„Wissen macht: Hä?“, meine Infotainment-Rubrik mit mittelmäßig wenig Info und mittelmäßig viel tainment zu Jahres- und Feiertagen, geschichtlichen Ereignissen sowie aktuellem Zeitgeschehen. Wer regelmäßig „Wissen macht: Hä?“ liest wird wahrscheinlich nicht klüger, aber auch nicht dümmer. Vielleicht.
Valentinstag. Der Tag der Liebe, der Verliebten, der Blumen, der Schokolade und der Grußkarten. Der immer auf den 14. Februar fällt. Als Kind hat mich das gewundert. Mit den Feinheiten der deutschen Rechtschreibung noch nicht vollumfänglich vertraut, dachte ich, der Valentinstag müsse an einem Dienstag stattfinden, alles andere ergab für mich keinen Sinn.
Sollte Ihnen das bis heute so gehen, wissen Sie so wenig über den Valentinstag, dass die neue Ausgabe „Wissen macht: Hä?“ alle Ihre Fragen über den Valentinstag, von denen Sie vielleicht nicht einmal wussten, dass Sie sie haben, beantworten wird: Was ist der Ursprung und die Bedeutung von Valentinstag, wer ist überhaupt dieser Valentin, wie wird der Valentinstag in anderen Ländern begangen und welche Sitten und Gebräuche gibt es und?
Damit sollten Sie genügend Infos haben, um ihr Valentins-Date beim Smalltalk zu Tode zu langweilen.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
„Wissen macht: Hä?“, meine immer noch recht neue Infotainment-Rubrik mit weiterhin mittelmäßig wenig Info und mittelmäßig viel tainment zu Jahres- und Feiertagen, geschichtlichen Ereignissen sowie aktuellem Zeitgeschehen. Wer regelmäßig „Wissen macht: Hä?“ liest wird wahrscheinlich nicht klüger, aber auch nicht dümmer. Vielleicht.
In Deutschland gehört es zum guten Ton, gegen Halloween zu sein. Zu kommerziell, zu okkult, zu amerikanisch. Vielleicht sagen auch Sie: „Bleib mir bloß weg mit diesem Ami-Mist.“ Damit liegen Sie allenfalls halb richtig. Und somit mindestens halb falsch. Das Halloweenfest hat seinen Ursprung nicht in den USA, sondern bei unseren rothaarigen Freunden in Irland. Die Amerikaner haben es lediglich populär gemacht.
Vielleicht sagen Sie jetzt: „Mensch, da hab‘ ich ja richtig was gelernt.“ In diesem Fall ist die Chance groß, dass die aktuelle „Wissen macht: Hä?“-Ausgabe noch viel mehr Neues für Sie zu bieten hat: zum Beispiel wie das mit Halloween anfing, woher der Name stammt, wie das Fest in die USA und später nach Deutschland kam, was der Kürbis mit Halloween zu tun hat und warum am 31. Oktober marodierende Kinder- und Jugendbanden durch die Straßen ziehen und nach Süßigkeiten verlangen.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
3) Let’s get the party started: Halloween feiern wie die Amis
Zum weltweiten Exportschlager wurde Halloween erst im 19. Jahrhundert. Damals wanderten viele Iren in die USA aus. (Stichwort Kartoffelfäule und Hungersnot.) Viel nahmen sie nicht aus der alten Heimat mit – sie hatten ja nichts –, aber zumindest ihren Halloween-Brauch.
Die Amerikaner fanden das richtig gut und gingen mächtig steil und all in. Kürbisse noch und nöcher, Süßigkeiten schnorren und wilde Partys. 2021 wurden in den USA mit Halloween-Produkten rund zehn Milliarden US-Dollar umgesetzt. (Das sind eine Eins und zehn Nullen.) Das müssen Sie sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Zehn. Milliarden. US-Dollar. (Das sind immer noch eine Eins und zehn Nullen.)
