Wissen macht: Hä? – #03 | Alles rund um Halloween

„Wissen macht: Hä?“, meine immer noch recht neue Infotainment-Rubrik mit weiterhin mittelmäßig wenig Info und mittelmäßig viel tainment zu Jahres- und Feiertagen, geschichtlichen Ereignissen sowie aktuellem Zeitgeschehen. Wer regelmäßig „Wissen macht: Hä?“ liest wird wahrscheinlich nicht klüger, aber auch nicht dümmer. Vielleicht.


In Deutschland gehört es zum guten Ton, gegen Halloween zu sein. Zu kommerziell, zu okkult, zu amerikanisch. Vielleicht sagen auch Sie: „Bleib mir bloß weg mit diesem Ami-Mist.“ Damit liegen Sie allenfalls halb richtig. Und somit mindestens halb falsch. Das Halloweenfest hat seinen Ursprung nicht in den USA, sondern bei unseren rothaarigen Freunden in Irland. Die Amerikaner haben es lediglich populär gemacht.

Vielleicht sagen Sie jetzt: „Mensch, da hab‘ ich ja richtig was gelernt.“ In diesem Fall ist die Chance groß, dass die aktuelle „Wissen macht: Hä?“-Ausgabe noch viel mehr Neues für Sie zu bieten hat: zum Beispiel wie das mit Halloween anfing, woher der Name stammt, wie das Fest in die USA und später nach Deutschland kam, was der Kürbis mit Halloween zu tun hat und warum am 31. Oktober marodierende Kinder- und Jugendbanden durch die Straßen ziehen und nach Süßigkeiten verlangen.

1) Wer hat Halloween erfunden?

Nicht die Schweizer, sondern die Iren. Beziehungsweise die Kelten. Und auch nicht Halloween, sondern eine Art Prequel.

In vorchristlichen Zeiten feierten die Kelten am 31. Oktober Samhain. (Nicht zu verwechseln mit dem Berghain, wo zu unchristlichen Zeiten gefeiert wird.) Dieser Tag markierte den Start der kalten Jahreszeit und das Ende des Kalenderjahres. Samhain war quasi das keltische Silvesterfest. Ohne Musikantenstadl, Andi Borg und Carmen Nebel, aber trotzdem gruselig. Denn die Kelten glaubten, an Samhain kämen die Toten zu denjenigen Lebenden, die im nächsten Jahr sterben.

So eine Todesankündigung ist natürlich ein ziemlicher Silvesterfeten-Downer. Da wäre es naheliegend, sich zu verstecken und den Toten aus dem Weg zu gehen. Nicht so die Kelten: Sie verkleideten sich stattdessen so furchteinflößend, dass die Toten vor ihnen Angst hatten und sich lieber fernhielten. Was für ein bemerkenswerter Power-Move.

Die These, dass Halloween aus den Samhain-Bräuchen hervorgegangen ist, gilt mittlerweile als umstritten. Aber wir sind hier nicht bei Terra X und ich bin nicht Harald Lesch, also müssen sie sich mit halbgaren Fake-Fakten zufriedengeben. Ist ja auch alles kostenlos. Wenn nicht sogar umsonst.

Die gruseligsten Verkleidungen zu Halloween

2) Warum heißt Halloween Halloween?

Seinen Namen erhielt Halloween mit Ausbreitung des Christentums. Die Christen feierten am 01. November Allerheiligen. Da Halloween, das noch nicht so hieß, am Vorabend stattfand, dachte sich die Kirche den Namen „All Hallows Eve“ aus. Ein paar Becher Messwein später war die Artikulationsfähigkeit leicht eingeschränkt und – schwupps! – wurde daraus Halloween.

What the fuck is Allerheiligen?

Da Sie „Wissen macht: Hä?“ zu Weiterbildungszwecken lesen, gehe ich davon aus, dass Sie keinen Schimmer haben, was Allerheiligen ist. Deswegen hier ein kleiner Exkurs. Gewissermaßen eine „Wissen macht: Hä?“-Folge in einer „Wissen macht: Hä?“-Folge. Hä?

