Holger hat auf ‘Papaganda’ einen Beitrag veröffentlicht, in dem es um Fragen geht, die seinen Kindern häufig von Fremden gestellt bekommen. Dabei hat er dazu aufgerufen, dass andere Familien-, Mama- und Papa-Blogger auch zu dem Thema schreiben. Er möchte die Beispiele sammeln und daraus ein Plakat gestalten. Da Holger mich in seinem Aufruf namentlich erwähnt hat, komme ich seiner Aufforderung gerne nach.
Meine Kinder sind inzwischen schon 11 und 8 Jahre alt und ihnen werden inzwischen nicht mehr so viele Fragen von Fremden gestellt. Prinzipiell finde ich es auch nicht schlimm, wenn die Kinder ‘befragt’ werden, zeugt es doch von einem gewissen wohlwollenden Interesse an Kindern von Seiten der Fragestellenden. Richtig distanzlos und übergriffig waren die Fragen, die an sie gerichtet wurden, auch fast nie. Nur häufig relativ sinnfrei.
- “Hast du Hunger?” bzw. “Schmeckt dir der/die/das [irgendein Lebensmittel]?” – Eine dieser Fragen wurde häufig gestellt, wenn die Kinder gerade mit großer Hingabe irgendetwas gegessen haben. Das fanden sie als Antwort ausreichend.
- “Bist du müde?” – Eine Frage, die häufig kam, wenn die Kinder herzhaft gegähnt haben und somit so sinnfrei war, wie sich zu erkundigen, ob Wasser nass ist. Die Frage wurde selbstverständlich immer von den Kindern verneint.
- “Spielst du Geige [an die Tochter] / Cello [an den Sohn]?” – Auch dies Fragen, die sich nach dem Offensichtlichen erkundigen, da nicht davon auszugehen ist, dass die Kinder die Instrumente lediglich spazieren tragen.
- “Gehst du schon in die Schule / den Kindergarten?” “Macht es Spaß in der Schule / im Kindergarten?” – Beide Fragen beantworteten die Kinder für gewöhnlich mit einem knappen genuschelten “Hm.”, um jegliche Anschlusskommunikation abzuwürgen. Gelang aber meist nur mäßig.
- “Bist du Türkin?” – Das wurde die Tochter, die dunkelbraunes Haar und sehr dunkle Augen hat, mal von einem türkischen Mann, der in unserem Haus arbeitet, auf Türkisch gefragt. Als sie verneinte, fragte er – wieder auf auf Türkisch – “Bist du Araberin?” Auch das verneinte sie wahrheitsgemäß.
- “Möchtest du ein Stück Wurst?” – Diese Frage der Fleischfachverkäuferin bejahten Tochter und Sohn immer. Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen wurde ich nie gefragt. #ungerecht #aufschrei
- “Magst du ein Bonbon?” – Die Frage kam von einem älteren Herrn und richtete sich an die Tochter, die in einem Tobsuchtsanfall auf dem Boden lag. Auch wenn es der Senior nicht böse gemeint hat, habe ich kurz überlegt, ihn in den Schwitzkasten zu nehmen, habe aber aus pädagogischen Gründen Abstand davon genommen.
Was sind die klassischen Fragen, die eure Kinder von Fremden gestellt bekommen? Ihr könnt gerne hier kommentieren oder bei Holger auf ‘Papaganda’.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Die “nette” Frage von der “zuckersüßen” alten Dame zum wütenden Kind im Supermarkt: “Oh du Arme! Möchtest du yx haben und deine Mama kauft es dir nicht?!” Ebenso hilfreich wie der Versuch brennendes Speiseöl mit Wasser zu löschen *grmpf*
Ja, das sind Situationen, auf die Eltern gerne verzichten.
Oh, besten Dank fürs Mitmachen. Da sind wieder ein paar Perlen der Fragekultur dabei, die bestens auf ein Poster passen. Interessant finde ich die unterschiedlichen Einschätzungen. Du sagst, dass Fragen völlig ok sind, die meisten aber doch irgendwie sinnbefreit. Das stimmt so und ich unterschreibe das. Zumindest zu einem großen Teil. Ich dachte aber immer es handele sich dabei um eine Art Rückversicherung der Fragenden. Dass sie eben genau das bestätigt bekommen, was sie zu sehen glauben. Kompliziert. Bestes Beispiel oben: Kind isst und wird gefragt, ob es Hunger hat. Vielleicht führt man aber mit Fragen Smalltalk zwischen Kindern und Erwachsenen?
Interessant fand ich auch die Beobachtung von Mirka, dass Kinder sehr häufig “Kannst du…” Fragen gestellt werden.
Herr Buddenbohm glaubt an regionale Unterschiede, ich würde noch hinzufügen, dass meine Beobachtung mir verrät, dass es Unterschiede gibt, ob Mama oder Papa oder beide mit den Kindern unterwegs sind.
Dass die Tochter türkisch kann, das rechne ich ihr hoch an. Ich verstehe das leider nicht. Nochmal Danke, dass du dir die Zeit genommen und deine Fragen notiert hast.
Die Tochter versteht eigentlich auch kein türkisch, aber sie hat es geschlussfolgert, da der Mann Türke ist und sie zumindest das Wort ‘türkisch’ herausgehört hat (Türkçe?). Und das Wort ‘arabisch’ hat er wohl auf Deutsch eingeflochten.
Der komplett blau gekleidete Einjährige wird wirklich STÄNDIG gefragt: “Bist Du denn ein Junge oder ein Mädchen?”
Öhm… Ja. Was soll er sagen?! Er weiß es doch auch nicht
Bei der Tochter wurde das Geschlecht gar nicht erfragt, sondern es automatisch angenommen, dass sie ein Junge ist (auch wenn sie – was ganz selten war – mal einen rosa Strampler trug.
“Na, musst du heut eine Hose tragen? Du ziehst doch ganz bestimmt lieber Kleider an, Süße Maus!” – Diese intelligente Frage richtete ein betagter Herr an meinen damals 3jährigen Sohn
Vielleicht wollte der Mann auch mal gerne Kleider tragen?
Gerade neulich wieder war eine ältere Dame leicht beleidigt, weil ich nicht erlaubt habe, dass sie meiner Tochter (4) ein Bonbon schenkt. Wir sind uns nur zufällig auf der Straße begegnet, als wir auf dem Weg zum Auto waren und da fand ich das etwas unpassend. Die ewigen Fragen nach dem Geschlecht kenne ich auch, meiner Erfahrung nach werden Kinder immer dann für einen Jungen gehalten, wenn das Geschlecht nicht eindeutig zu erkennen ist. Wurst krieg ich im Supermarkt auch nie. Finde ich auch ungerecht.
Solche Situationen, in denen Fremde – in unserem Beisein – den Kindern Süßigkeiten schenken wollten, kennen wir auch. Zumindest haben sie aber immer gefragt und es war für sie okay, wenn wir es nicht wollten.