In Deutschland wird Halloween erst seit Anfang der 1990er gefeiert. Schuld daran sind George Bush und Saddam Hussein. Und die Fachabteilung Karneval im Verband der Spielwarenindustrie. Die nimmt für sich in Anspruch, Halloween nach Deutschland gebracht zu haben. (Warum sie darauf stolz ist, ist nicht bekannt und bleibt rätselhaft.)
Wegen des Golfkrieges fielen im Februar 1991 die Karnevals-Feierlichkeiten aus. Während das Menschen in Norddeutschland vollkommen wumpe war, fürchteten die Kostümhersteller, auf ihrem Verkleidungs-Krempel sitzenzubleiben. (Was schade für die chinesischen Kinder gewesen wäre, die sich beim Nähen so viel Mühe gegeben hatten.)
Das wussten die geschäftstüchtigen Spielwarenindustrie-Karnevalisten zu verhindern. Sie bläuten den Deutschen ein, Halloween sei ein ganz großes Ding, das unbedingt gefeiert werden muss, und zwar am besten in den Kostümen der abgelaufenen Karnevalssaison. Eine Argumentation, die durchaus verfing. Für 2023 rechnet der deutsche Einzelhandel zu Halloween mit einem Umsatz von 480 Millionen Euro. (Das sind eine Vier, eine Acht und sieben Nullen.)
4) Was soll der Unfug mit dem Kürbis?
Selbst wenn du dem Kürbis ablehnender gegenüberstehst als Friedrich Merz dem Gender-Stern, spätestens ab Anfang Oktober kannst du ihm nicht länger entkommen. (Also, dem Kürbis. Friedrich Merz wahrscheinlich auch nicht.) Magazine veröffentlichen fragwürdige Kürbis-Käsekuchen-Rezepte, der Barista schüttet noch fragwürdigeres Kürbis-Gewürz in deinen Kaffee, im Internet gibt es Schnitzanleitungen für Horror-Kürbisse sowie Deko-Vorschläge, wie du mit Kürbisfiguren deine Wohnung verschandeln kannst. Um Herbert Grönemeyer zu zitieren: Was soll das?
Verantwortlich für die Kürbis-Misere ist Jack Oldfield, eine irische Sagengestalt, die wahlweise als Trunkenbold, Betrüger, Geizhals oder Bösewicht bezeichnet wird. Der gute Jacky O. hatte zu Lebzeiten einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, damit er ihn verschont. Später haute er den Beelzebub übers Ohr. Sogar mehrfach.
Als Jack irgendwann das Zeitliche segnete, wurde ihm aufgrund seines unsteten Lebenswandels – zu viele Sünden, zu wenig Reue – der Zugang zum Himmel verwehrt. Weil sich der Pferdefüßige an die Übers-Ohr-gehauen-werden-Episoden erinnerte und weil er nachtragend war, hieß es für den ollen Oldfield auch am Höllentor: „Du kummst hier net rein.“
Stattdessen sollte er bis in alle Ewigkeit durch die Dunkelheit irren. Der Deibel hatte jedoch ein wenig Mitleid und gab Jack ein Stück brennende Kohle aus dem Höllenfeuer, das ihm den Weg weisen sollte. Da glühende Höllenkohle höllisch heiß ist und weil Jack keine Asbesthandschuhe besaß, höhlte er kurzerhand eine Rübe aus, die er eigentlich als Wegzehrung dabei hatte, und stopfte die Kohle hinein.
Aus dieser Legende entstand später der Glaube, dass ein brennendes Stück Kohle in einer Rübe den Teufel und böse Geister fernhält. Was die Frage aufwirft, wie böse diese Geister sein können, wenn sie sich wegen ein bisschen Glut einnässen. Und wie doof ist der Teufel, dass er sich vor einem Stück Kohle fürchtet, das er selbst verschenkt hat?
Nun fragen Sie sich zurecht, warum sie im Herbst von Kürbissen terrorisiert werden, wo Jack doch mit einer dusseligen Rübe rumhantiert hat. Das kam so: Als die Iren nach Amerika auswanderten, brachten sie ihren Rüben-Brauch mit, mussten aber feststellen, dass es im Ami-Land rübenmäßig ziemlich mau aussah. Dafür gab es Kürbisse en masse. Die waren auch viel leichter auszuhöhlen als Rüben. Also sagten sich die irischen Neu-Amis: „Scheiß auf die Rübe, ein Kürbis tut’s auch.“
Für diesen Pragmatismus sollten wir ihnen dankbar sein. Sonst müssten wir jetzt Rübenkäsekuchen backen und unseren Latte mit Rübenaroma verhunzen. Es geht immer noch schlimmer.
5) Trick or treat: Wenn die Süßigkeiten-Schutzgeldmafia um die Häuser zieht
Schon die Kelten stellten zu Samhain kleine Gaben („Treats“) an die Tür. Das sollte bei den bösen Geistern für gute Stimmung sorgen und sie von Untaten abhalten. Anscheinend wussten die Kelten nichts von der Rüben-Kohlen-Phobie der Geister, sonst hätten sie sich den Gaben-Quatsch sparen können.
Einen „Trick or Treat“-Vorläufer gab es bereits im 10. Jahrhundert. Allerdings an Allerseelen, also am 2. November. Damals gingen die Bedürftigen von Haus zu Haus und baten um sogenannten Seelenkuchen, ein spezielles Brot mit süßsauren Johannisbeeren. Was mehrere Fragen aufwirft: Warum heißt es Kuchen, wenn es Brot ist? Fällt das unter arglistige Verbrauchertäuschung und ist das justiziabel? Was haben Johannisbeeren in Brot verloren?
Die findige Süßwaren- und Zuckerindustrie sorgte im Laufe des 20. Jahrhunderts durch geschickte Marketingkampagnen dafür, dass sich an Halloween niemand mehr mit merkwürdigem Johannisbeeren-Brot zufrieden gibt. Stattdessen ist es ungute Sitte, dass mit Einbruch der Dunkelheit distanzgeminderte Kinder und Jugendliche unter dem Motto „Süßes sonst gibt’s Saures“ die Straßen unsicher machen und Schokolade, Bonbons und anderen Süßkram von unbescholtenen Bürger*innen einfordern. Werden ihnen diese verwehrt, sprühen die minderjährigen Zucker-Junkies Rasierschaum an die Tür, schmieren Zahnpasta unter die Klinke oder werfen Eier an die Fenster.
Da sehnst du dich dann nach der guten, alten Corona-Zeit zurück, als das Trick or Treaten als potenzielles Superspreader-Event verboten war.
5 Tipps, um sich aufdringliche Kinder und Jugendliche an Halloween vom Leib zu halten
Allen, die Halloween feiern, viel Spaß dabei, und allen, die mit dem Kürbis- und Gruselfest nichts am Hut haben, einen schönen Dienstag.
Alle Folgen von “Wissen macht: Hä?” finden Sie hier.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
„Wissen macht: Hä?“, meine immer noch recht neue Infotainment-Rubrik mit weiterhin mittelmäßig wenig Info und mittelmäßig viel tainment zu Jahres- und Feiertagen, geschichtlichen Ereignissen sowie aktuellem Zeitgeschehen. Wer regelmäßig „Wissen macht: Hä?“ liest wird wahrscheinlich nicht klüger, aber auch nicht dümmer. Vielleicht.
14. Mai ist Muttertag. Der Tag, an dem Mütter geehrt und gefeiert werden, in der Hoffnung, sie vergessen dann, dass sie die restlichen 364 Tage im Jahr in schlechter bezahlten Jobs arbeiten, in gut bezahlten Jobs weniger Geld als Männer bekommen, mehr Haus- und Carearbeit als Väter übernehmen und dafür mit einem erhöhten Risiko von Altersarmut belohnt werden.
Sollten Sie der Meinung sein, die Schnittblumenindustrie und die Nazis haben den Muttertag erfunden, liegen Sie falsch. Aber auch ein bisschen richtig. Tautologische Sätze mit wenig Aussagekraft und noch weniger Erkenntnisgewinn. Willkommen bei „Wissen macht: Hä?“
In der neuesten „Wissen macht: Hä?“-Ausgabe erfahren Sie, was wirklich der Ursprung des mütterlichen Ehrentages ist, wie er nach Deutschland kam, was die beliebtesten Geschenke zu Muttertag sind und noch viel mehr. Wie immer – das heißt, wie in der ersten Ausgabe – ist das hier alles knallhart recherchiert, streng evidenzbasiert und so fundiert, dass sie es mit ihrem neuen Wissen locker bis zur 50-Euro-Frage bei Günther Jauch schaffen.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Mütter, die sich Präsente und kleinere Aufmerksamkeiten zum Muttertag wünschen, müssen spätestens Mitte April ihre Partner und Kinder daran erinnern. Und nochmal Ende April, Anfang Mai, am Montag vor Muttertag und jeden Tag bis Samstagmorgen. Mit etwas Glück bekommen sie dann eines oder sogar mehrere der hier aufgeführten Geschenke.
Blumen: Das Number One Go-To-Geschenk an Muttertag. Mit Blumen zu Muttertag kannst du nichts falsch machen. Außer mit einem Strauß weiße Nelken. Die werden traditionell eher zu Beerdigungen verschenkt.
Pralinen: Nummer zwei unter den Evergreen-Muttertagsgeschenken. Damit machst du an Muttertag ebenfalls nichts falsch. Außer mit Mon Cherie. Die sind Ausdruck für Missachtung, mangelnde Wertschätzung und abgrundtiefen Hass und sollten weder zu Muttertag noch zu sonst irgendeiner Gelegenheit verschenkt werden.
Parfüm: Ebenfalls ein beliebtes Muttertagsgeschenk, aber durchaus heikel. Schließlich signalisiert es: „Du könntest besser riechen.“
Gutschein: Falls du als Kind den Muttertag vergessen hast, kannst du einfach morgens noch schnell einen Block mit Post-its beschriften. „1x Müll runterbringen“, „1x Geschirrspülmaschine ausräumen“, „1x Altglas wegbringen“, „1x Rücken kraulen“. Zack, fertig ist das Muttertagsgeschenk. Mütter sollten solche Gutscheine gut aufheben und 20 Jahre später einlösen.
Frühstückstisch decken: Was gibt es Schöneres als sonntagmorgens vom Duft frischen Kaffees geweckt zu werden, den die Kinder aufgebrüht haben? Genau, ihn nicht trinken zu müssen. Das ist noch viel schöner, denn Kinder sind die schlechtesten Kaffeekocher der Welt. Entweder sie benutzen so wenig Pulver, dass es geschmacklich vorteilhafter wäre, abgestandenes Spülwasser zu trinken. Oder sie hauen so viel Pulver in den Filter, dass dir die Überdosis Koffein den Herzschlag auf die Geschwindigkeit eines Scooter-Songs hochpeitscht.
Selbstgebackener Kuchen: Wenn Kinder zu Muttertag einen selbst gebackenen und bunt verzierten Schokokuchen überreichen, geht Müttern das Herz auf. Solange sie darüber hinwegsehen, dass er so unförmig ist, als hätte sich ein Nilpferd daraufgesetzt. Außerdem ist er mit einem Zentner bunter Streuseln und Zuckerperlen dekoriert, als hätte sich ein Einhorn mit schwallartigem Brechdurchfall darüber übergeben. Verzehrt werden sollte der Muttertagskuchen besser auch nicht. Entweder ist er steinhart gebacken, so dass beim Reinbeißen der Verlust der Schneidezähne droht, oder noch halb roh und birgt die Gefahr einer mittelschweren Salmonellenvergiftung.
Selbstgemalte Bilder: Kinder im Alter von zwei bis fünf bringen zum Muttertag häufig selbstgemalte Bilder aus der Kita mit. (Und falls nicht, bekommt der JU-Vorsitzende Tilman Kuban einen Tobsuchtsanfall und stellt die Kita-Leitung persönlich zur Rede.) So ein selbstgemaltes Bild ist herzallerliebst. Zumindest im Auge der betrachtenden Mütter. Für alle anderen sehen die „Kunstwerke“ aus, als seien sie von einem zugekokster Waschbären gemalt worden, und der Stil ist eine krude Mischung aus naiver Malerei, Kubismus, Ex- und Impressionismus.
Gedicht: Grundschulkinder verschenken zu Muttertag gerne Gedichte. Wenn die Mütter Glück haben, irgendein abgeschriebenes, wenn sie Pech haben einen selbstgereimten Gruß. Irgendetwas auf dem Niveau von „Kochen, waschen, bügeln, putzen – diesen Tag sollst du anders nutzen.“ plus ein paar Sätze, die sich auf Mama reimen. (Hammer, Klammer, Kammer) Oder auf Mutter. (Erdnussbutter, Fischkutter, Katzenfutter)
4) Everything Everywhere All at Once: Jeden Tag ist Muttertag, fast überall
Nicht auf der ganzen Welt fällt der Muttertag auf den zweiten Sonntag im Mai. Das ist ziemlich gut, denn so können Mütter durch geschicktes Umziehen mehrmals im Jahr Muttertag feiern.
Zum Beispiel im Februar in Norwegen, an den Märzwochenenden in Georgien, Bulgarien, Ägypten und Slowenien, im April wiederum in Armenien und Nepal, an den Maisonntagen in Angola, Südkorea, Mexiko, Samoa, Paraguay, Polen, Bolivien oder Nicaragua, im Juni dann in der Mongolei, in Luxemburg und Kenia. Im Juli sieht es mau aus, dafür wird im August in Thailand und Costa Rica gefeiert, der September muss wieder überbrückt werden, bevor es im Oktober nach Belarus, Malawi und Argentinien geht. Im November kann der Muttertag theoretisch in Russland begangen werden, aber vielleicht ist es besser darauf zu verzichten und stattdessen die Umzüge im Dezember nach Panama und Indonesien vorzubereiten.
Zugegebenermaßen ist dieses Muttertagshopping recht aufwändig. Dafür müssen Mütter aber sonntags nie selbst Frühstück machen. Allerdings gibt es nur Knäckebrot und Haferflocken ohne Milch, denn wegen der vielen Umzieherei ist kein Geld mehr übrig.
5) Quo vadis, Muttertag?
In Zeiten vielfältiger Familienmodelle wird der Muttertag zunehmend kritisch hinterfragt. Ob er noch zeitgemäß sei. Oder überkommene Geschlechterrollen beschönigt und zementiert. Von Familienforscher*innen gibt es Vorschläge, den Muttertag – und den Vatertag – durch einen Elterntag zu ersetzen. Das würde die Aufmerksamkeit stärker auf die Gleichstellung von Vätern und Müttern lenken.
Allein das Gedankenspiel, den Muttertag abzuschaffen, löst bei Tilman Kuban, Bayern-König Markus Söder und seinem Vize Hubert Aiwanger Schnappatmung aus. Das wirkt sich wiederum wenig förderlich auf ihr Denkvermögen aus. Markus Söder fabulierte beispielsweise kürzlich auf dem CSU-Parteitag: „Mutter ist mit Abstand das schönste Wort der Welt. Gibt es ein wichtigeres Wort?“ Ja, gibt es. Zum Beispiel Käsekuchen, Flutschfinger oder Ponyhof. Und dafür musste ich nicht einmal zehn Sekunden nachdenken.
Der Aiwanger Hubsi twitterte wiederum anscheinend in einer Art Fiebertraum: „Wer den Muttertag in Frage stellt, kommt mit seinem Leben nicht klar.“ Ob jemand, der ernsthaft der Ansicht ist, Deutschland wäre ein sichereres Land, wenn jeder anständige Mann und jede anständige Frau ein Messer in der Tasche trüge, darüber urteilen sollte, ob andere Menschen ihr Leben auf die Reihe bekommen, kann hier nicht vertieft erörtert, sondern nur stark verkürzt beantwortet werden: Nein, sollte er nicht.
Nun ist der Verzicht auf Muttertagsbasteleien sicherlich nicht die Lösung, um das Patriarchat und alle damit verbundenen Ungerechtigkeiten zu überwinden. Aber es ist bestimmt auch nicht der Untergang des Abendlandes, wenn wir anlässlich dieses Tages über Vielfalt und Rollenmodelle, Defizite bei der Gleichberechtigung oder über Begrifflichkeiten und ausschließende Sprache diskutieren.
Von daher, Tilman, Markus und Hubert: Wischt euch den Schaum vom Mund ab und dann schreibt ihr Mutti eine schöne Muttertagskarte. (Sofern ihr noch eine Mutti habt.) Da hindert euch niemand daran. Anschließend kümmert ihr euch bitte darum, das Ehegattensplitting zu canceln, Altersarmutsgefahren für Frauen zu minimieren und mehr Kinderbetreuungsplätze zu schaffen. Darüber freuen sich Mütter – und Nicht-Mütter – bestimmt mehr als über sinnbefreite Tweets oder Muttertags-Einlassungen an der Grenze zum Dadaismus.
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In diesem Sinne: Allen, die den Muttertag feiern, viel Spaß dabei, und allen, die ihn nicht feiern, einen schönen Sonntag!
Alle Folgen von “Wissen macht: Hä?” finden Sie hier.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
3) Was geht denn da ab? Die Bedeutung der Feiertage
Palmsonntag: Eine Woche vor Ostersonntag, der damals noch nicht Ostersonntag war, ging Jesus nach Jerusalem. Dabei wollte der auf seine Außenwirkung bedachte Gottessohn nicht als angeberischer Großkotz auftreten. Daher befahl er zwei Jüngern, sie sollen in einem nahegelegenen Dorf einen Esel mitgehen lassen und falls die Besitzer Einwände hätten, sollten sie ihnen sagen: „Der Herr braucht ihn.“ Nach heutigen strafrechtlichen Maßstäben erfüllt das wahrscheinlich die Straftatbestände der Nötigung und des Diebstahls, möglicherweise sogar der räuberischen Erpressung. Deswegen ging der Tag nicht als Eselssonntag in die Kirchentradition ein. Weil das Volk Jesus zu Ehren bei seinem Einzug nach Jerusalem Palmwedel auslegten, was damals ein großes Ding war, denn die Palme galt als heiliger Baum, entschieden sich die Kirchenoberen beim Namens-Brainstorming für Palmsonntag.
Gründonnerstag: Die Tage nach Palmsonntag vertrieb sich Jesus damit, ein wenig im Tempel zu randalieren und die Obrigkeit gegen sich aufzubringen. Der Gründonnerstag lief für Jesus dann eher suboptimal. Zunächst feierte er mit seinen Jüngern noch das letzte Abendmahl. Später wurde er von Judas verraten und von Offizieren der Tempelwache verhaftet. Mit dem Gründonnerstag beginnt das Leiden Christi. Damit Kinder dies körperlich nachempfinden können, wird an diesem Tag traditionell Spinat gegessen.
Karfreitag: Die Vorsilbe Kar- leitet sich vom althochdeutschen Wort kara ab und bedeutet so viel wie Trauer oder Wehklagen. Jesus wird dem zustimmen, denn für ihn war der Karfreitag ein richtig gebrauchter Tag. Zuerst verurteilte Pontius Pilatus ihn zum Tode und dann wurde er halbnackt mit einer Dornenkrone auf dem Kopf von römischen Soldaten durch Jerusalem getrieben. Dabei musste er das riesige Holzkreuz auf dem Buckel schleppen, an das er schließlich genagelt wurde. Da ist es nur schwer vorstellbar, dass er fröhlich gepfiffen und auf die brighte Seite des Lifes geschaut hat.