Allerheiligen ist ein christlicher Feiertag, an dem, wie der Name es vermuten lässt, an alle Heiligen gedacht wird. Das war notwendig, denn in den ersten Jahrhunderten des Christentums kam es zu einer regelrechten Heiligeninflation. Hattest du zu Lebezeiten auch nur den Anschein erweckt, ein Martyrium durchgemacht oder ein Wunder vollbracht zu haben, wurdest du nach deinem Ableben Rucki Zucki zum Heiligen gesprochen.

Da gingen der Kirche irgendwann schlicht die Tage aus, um jeden Heiligen und jede Heilige individuell zu bedenken. Deswegen führte sie kurzerhand einen Tag zu Ehren aller Heiligen ein. Etwas unpersönlich vielleicht, aber lösungsorientiert und pragmatisch.

Seit Anfang des 8. Jahrhunderts wird Allerheiligen am 01. November begangen. Um die Verwirrung perfekt zu machen, wurde im 10. Jahrhundert zusätzlich Allerseelen erfunden und auf den 02. November gelegt. Ein Feiertag mehr kann ja nicht schaden. An Allerseelen wird nicht, wie es der Name vermuten lässt, aller Seelen gedacht. Der Tag ist den Toten gewidmet, die sich im Fegefeuer befinden und noch ein wenig Überzeugungsarbeit bei Gott leisten müssen, damit sie in den Himmel dürfen.

Und noch ein Exkurs: Reformationstag

Halloween hat keine Exklusivrechte auf den 31. Oktober, sondern muss sich ihn mit dem Reformationstag teilen. Exactement an diesem Datum im Jahre 1517 brachte Martin Luther seine Unzufriedenheit mit der Kirche öffentlichkeitswirksam zum Ausdruck, indem er in einem Akt des Vandalismus seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. (Heute hätte er wahrscheinlich einen Podcast: „Luther-Futter: Gedanken zum moralischen Verfall der Kirche.“)

Der Reformationstag hat nichts mit Halloween zu tun. Allenfalls indirekt. Martin Luther hatte keine Freunde und war deswegen auf keine Halloween-Party eingeladen. Als er allein zuhause rumlümmelte, dachte er sich: „Da nutze ich doch den freien Abend, um endlich mal mein Thesen-Projekt abzuschließen.“ Ob er, nachdem er mit der Thesen-Nagelei fertig war, ins Wirtshaus gegangen ist und sich ein paar Kürbis-Biere reingelötet hat, ist nicht überliefert.

Dass de Maddin seine Thesen an die Wittenberger Schlosskirchentür gekloppt hat, ist übrigens auch Fake News. Aber das ist hier immer noch „Wissen macht: Hä?“ und nicht Terra X, ich bin weiterhin nicht Harald Lesch und Sie müssen, wie bisher, für diesen Sermon nichts löhnen. Somit schicken Sie etwaige Beschwerden bitte an idontgiveashit@familienbetrieb.info.


Weiter zu Teil 2


Alle Folgen von “Wissen macht: Hä?” finden Sie hier.


Sie möchten informiert werden, damit Sie nie wieder, aber auch wirklich nie wieder einen Familienbetrieb-Beitrag verpassen?


2 Kommentare zu “Wissen macht: Hä? – #03 | Alles rund um Halloween

  1. Ich finde den Artikel gut recherchiert.
    Bei dem Abschnitt mit dem Verkleiden hätte ich aber noch hinzugefügt, dass die Kürbisse aus Amerika (genau wie Kartoffeln – In Deutschland gab es vor der Kartoffel nur Weizen.) stammen. Ebenso wie die Ableitung dazu.
    Die Kelten haben nämlich Rübenlaternen geschnitzt gegen die Untoten.

    Aber dennoch alles sehr gut beschrieben. Die echten Christen dürfen auch das keltische Fest feiern. Da gibt es keine Verteufelung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert