoffelpüree oder Pfannkuchen an Apfelmus zu servieren.
Also, liebe Väter, wenn Sie tatsächlich eine gleichberechtigte Partnerschaft führen wollen, sollte diese nicht vor der Küchentür Halt machen. Steigen Sie von Ihrem Koch-Olymp hinab in die Niederungen der Kindergerichte und bereiten Sie einfach schnöde Nudeln mit Tomatensoße zu. Dann erhalten auch Sie mal ein unverfälschtes und ehrliches Feedback der härtesten Kritiker der Welt: Ihrer Kinder („Igitt, das schmeckt wie Hühnerkacka!“). Mehr Gleichberechtigung geht nicht.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)