Karsamstag: Samstags war Jesus in erster Linie tot. Sonst passierte da nicht wahnsinnig viel. Als Jude musste Jesus am Schabbat ja auch strengste Ruhe halten. Das hat ihn sonst zwar auch nicht unbedingt interessiert, aber nach dem anstrengenden Karfreitag kam ihm ein Tag Siesta wahrscheinlich ganz gelegen.
Ostersonntag: Der Ostersonntag steht ganz im Zeichen der Auferstehung Jesu. Die war Gott wichtig, um zu zeigen, dass er das ewige Leben schenken kann. Jesus hätte nach der strapaziösen Kreuzigung sicherlich gerne noch ein wenig länger gechillt, aber er wurde nicht gefragt. Gott war anscheinend kein Verfechter der bedürfnisorientierten Erziehung. Nach der Auferstehung erschien Jesus als erstes Maria Magdalena. Die hielt ihn allerdings für den Gärtner und fragte, ob er möglicherweise Jesus Leichnam weggeschafft hätte. (Ups!)
Ostermontag: In der christlichen Welt ist der Ostermontag einer der höchsten Feiertage, in der säkularen Welt dient er in erster Linie dazu, die Reste des Vortages zu essen. Jesus verbrachte den Großteil des Ostermontags damit, seine Jünger davon zu überzeugen, dass er tatsächlich auferstanden war. Die waren aber ziemlich skeptisch und hielten ihn zunächst für einen Schnacker. Für Jesus war das super nervig. Da hatte er den ganzen Bums mit Dornenkrone, Kreuzschlepperei und Kreuzigung auf sich genommen und seinen Dudes jahrelang erzählt, dass er Gevatter Tod ein Schnippchen schlagen wird, und dann glaubte ihm niemand.
4) Wer macht denn so was? Die wichtigsten Sitten und Gebräuche
Hasenbraten: Traditionelles Ostergericht und eine sehr merkwürdige Form der Dankbarkeitbezeugung für die Geschenke und Süßigkeiten, die der Osterhase vorbeibringt.
Abendmahl: Letzte gemeinsame Mahlzeit von Jesus und seinen Jüngern. Dabei reichte der Gottessohn Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut. Ein eher befremdliches Party-Spiel, aber die Jünger dachten sich: „Was soll’s, Wein ist Wein.“
Osterlamm: Das Lamm ist ein gebräuchliches Synonym für Jesus. An Ostern wird es gerne verspeist, was ungefähr so weird ist, wie beim Abendmahl den Leib Christi in Form von trockenem Brot zu sich zu nehmen.
Schokohase: Von der Süßwarenindustrie eingeführt, um die nicht verkauften Schokoweihnachtsmänner zu recyceln.
Fastenzeit: Dauert von Aschermittwoch bis Gründonnerstag (Oder Palmsonntag oder einschließlich Ostersamstag, je nachdem wie gläubig und leidensfähig du bist.) Fastende üben sich in Askese und Enthaltsamkeit, um sich auf Ostern vorzubereiten und um das Leiden Christi nachzuleben. Dazu verzichten die meisten Fastenden auf Alkohol und Süßigkeiten, was Jesus ziemlich irritiert: „Alter, geht’s noch? Ich musste mit Dornenkrone auf der Rübe halbnackt durch die Stadt latschen, wurde dabei ausgepeitscht und dann an ein Kreuz genagelt und ihr „leidet“, weil ihr euch mal für ein paar Wochen keinen Fusel reinlötet und euch ausnahmsweise nicht mit Chips und Schokolade vollstopft? Fuck you!“
Ostereier: Das Ei gilt in vielen Kulturen als Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. Das aus dem Ei schlüpfende Küken soll an die Auferstehung Jesu erinnern. Das ist allerdings wenig plausibel, denn Küken werden vor dem Schlüpfvorgang nicht gekreuzigt und Jesus ist drei Tage nach seinem Ableben nicht aus einem Ei geklettert, sondern aus einer modrigen Höhle.
