Die meisten Eltern stimmen wohl zu, dass Hausaufgaben – neben den Fragen, wie lange man noch Computer spielen darf und wie viel Schokolade man am Tag verzehren darf –, im Familienalltag zu den Themen mit dem höchsten Konfliktpotenzial gehören. Kinder wollen die Hausaufgaben prinzipiell immer erst nach dem Spielen machen, Eltern sind dagegen der Ansicht, dass sie vor den Freizeitaktivitäten zu erledigen sind. Ein nahezu unauflöslicher Widerspruch.
Außerdem kommt es immer wieder zu unterschiedlichen Auffassungen, ob Aufgaben korrekt gelöst wurden. Beim Stoff der ersten beiden Jahre sind die Eltern noch im Vorteil, können sie sich bei den behandelten Fragen doch als Universal-Gelehrte vom Schlage eines Leonardo da Vincis fühlen („Wie viel ist 3 + 4?“, „Wie viele Blätter hat ein vierblättriges Kleeblatt?“ usw.).
Spätestens ab den Schuljahren 5 und 6 tauchen jedoch immer mehr Fragen auf, bei denen Eltern – sofern sie sich nicht den Wissenskanon von Dietrich Schwanitz reingepaukt haben, um die Millionen bei Günter Jauch zu gewinnen – an die Grenzen ihres Wissenshorizonts stoßen („Durch welche Bundesländer fließt die Elbe?“, „Welche Stoffeigenschaften hat Aluminium?“, „Wie lautet das Kommutativgesetz?“ etc.). Erschwerend kommt hinzu, dass die Kinder in diesem Alter in die prä-pubertäre Phase eintreten und ihr Gefühlshaushalt sich am trefflichsten mit den Attributen labil und fragil beschreiben lässt. Auseinandersetzungen und Streitigkeiten rund um die Erledigung der Hausaufgaben sind somit vorprogrammiert.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)