Um die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ins Unermessliche zu steigern, stellt der musikalische Adventskalender jeden Tag ein neues Weihnachtslied vor – von Perlen der Weihnachtsmusikgeschichte über Nerv tötende Evergreens bis hin zu Grausamkeiten aus dem musikalischen Giftschrank ist alles dabei. Viel Spaß beim Hören!
###
Der musikalische Adventskalender hat einen richtigen Lauf und holt nach der gestrigen grandiosen “Silent Night” von Tom Waits auch heute ein seltenes Kleinod aus dem Setzkasten der Weihnachtsmusik: “Little Drummer Boy” dargeboten von Wyclef Jean.
In den 1940er/50er Jahren geschrieben und komponiert gehört “Little Drummer Boy” (oder im Deutschen “Der kleine Trommler”) zu einem der weltweit am meisten gecoverten Weihnachtsliedern. Darunter wunderbare Versionen von Bing Crosby und David Bowie oder von Johnny Cash und Neil Young. Allerdings wurde der kleine Trommler, der ohnehin schon unter materialler Not zu leiden hat, auch oftmals musikalisch gedemütigt und verhöhnt beispielsweise durch an Körperverletzung grenzenden Darbietungen der Kastelruther Spatzen, von der Goombay Dance Band oder gar Wolfgang “Wolle” Petry. Es wird die Hörerinnen und Hörer mit tiefer Dankbarkeit erfüllen, dass der musikalische Adventskalender der Versuchung widerstand, eine dieser Versionen auszuwählen.
Stattdessen befreit heute der ex-Fugee Wyclef Jean den kleinen Trommler aus der musikalischen Vorhölle. Sein Auftritt besticht, durch einen minimalistischen Bewegungsradius, einen voluminösen und wahrscheinlich leicht entflammbaren Kunstpelzmantel sowie leicht irritierende Halo- und Blue-Screen-Effekte mit eingespielter Berg- und Winterlandschaft. Nie klang der “Little Drummer Boy” besser und nie wurde er cooler vorgetragen. Well done, Wyclef, well done!
Gleich singen alle im Chor: “Ram, rabababam!” und der musikalische Adventskalender wünscht viel Spaß beim Hören!
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)