Eier bemalen: Schon im Mittelalter wurden Eier zu Ostern eingefärbt. Allerdings ausschließlich in rot, was an das Blut erinnern sollte, dass Jesus bei der Kreuzigung vergossen hat. Da schmeckt das Ei gleich viel besser. Inzwischen ist das Eierbemalen hauptsächlich eine Beschäftigungstherapie für Kitakinder. Weil diese das Farbempfinden von Maulwürfen und die Fingerfertigkeit von Krabben haben, sehen die Kita-Eier aus, als hätte sie jemand in Kuhfladen gewälzt, was die mittelalterlichen Bluteier in wesentlich besserem Lichte erscheinen lässt.
Verstecken und Suchen: Die Tradition des Ostereier-Versteckens soll daran erinnern, dass die Grabhöhle von Jesus nach seiner Auferstehung leer war und seine Anhänger ihn überall gesucht haben. Heutzutage soll das Ostereiersuchen in erster Linie hyperaktive Kinder an Ostersonntag bei Laune halten. Die Eltern können in Ruhe einen Kaffee trinken, während die Brut auf der Suche nach etwas Schokoladigem den Garten zerpflügt oder im Wohnzimmer sämtliche Bücher aus den Regalen reißt.
Osterfeuer: Die Tradition des Osterfeuers ist heidnischen Ursprungs und wurde von der katholischen Kirche übernommen, um die eigene Fanbase zu vergrößern und bei Laune zu halten. Das Feuer soll Christus als das Licht der Welt symbolisieren. In ländlichen Gegenden wird der Brauch des Osterfeuers bis heute gepflegt. Die Dorfgemeinschaft kommt zusammen, trinkt Bier und Schnaps und verbrennt dabei alte Möbel und Autoreifen.
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Allen, die Ostern feiern, wünsche ich ein fröhliches Osterfest und eine gesunde Verdauung. Allen anderen ein paar erholsame freie Tage und ebenfalls einen geschmeidigen Stuhlgang. (Der kann ja nie schaden.)
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Herzlich willkommen zu „Wissen macht: Hä?“, meiner neuen Infotainment-Rubrik mit wenig Info und mittelmäßig viel tainment. Ich bin zwar wesentlich allgemeinungebildeter als mein akademischer Abschluss vermuten lässt, aber als Mann hindert mich das nicht daran, zukünftig regelmäßig zu erklären, was es mit den wichtigsten Jahres- und Feiertage auf sich hat, geschichtliche Ereignisse zu erläutern oder Hintergründe zum aktuellen Zeitgeschehen zu liefern. Mit zahlreichen Informationen, Fakten und Theorien, die Sie – aus gutem Grunde – sonst nirgendwo finden. Wenn Sie regelmäßig „Wissen macht: Hä?“ lesen, werden Sie wahrscheinlich nicht klüger, aber auch nicht unwissender. Vielleicht. Falls Sie Glück haben.
Ostern – das wichtigste Fest der christlichen Kirchen. Und das zweitwichtigste der Süßwarenindustrie. Aber haben Sie eine Ahnung, um was es an Ostern genau geht? Wenn Ihnen lediglich „Irgendwas mit Jesus“ einfällt, wissen Sie wenig genug, um hier etwas zu lernen. Zum Beispiel, wer die ganzen Oster-VIPs sind, warum der Oster-Termin im März und April umherwandert, was die verwirrenden Palm-, Grün- und Kartage vor Ostern bedeuten, und welche merkwürdigen Sitten und Gebräuche zu Ostern gepflegt werden. Toll!
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.